Rund ein Dutzend Partner­institutionen aus dem In- und Ausland tragen jedes Jahr zu einem reichen und hoch­karätigen Programm am Literatur­festival Leukerbad bei, durch gemein­same Projekte, Kolla­borationen und Kontakte. 2015 wurde das Internationale Literatur­festival in Odessa erstmals durchgeführt, eine Koproduktion des Internationalen Literatur­festivals Leukerbad und des Internationalen Literatur­festivals Berlin, die 2023 bereits zum neunten Mal stattfinden wird.

Unser Netzwerk

LCB Literarisches Colloquium Berlin

Künstlerprogramm des DAAD Berlin

CTL Centre de traduction littéraire de Lausanne

Spycher: Literaturpreis Leuk

Schulhausroman / Roman d’école

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Fondation Rilke

Médiathèque Sion

MEEL

Internationales Literaturfestival Berlin

Internationales Literaturfestival Odessa

Kultur Wallis / Culture Valais

Reportagen

ZAP Brig / Orell Füssli

Monthey meets Leukerbad

30 Young Poets lesen bilingue aus ihren deux Romanen

Monthey meets Leukerbad

Zweisprachigkeit, bilinguisme ist im Wallis gross geschrieben. Ausdauernd ringt der Kanton um sprach­grenz­überschreitende Gemeinsam­keit. In der Theorie gibt es dafür schmucke Lösungen, in der Praxis ist es Knochen­arbeit. Die wechsel­seitigen Ängste, das Einander-nicht-Kennen gründen tief. Dagegen hilft nur eins: sich begegnen. Immer und immer wieder.

Diese Taktik hat sich Schulhaus­roman/Roman d’école zu eigen gemacht. Das Projekt – soeben mit dem Schweizer Literatur­preis für Ver­mittlung ausge­zeichnet – wurde 2005 in Zürich gegründet. Inzwischen haben in 17 Kantonen 200 Klassen in einer der vier Landes­sprachen und/oder weiteren Idiomen einen Kollektiv­roman verfasst, immer begleitet von Profi-Autor:innen; seit 2009 gibt es das Projekt auch in Deutschland und Österreich, wo bisher über 100 Schulhaus­romane entstanden.

Und wie in der Solo-Literatur üblich, wird auch beim kollektiv verfassten Schulhaus­roman die Schreib­arbeit mit einer Vernissage für das fertige Werk abgeschlossen. Mittler­weile fanden einige hundert solcher «Massen­lesungen» statt, dies immer an öffentlichen Kultur­orten wie Literatur­häusern, Theatern, Museen, aber auch in Wirtshaus­sälen und Parlaments­gebäuden – oder in einem ehemaligen Thermal­bad: der heutigen Galerie St. Laurent Leukerbad.

Für die schreibenden Jugendlichen sind diese Veranstaltungen spannend, eine Heraus­forderung und eine Zumutung zugleich. Locker vom Hocker würden sie ihr Werk dem Gesamt­bundesrat vorlesen, hingegen gibt es für sie nichts Schwierigeres, als vor Peers aufzutreten. Niemand ist schärfer in der Rezeption, gnaden­loser in der Kritik als Gleich­altrige – weil sie 1:1 vergleichen können.

Vor diesem Hinter­grund gebührt besonderer Respekt jenen zwei Klassen der OS Leukerbad und des CO Monthey, die heuer am Internationalen Literaturfestival auftreten. Und zwar tun dies die rund 30 Jugendlichen an diesem 23. Juni gleich zweimal: zuerst um die Mittags­stunde im Château von Monthey, wo seit Anfang Jahr die neu gegründete Maison des écrivaines, des écrivains et des littératures MEEL daheim ist; nach dieser Lunch­lesung geht es dann per Bus ins Dala­tal zum «Rückspiel» im St. Laurent.

Mit von der Partie auf dieser literarischen Reise über Sprach- und andere Gräben sind: die beiden Schreib­trainer Nicolas Couchepin und Rolf Hermann, die MEEL-Leiterin Abigail Seran, die Leukerbadner Schul­leiterin Juventa Zengaffinen, die Lehr­personen Stéphanie Dias, Bettina Gruber, André Marty, Christine Maxwell bzw. Véronique Borgeaud und Bernard Mariéthoz. In Monthey wird der Schul­direktor Nicolas Rey-Bellet ein Gruss­wort ausrichten, in Leukerbad der Gemeinde­rat Ralph Lorenz.


Ja, so kommt man zusammen.


Als Vorgeschmack hier der Klappen­text von Schulhaus­roman Nr. 143


Ein Tag mit James:
Kennst du Leukerbad? Weisst du, dass der amerikanische Schriftsteller James Baldwin 1951 in Leukerbad war? War das wirklich 1951? War das nicht letzte Woche? Oder vielleicht gestern? In diesem Buch darf James Baldwin noch einmal nach Leukerbad. Er trifft dort auf eine Gruppe von Jugendlichen, die ihm zeigt, wie man heute so lebt in Leukerbad. Was, so überlegen sie, könnte der berühmte Autor gerne unternehmen wollen? Ski­fahren? Oder vielleicht reiten? Oder hat er Lust auf ein Fondue oder einen Cheese­burger? Wer James, Leukerbad und die 9. Klasse OS besser kennenlernen will: Einfach reinlesen!


Der Roman d’école von Monthey war bei Redaktions­schluss des Programmheftes noch in Arbeit.

Lesung der Leukerbadner Schülerinnen und Schüler: Freitag, 23. Juni, 17 Uhr
Weitere Informationen:
www.schulhausroman.ch, www.romandecole.ch
Mit Unterstützung von Kulturfunken/Dienststelle für Kultur des Kantons Wallis und der Lotérie Romande.

