Rund ein Dutzend Partnerinstitutionen aus dem In- und Ausland tragen jedes Jahr zu einem reichen und hochkarätigen Programm am Literaturfestival Leukerbad bei, durch gemeinsame Projekte, Kollaborationen und Kontakte. 2015 wurde das Internationale Literaturfestival in Odessa erstmals durchgeführt, eine Koproduktion des Internationalen Literaturfestivals Leukerbad und des Internationalen Literaturfestivals Berlin, die 2023 bereits zum neunten Mal stattfinden wird.
LCB Literarisches Colloquium Berlin
Künstlerprogramm des DAAD Berlin
CTL Centre de traduction littéraire de Lausanne
Schulhausroman / Roman d’école
Internationales Literaturfestival Berlin
Internationales Literaturfestival Odessa
Kultur Wallis / Culture Valais
Zweisprachigkeit, bilinguisme ist im Wallis gross geschrieben. Ausdauernd ringt der Kanton um sprachgrenzüberschreitende Gemeinsamkeit. In der Theorie gibt es dafür schmucke Lösungen, in der Praxis ist es Knochenarbeit. Die wechselseitigen Ängste, das Einander-nicht-Kennen gründen tief. Dagegen hilft nur eins: sich begegnen. Immer und immer wieder.
Diese Taktik hat sich Schulhausroman/
Und wie in der Solo-Literatur üblich, wird auch beim kollektiv verfassten Schulhausroman die Schreibarbeit mit einer Vernissage für das fertige Werk abgeschlossen. Mittlerweile fanden einige hundert solcher «Massenlesungen» statt, dies immer an öffentlichen Kulturorten wie Literaturhäusern, Theatern, Museen, aber auch in Wirtshaussälen und Parlamentsgebäuden – oder in einem ehemaligen Thermalbad: der heutigen Galerie St. Laurent Leukerbad.
Für die schreibenden Jugendlichen sind diese Veranstaltungen spannend, eine Herausforderung und eine Zumutung zugleich. Locker vom Hocker würden sie ihr Werk dem Gesamtbundesrat vorlesen, hingegen gibt es für sie nichts Schwierigeres, als vor Peers aufzutreten. Niemand ist schärfer in der Rezeption, gnadenloser in der Kritik als Gleichaltrige – weil sie 1:1 vergleichen können.
Vor diesem Hintergrund gebührt besonderer Respekt jenen zwei Klassen der OS Leukerbad und des CO Monthey, die heuer am Internationalen Literaturfestival auftreten. Und zwar tun dies die rund 30 Jugendlichen an diesem 23. Juni gleich zweimal: zuerst um die Mittagsstunde im Château von Monthey, wo seit Anfang Jahr die neu gegründete Maison des écrivaines, des écrivains et des littératures MEEL daheim ist; nach dieser Lunchlesung geht es dann per Bus ins Dalatal zum «Rückspiel» im St. Laurent.
Mit von der Partie auf dieser literarischen Reise über Sprach- und andere Gräben sind: die beiden Schreibtrainer Nicolas Couchepin und Rolf Hermann, die MEEL-Leiterin Abigail Seran, die Leukerbadner Schulleiterin Juventa Zengaffinen, die Lehrpersonen Stéphanie Dias, Bettina Gruber, André Marty, Christine Maxwell bzw. Véronique Borgeaud und Bernard Mariéthoz. In Monthey wird der Schuldirektor Nicolas Rey-Bellet ein Grusswort ausrichten, in Leukerbad der Gemeinderat Ralph Lorenz.
Ja, so kommt man zusammen.
Als Vorgeschmack hier der Klappentext von Schulhausroman Nr. 143
Ein Tag mit James:
Kennst du Leukerbad? Weisst du, dass der amerikanische Schriftsteller James Baldwin 1951 in Leukerbad war? War das wirklich 1951? War das nicht letzte Woche? Oder vielleicht gestern? In diesem Buch darf James Baldwin noch einmal nach Leukerbad. Er trifft dort auf eine Gruppe von Jugendlichen, die ihm zeigt, wie man heute so lebt in Leukerbad. Was, so überlegen sie, könnte der berühmte Autor gerne unternehmen wollen? Skifahren? Oder vielleicht reiten? Oder hat er Lust auf ein Fondue oder einen Cheeseburger? Wer James, Leukerbad und die 9. Klasse OS besser kennenlernen will: Einfach reinlesen!
Der Roman d’école von Monthey war bei Redaktionsschluss des Programmheftes noch in Arbeit.
Lesung der Leukerbadner Schülerinnen und Schüler: Freitag, 23. Juni, 17 Uhr
Weitere Informationen: www.schulhausroman.ch, www.romandecole.ch
Mit Unterstützung von Kulturfunken/Dienststelle für Kultur des Kantons Wallis und der Lotérie Romande.
