Die diesjährigen Programmschwerpunkte:
Adonis – Die Poesie des Bildes
Blick ins Tal
Übersetzungskolloquium mit Yael Inokai
Seit Ende der 1980er-Jahre begleitet das literarische Werk des Schriftstellers und Dichters Adonis auch ein reiches, bildkünstlerisches Œuvre – bestehend aus Zeichnungen, Collagen und Übermalungen. Mit diesen Zusammenführungen von Bild und geschriebenem Wort interpretiert und überträgt der Schriftsteller dabei nicht nur seine eigenen Zeilen in eine bildkünstlerische Formensprache, sondern auch jene besonders geschätzter Dichter – von der Antike bis in die jüngste Zeit. Gleichsam als wolle er den Charakter, die Natur von Gedicht und Text betonen und interpretieren. Ein Anliegen, das ihn auch als Dichter und Autor antreibt. So notiert Stefan Weidner, Übersetzer seiner Schriften, im Nachwort zu einem Gedichtband, dass es ihm stets ein Anliegen sei «mittels der Sprache auf neue Wahrnehmungsebenen»1 vorzustossen.
Dieses Schrift-Bild ist dabei neben den Gedichten und Essays als eigenständiges künstlerisches Werk zu betrachten. Wobei die enge Verwebung von Wort und Bild auch in der Materialität erhalten bleibt: Adonis arbeitet zumeist auf Papier. Häufig mit Tusche oder Tinte. Er collagiert, bringt Textilien und Fundstücke aus seinem Alltag auf den Bildträger.
Titel für die Werke finden sich indes nicht, oder nur selten. Denn im Grunde haben die Texte im Moment ihres ursprünglichen Entstehens schon Titel gehabt, die nun eine neue, bildkünstlerische Zuwendung erfahren haben.
Die für diese Ausstellung ausgewählten Werke sind im wesentlichen Arbeiten zu Gedichten aus seiner wohl bedeutendsten Publikation
Neben Adonis’ eigenen Dichtungen findet sich aber auch eine Hommage an andere grosse Vertreter seines Faches. Und schliesslich auch der Verweis auf historische, antike Orte und Dichtung. Auf zehn grossen Bannern finden wir «Mu’allaqat» (dt.: «Die hängenden Gedichte»), jene Verse, die der Erzählung nach im Inneren der Kaaba in Mekka hängen und damit Zeugnis geben von der reichen dichterischen Tradition, die auch heute noch wenig Anerkennung findet im westeuropäischen Literaturkanon.
Mit seinen Bild-Kompositionen ist Adonis damit sowohl Künstler als auch Advokat – Fürsprecher und Werbender für eine hierzulande noch weiter zu entdeckende Schrifttradition.
Dorothea Schöne, Kuratorin der Ausstellung
1 Stefan Weidner, Nachwort, in: Adonis. Verwandlungen eines Liebenden. Gedichte 1958–1971, Frankfurt am Main 2014, S. 331–348, hier S. 338.
Gespräch mit Adonis, der Kuratorin Dorothea Schöne und Stefan Weidner
Ort und Zeit siehe Detailprogramm
Ausstellung: 20.–26.6.2023
in der Galerie St. Laurent
und im Alten Bahnhof, Leukerbad
Öffnungszeiten:
Während des Festivals: 10–18 Uhr
Vor und nach dem Festival: 13–17 Uhr
Die Bilder sind eine Auswahl aus der in Leukerbad gezeigten Ausstellung. Ein Verzeichnis aller präsentierten Werke liegt in den Ausstellungsräumen auf.
Raus aus den Bergen und rein ins Tal. Wir blicken über den Tellerrand von Leukerbad hinaus und öffnen einen Raum für Autor:innen aus dem ganzen Kanton Wallis. In diesem Pilotprojekt arbeiten das MEEL, das neue Walliser Literaturhaus und das Literaturfestival Leukerbad erstmals zusammen, um die Walliser Literaturszene vorzustellen.
Beim «Blick ins Tal» widmen wir uns der Frage, mit welchen Chancen und Herausforderungen sich Autor:innen im Wallis in ihrer Arbeit konfrontiert sehen. Zweisprachigkeit, geografische Eigenheiten, die Nähe zum französischen und deutschen Markt – was beschäftigt die lokalen Autor:innen wirklich?
Zum Austausch treffen sich die vier Autor:innen Rolf Hermann, Jérôme Meizoz, Abigail Seran und Céline Zufferey an einer table ronde. Um das Wallis adäquat zu repräsentieren, wird dieser Austausch zweisprachig auf Deutsch und Französisch stattfinden und zeigen, dass das Wallis nicht nur Wein und Aprikosen zu bieten hat, sondern auch eine lebendige, diverse Literaturszene, die mit dem «Blick ins Tal» dieses Jahr zum ersten Mal eine breite Vertretung am Literaturfestival Leukerbad findet.
Das MEEL, das Haus der Schriftstellerinnen, Schriftsteller und Literaturen (Maison des écrivaines, des écrivains et des littératures, MEEL) ist ein Ort des Empfangs, des Austauschs und der Ausbildung für Autor:innen, unabhängig von ihrem Werdegang und ihrem Niveau, ob sie am Anfang ihres Schreibprozesses stehen, oder bereits erfahrene Autor:innen sind.
Das MEEL, gegründet 2022, befindet sich im Schloss Monthey, nur wenige Schritte vom Hauptplatz entfernt. Es versteht sich als weltoffener Raum für Schriftsteller:innen in erster Linie aus dem Wallis, aber auch aus der Romandie und sogar über die Landes- und Sprachgrenzen hinaus. Das MEEL bietet Unterstützung, Förderung und Entwicklungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund arbeitet das MEEL mit zahlreichen regionalen Walliser, Waadtländer, Westschweizer und französischen Institutionen zusammen, die in den Bereichen Literatur, Theater, Film und Vereinswesen tätig sind, unabhängig davon, ob es sich um Kulturinstitutionen handelt oder nicht.
Weiterbildung, Kurse, Vernissagen, Konferenzen, ein warmer und angenehmer Arbeitsort – das MEEL bietet Schriftsteller:innen ein Dach, damit sie schaffen, aufblühen und erblühen können, mit dem Ziel, alle Literaturen zum Strahlen zu bringen.
Samstag, 24. Juni 2023
Ort und Zeit siehe Detailprogramm
www.meel.ch
Übersetzer:innen sind nicht nur besonders gewissenhafte Leser:innen, sondern auch wichtige Vermittler:innen zwischen Sprachen und Kulturen. In Kooperation mit dem Literarischen Colloquium Berlin (LCB) und unterstützt durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, das Centre de traduction littéraire Lausanne (CTL) und Palais Valais sind auch in diesem Jahr Übersetzer:innen deutschsprachiger Literatur nach Leukerbad eingeladen, die sich mit Literatur aus der Schweiz beschäftigen.
Im Mittelpunkt des zweitägigen Workshops steht immer ein aktuelles Werk eines Schweizer Autors, einer Schweizer Autorin – in diesem Jahr der Roman
Die Teilnehmerinnen berichten im Rahmen des Literaturfestivals Leukerbad von den Ergebnissen der Werkstatt und ihrer Arbeit als Grenzgänger:innen zwischen den Kulturen.
Zu den Gastautor:innen des Übersetzungskolloquiums gehörten bisher Peter Weber, Michel Mettler, Lukas Bärfuss, Katharina Faber, Rolf Lappert, Melinda Nadj Abonji, Christoph Simon, Arno Camenisch, Jonas Lüscher, Peter Stamm, Monique Schwitter, Urs Mannhart, Nora Gomringer, Gianna Molinari und Ariane Koch.
Einblick ins Übersetzungskolloquium
Samstag, 24. Juni 2023, 10 Uhr