Das Centre de traduction littéraire de Lausanne – CTL

Das Centre de traduction littéraire de Lausanne (CTL) wurde 1989 mit dem Ziel gegründet, eine Platt­form für das Gespräch über das litera­rische Über­setzen anzubieten und zugleich den Dialog zwischen Theorie und Praxis sowie unter den Über­setzer:innen zu fördern. Das Tätigkeits­feld ist weit und viel­seitig: Zusätzlich zu Konferenzen und wissenschaftlichen Forschungs­projekten an der Uni­versität Lausanne organisiert das CTL öffentliche Lesungen mit Autor:innen und Über­setzer:innen aus allen Sprachen. Bei der Verleihung des Spezial­preises Vermittlung, mit dem das Bundes­amt für Kultur das CTL 2019 ausgezeichnet hat, hiess es: «Das CTL zeigt die Wichtig­keit des Über­setzens auf und befasst sich mit seinen Heraus­forderungen, seinem Reich­tum und der Freude, die es bereitet.»

Das CTL editiert ausserdem in einer eigenen Reihe literarische Über­setzungen und theoretische Arbeiten aus dem Bereich der Übersetzungs­wissenschaft und arbeitet mit verschiedenen Schweizer Verlagen und Institutionen an Übersetzungs­projekten.

Auf der Webseite des CTL finden sich Aktualitäten aus den unter­schiedlichen Bereichen des literarischen Über­setzens für den Nachwuchs und die professionellen Über­setzer:innen (Werkstatt-Ausschreibungen, Lesungen, Neuigkeiten zum Berufs­feld), zusätzlich zu einer Daten­bank der literarischen Über­setzer:innen der Schweiz.

Seit über zehn Jahren wird im Rahmen des Master ès Lettres der Universität Lausanne ein Master­programm «Literarisches Über­setzen» mit zehn verschiedenen Sprachen von Deutsch bis Urdu angeboten, mit dem Ziel, den Nachwuchs im Bereich literarisches Über­setzen in der Schweiz auszubilden. Das «Programme Gilbert Musy – Master class de traduction littéraire» zeichnet in Ergänzung dazu seit 2018 eine Über­setzerin oder einen Über­setzer von Welt­format für die hervor­ragende Qualität ihrer/seiner Arbeit mit einem Stipendium aus. Eine Master Class und andere Formate ermöglichen es, Hand­werk und Kunst des Über­setzens zu diskutieren. Im Frühling 2023 ist Marion Graf, Literatur­kritikerin, Heraus­geberin u. a. der Revue de Belles-Lettres und Über­setzerin deutschsprachiger und russischer Literatur ausgezeichnet. An drei Samstagen begleitet sie den Über­setzer:innen-Nachwuchs in der «mission impossible», aus den Bildern, Rhythmen und Satz­schlaufen eines originalen Gedichts ein sinn­volles und stimm­haftes «poème» auf Französisch zu schreiben.

In diesem Jahr hat das CTL gemeinsam mit dem Literaturfestival den Autor Thomas Flahaut und den Übersetzer Yves Raeber nach Leukerbad eingeladen.
unil.ch/ctl

23 Jahre Spycher: Literaturpreis Leuk

Der Spycher: Literatur­preis Leuk, von der Stiftung Schloss Leuk jährlich vergeben, bleibt in seiner Art einzig­artig: Die Ausgezeichneten werden für fünf Jahre nach Leuk eingeladen.

Einzigartig sind die zahlreichen wunderbaren Freund­schaften, die während dieser Zeit zum Ort und zur Bevölkerung entstehen. Felicitas Hoppe kommt seit Jahren regel­mässig nach Leuk und hat diesem Ort mit der Erzählung Der beste Platz der Welt eine bleibende literarische Liebes­erklärung gewidmet. Thomas Lehr lässt sich auf Wanderungen zu Texten inspirieren, die in der NZZ veröffentlicht werden. Radka Denemarková, Preis­trägerin 2020, hat während eines längeren Aufenthaltes hier in Leuk nicht nur an einem neuen Roman geschrieben, sondern viele Leuker Freundinnen und Freunde gewonnen. Weitere Beispiele liessen sich nennen, was ein Literatur­preis an Begegnung, Inspiration und Wert­schätzung ermöglicht.

Der slowenische Schriftsteller Aleš Šteger bereichert als letzt­jähriger Träger des Spycher: Literatur­preises Leuk die Liste der bisherigen Preis­trägerinnen und Preis­träger mit Zsófia Bán, Lukas Bärfuss, Joanna Bator, Marcel Beyer, John Burnside, Mircea Cărtărescu, Radka Denemarková, Gerhard Falkner, Lavinia Greenlaw, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe, Stefan Hertmans, Thomas Hettche, Michael Hofmann, Barbara Honigmann, Helena Janeczek, Abbas Khider, Barbara Köhler (1959–2021), László Krasznahorkai, Thomas Lehr, Sibylle Lewitscharoff (1954–2023), Martin Mosebach, Marie NDiaye, Ulrich Peltzer, Michael Roes, Daniel de Roulet, Gilles Rozier, Judith Schalansky, Katharina Schultens, Michail Schischkin, Alissa Walser, Adam Zagajewski (1945–2021).


Die Jury mit Thomas Geiger, Sabine Dörlemann und Christian Döring nominiert die neue Preis­trägerin oder den neuen Preis­träger im Juni.

Die Verleihung des Spycher: Literaturpreises Leuk 2023 findet am Sonntag, 17. September 2023, 11 Uhr im Schloss Leuk statt. Herzlich willkommen in Leuk!
spycher-literaturpreis.ch

28. Inter­nationales Literatur­festival Leukerbad: 21.–23.6.2024