Das Centre de traduction littéraire de Lausanne (CTL) wurde 1989 mit dem Ziel gegründet, eine Plattform für das Gespräch über das literarische Übersetzen anzubieten und zugleich den Dialog zwischen Theorie und Praxis sowie unter den Übersetzer:innen zu fördern. Das Tätigkeitsfeld ist weit und vielseitig: Zusätzlich zu Konferenzen und wissenschaftlichen Forschungsprojekten an der Universität Lausanne organisiert das CTL öffentliche Lesungen mit Autor:innen und Übersetzer:innen aus allen Sprachen. Bei der Verleihung des Spezialpreises Vermittlung, mit dem das Bundesamt für Kultur das CTL 2019 ausgezeichnet hat, hiess es: «Das CTL zeigt die Wichtigkeit des Übersetzens auf und befasst sich mit seinen Herausforderungen, seinem Reichtum und der Freude, die es bereitet.»
Das CTL editiert ausserdem in einer eigenen Reihe literarische Übersetzungen und theoretische Arbeiten aus dem Bereich der Übersetzungswissenschaft und arbeitet mit verschiedenen Schweizer Verlagen und Institutionen an Übersetzungsprojekten.
Auf der Webseite des CTL finden sich Aktualitäten aus den unterschiedlichen Bereichen des literarischen Übersetzens für den Nachwuchs und die professionellen Übersetzer:innen (Werkstatt-Ausschreibungen, Lesungen, Neuigkeiten zum Berufsfeld), zusätzlich zu einer Datenbank der literarischen Übersetzer:innen der Schweiz.
Seit über zehn Jahren wird im Rahmen des Master ès Lettres der Universität Lausanne ein Masterprogramm «Literarisches Übersetzen» mit zehn verschiedenen Sprachen von Deutsch bis Urdu angeboten, mit dem Ziel, den Nachwuchs im Bereich literarisches Übersetzen in der Schweiz auszubilden. Das «Programme Gilbert Musy – Master class de traduction littéraire» zeichnet in Ergänzung dazu seit 2018 eine Übersetzerin oder einen Übersetzer von Weltformat für die hervorragende Qualität ihrer/seiner Arbeit mit einem Stipendium aus. Eine Master Class und andere Formate ermöglichen es, Handwerk und Kunst des Übersetzens zu diskutieren. Im Frühling 2023 ist Marion Graf, Literaturkritikerin, Herausgeberin u. a. der Revue de Belles-Lettres und Übersetzerin deutschsprachiger und russischer Literatur ausgezeichnet. An drei Samstagen begleitet sie den Übersetzer:innen-Nachwuchs in der «mission impossible», aus den Bildern, Rhythmen und Satzschlaufen eines originalen Gedichts ein sinnvolles und stimmhaftes «poème» auf Französisch zu schreiben.
In diesem Jahr hat das CTL gemeinsam mit dem Literaturfestival den Autor Thomas Flahaut und den Übersetzer Yves Raeber nach Leukerbad eingeladen.
unil.ch/ctl
Der Spycher: Literaturpreis Leuk, von der Stiftung Schloss Leuk jährlich vergeben, bleibt in seiner Art einzigartig: Die Ausgezeichneten werden für fünf Jahre nach Leuk eingeladen.
Einzigartig sind die zahlreichen wunderbaren Freundschaften, die während dieser Zeit zum Ort und zur Bevölkerung entstehen. Felicitas Hoppe kommt seit Jahren regelmässig nach Leuk und hat diesem Ort mit der Erzählung Der beste Platz der Welt eine bleibende literarische Liebeserklärung gewidmet. Thomas Lehr lässt sich auf Wanderungen zu Texten inspirieren, die in der NZZ veröffentlicht werden. Radka Denemarková, Preisträgerin 2020, hat während eines längeren Aufenthaltes hier in Leuk nicht nur an einem neuen Roman geschrieben, sondern viele Leuker Freundinnen und Freunde gewonnen. Weitere Beispiele liessen sich nennen, was ein Literaturpreis an Begegnung, Inspiration und Wertschätzung ermöglicht.
Der slowenische Schriftsteller Aleš Šteger bereichert als letztjähriger Träger des Spycher: Literaturpreises Leuk die Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger mit Zsófia Bán, Lukas Bärfuss, Joanna Bator, Marcel Beyer, John Burnside, Mircea Cărtărescu, Radka Denemarková, Gerhard Falkner, Lavinia Greenlaw, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe, Stefan Hertmans, Thomas Hettche, Michael Hofmann, Barbara Honigmann, Helena Janeczek, Abbas Khider, Barbara Köhler (1959–2021), László Krasznahorkai, Thomas Lehr, Sibylle Lewitscharoff (1954–2023), Martin Mosebach, Marie NDiaye, Ulrich Peltzer, Michael Roes, Daniel de Roulet, Gilles Rozier, Judith Schalansky, Katharina Schultens, Michail Schischkin, Alissa Walser, Adam Zagajewski (1945–2021).
Die Jury mit Thomas Geiger, Sabine Dörlemann und Christian Döring nominiert die neue Preisträgerin oder den neuen Preisträger im Juni.
Die Verleihung des Spycher: Literaturpreises Leuk 2023 findet am Sonntag, 17. September 2023, 11 Uhr im Schloss Leuk statt. Herzlich willkommen in Leuk!
spycher-literaturpreis.ch
28. Internationales Literaturfestival Leukerbad: