AUTORINNEN UND AUTOREN
Am 21. Internationalen Literaturfestival
Leukerbad nehmen teil:
Europa
Lukas Bärfuss, Schweiz
Zsuzsanna Gahse, Schweiz
Pedro Lenz mit Brunner Duo, Schweiz
Jonas Lüscher, Schweiz
Urs Mannhart, Schweiz
Adolf Muschg, Schweiz
Frédéric Pajak, Schweiz
Dragica Rajčić, Schweiz
Daniel Schwartz, Schweiz
Monique Schwitter, Schweiz
Anita Siegfried, Schweiz
Maxim Biller, Deutschland
Barbara Köhler, Deutschland
Jan Philipp Reemtsma, Deutschland
Anja Utler, Deutschland
Benedict Wells, Deutschland
Karl-Markus Gauss, Österreich
Sabine Gruber, Österreich
Raoul Schrott, Österreich
Clemens J. Setz, Österreich
Jérôme Ferrari, Frankreich
Shumona Sinha, Frankreich/Indien
Zsófia Bán, Ungarn*
Bora Ćosić, Serbien
Dubravka Ugrešić, Kroatien
Julia Kissina, Ukraine
Viktor Jerofejew, Russland
Vladimir Sorokin, Russland
Afrika / Arabischer Raum
Youssef Rakha, Ägypten
Adonis, Syrien/Libanon
Asien
Pankaj Mishra, Indien
Nordamerika
Anne Carson, Kanada
Deborah Feldman, USA
Eliot Weinberger, USA
Ozeanien
Lloyd Jones, Neuseeland*
* in Zusammenarbeit mit dem DAAD Berlin
ADONIS
Adonis ist der bedeutendste Dichter der arabischen Welt. Er wurde 1930 unter dem Namen Ali Ahmed Said Esber in Syrien geboren. Er studierte Philosophie in Damaskus, hatte Professuren an mehreren Universitäten.
Als ältestes von sechs Kindern wuchs er in einem ärmlichen Dorf im nordsyrischen Küstengebirge nahe der Stadt Latakia auf. Der Vater, Landwirt und alawitischer Imam des Dorfes, vermittelte seinem Sohn eine traditionell arabisch-islamische Bildung – Koran lesen und fromme Gedichte rezitieren. An der Universität Damaskus studierte Adonis deutsche und französische Philosophie.
Das Werk des Autors ist stark durch seinen Lebensweg bestimmt. Er erlebte den Prozess hin zur Unabhängigkeit des Landes, bei dem er Demonstrationen und Aktivitäten gegen die in Syrien stationierten französischen Streitkräfte organisierte. Während seines Militärdienstes von 1954 bis 1956 verbrachte er wegen politischer Aktivitäten elf Monate im Gefängnis. Dann ging er 1956 ins liberalere Beirut, wo er als Lehrer, Journalist und Literaturkritiker tätig war. In der Zeitschrift «Shir» machte Adonis die arabische Welt mit der lyrischen Moderne vertraut. Aus Sicherheitsgründen verliess er 1986 Beirut und zog nach Paris. Über Jahrzehnte gestaltete er die dichterische Avantgarde nicht nur Syriens, sondern des gesamten arabischen Raums mit.
Bis zu seiner Emeritierung lehrte Adonis arabische Poesie am Collège de France. Er betont stets: «Ich gehöre zu den Leuten, die die Fehlentwicklungen der Araber in ihrer eigenen Geschichte suchen, nicht ausserhalb».
Der verstorbene palästinensische Intellektuelle Edward Said nannte Adonis den «waghalsigsten und provozierendsten arabischen Dichter der Gegenwart».
DER BAUM DES ORIENTS. Gedichte. Aus dem Arabischen von Suleman Taufiq. Edition Orient 2016
DER WALD DER LIEBE IN UNS. Liebesgedichte. Aus dem Französischen von Ingeborg Waldinger. Jung & Jung Verlag 2013
WORTGESANG. VON DER DICHTUNG ZUR REVOLUTION. Essays. Herausgegeben von Stefan Weidner. Aus dem Arabischen von Rafael Sanchez Nitzl. S. Fischer Verlag 2012
VERWANDLUNGEN EINES LIEBENDEN. Gedichte 1958–1971. Aus dem Arabischen von Stefan Weidner. S. Fischer Verlag 2011
ZSÓFIA BÁN
Als die knapp 50-jährige Zsófia Bán 2007 mit ABENDSCHULE ihr Debüt vorlegte, war das Erstaunen gross angesichts der formalen Kühnheiten und der sprachlichen Kapriolen dieses Erstlingswerkes. Diese «Fibel für Erwachsene» kam daher im Gewand eines enzyklopädischen Lesebuchs, das listig in weit gespannte Fächer eingeteilt war: Chemie, Französisch, Geschichte, Geografie, Leibeserziehung, Pause. Zudem griff die gelehrte und gelernte Amerikanistin, die an der Universität in Budapest unterrichtet, in den einzelnen Erzählungen auf altbekannte Figuren und Stoffe der Literatur- und Kulturgeschichte zurück.
Zsófia Bán – die Tochter von Holocaust-Überlebenden – lässt das unterhalb der spielerischen Oberfläche dieser Erzählungen waltende dunkle Gravitationszentrum nur an wenigen Stellen durchscheinen.
Auch in ihrem zweiten Erzählband ALS NUR DIE TIERE LEBTEN fächert die Schriftstellerin vermeintlich disparate Lebensgeschichten auf und legt ihre ungeahnten Zusammenhänge bloss: Emigration und Entwurzelung; das Leben davor und das Leben danach – und der Riss, den diese innere Entzweiung in einem selbst auslöst. Denn wer – wie die Autorin – zum Jahrgang 1957 in Ungarn gehört, kam ein Jahr nach der Revolution von 1956 zur Welt. Und wer – wie die Autorin – in Südamerika aufwuchs, weiss um all die exilierten Ungarn, die das Land nach 1956 verliessen. Auch die Heldinnen in diesen Erzählungen sind Mitte der 50er Jahre in die vermeintliche Idylle tropischer Gefilde geflohen. Doch dort holt sie alle ihr altes Leben wieder ein.
Zsófia Báns Prosa fordert zu einem Tanz über dem Abgrund heraus – und zur Lust an der so wunderbaren wie schwierigen Freiheit der Interpretation.
ALS NUR DIE TIERE LEBTEN. Aus dem Ungarischen von Terézia Mora. Suhrkamp Verlag 2014.
ABENDSCHULE. FIBEL FÜR ERWACHSENE. Aus dem Ungarischen von Terézia Mora. Suhrkamp Verlag 2012.
In Zusammenarbeit mit dem DAAD Berlin.
MAXIM BILLER
Maxim Biller wurde 1960 in Prag geboren. Nach dem gewaltsamen Ende des «Prager Frühlings» zog er mit seiner russisch-jüdischen Familie 1970 nach Deutschland. Biller studierte in Hamburg und München Literaturwissenschaft. Nach Abschluss der Deutschen Journalistenschule in München schrieb er erste Beiträge für die «Zeit», den «Spiegel» und das Magazin «Tempo», wo er mit seiner Kolumne «100 Zeilen Hass» berühmt und berüchtigt wurde.
Er ist Kolumnist der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» und der «Zeit». Seit Oktober 2015 ist Maxim Biller ausserdem festes Mitglied im «Literarischen Quartett» im ZDF.
Jetzt hat Maxim Biller den jüdischsten, amerikanischsten, komischsten Roman der deutschen Gegenwart geschrieben. Sein neuer Roman BIOGRAPHIE ist die verrückte Geschichte von Soli und Noah, beste Freunde und fast Brüder seit ihrer Bar-Mizwa in der Hamburger Synagoge im Jahr 1976, verbunden durch ihre Herkunft, ihren Humor und ihre bizarren sexuellen Fantasien – und gemeinsam verstrickt in eine groteske Erpressungs- und Entführungsstory globalen Ausmasses.
Einmalig: Etwas wie diesen Entwicklungs-, Liebes-, Künstler-, Familien-, Wende-, Spannungs-, Heimat- und Holocaust-Roman hat es in der deutschen Literatur noch nicht gegeben. Schnell, episch, dialogisch und bei aller Ernsthaftigkeit sehr komisch!
Elfriede Jelinek ist begeistert: «Was für ein Buch! Ich bin voller Bewunderung für Maxim Billers Erzähltemperament, das haben nun wirklich nicht viele. Das springt einen ja förmlich an. Ich gratuliere, ich kenne nichts Vergleichbares!»
BIOGRAFIE. Roman. Kiepenheuer & Witsch 2016
IM KOPF VON BRUNO SCHULZ. Novelle. Kiepenheuer & Witsch 2013
DER GEBRAUCHTE JUDE. Selbstporträt. Kiepenheuer & Witsch 2009
ANNE CARSON
Die 1950 in Toronto geborene Anne Carson zählt im englischsprachigen Raum zu den bedeutendsten Dichterinnen der Gegenwart. Susan Sontag nannte sie «waghalsig, gelehrt, beunruhigend» und Michael Ondaatje erklärte sie schlicht zur aufregendsten englischsprachigen Dichterin unserer Zeit.
Anne Carson verzichtet in ihren Werken auf die Psychologisierung ihrer Figuren zugunsten einer prägnanteren Schilderung und folgt auch darin dem antiken Vorbild, mit dem sie freilich auf eigenständige Weise umgeht. Ironie, Pathos und Nüchternheit sind ungekünstelt verknüpft. Gebündelt und gleichwohl wie aus einem Guss sind ihre episch fliessenden freien Verse, in kurze Kapitel gegliedert und gelegentlich von Zitaten, Gedichten oder Prosastücken unterbrochen.
Im letzten Jahr sind gleich zwei Neuübersetzungen von ihr in deutscher Sprache erschienen. In der ANTHROPOLOGIE DES WASSERS sind drei tagebuchartig angelegte «Reisetexte» versammelt. Ihnen gemein ist eine Bewegung – das Wandern über den Jakobsweg, eine Autofahrt durch den Mittleren Westen, das fiktive Tagebuch eines Schwimmers. In der Beschreibung der Pilgerreise lässt Carson das Genre der Reiseliteratur weit hinter sich: Landschaftsbeschreibungen und eine weitreichende Wasser-Metaphorik werden miteinander verbunden.
Ganz anders DECREATION – ein Buch, das Oper, Essay und Gedicht in sich vereint und neun Jahre nach der ANTHROPOLOGIE DES WASSERS erschienen ist. Vor allem die langen Essays in diesem Band sind von grossem Gewicht: In ihnen schlägt Carson grosse Bögen durch die Literatur- und Geistesgeschichte, um nach dem zu suchen, was ihr zentrales Interesse ist: die Grenzerfahrungen zwischen Wachen und Schlaf, die Selbstentäusserung in der Leidenschaft, Momente, in denen der Mensch in der Lage ist, sein altes Ich hinter sich zu lassen.
DECREATION. Gedichte, Oper, Essays. Aus dem Englischen von Anja Utler. S. Fischer Verlag 2015
ANTHROPOLOGIE DES WASSERS. Aus dem Englischen von Marie Luise Knott. Matthes und Seitz 2015
BORA ĆOSIć
Bora Ćosić, 1932 in Zagreb geboren, ist einer der grossen europäischen Schriftsteller und hat in über 30 Prosa- und Essaybüchern vielfältig das Sinnlose, Groteske, Absurde und Tragische der Geschichte des Balkans gezeichnet. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Bora Ćosić studierte Philosophie an der Universität Belgrad. In den 1950er und 1960er Jahren war er Mitarbeiter verschiedener literarischer Zeitschriften. Später arbeitete er in der dramaturgischen Abteilung einer Belgrader Filmproduktionsfirma. 1992 verliess Ćosić Serbien aus Protest gegen das Milošević-Regime und ging nach Rovinj, später nach Berlin. Zur Zeit der Jugoslawienkriege nannte er Belgrad nur «die Stadt, aus der heraus der Krieg regiert wird».
Er ist einer der letzten Schriftsteller, der seine Sprache serbokroatisch nennt, die Ausrichtung jedweder nationalen Literatur ablehnend. Trotz der Preise und dem Kultstatus seines bekanntesten Romans DIE ROLLE MEINER FAMILIE IN DER WELTREVOLUTION landete Ćosić aufgrund der satirischen, karnevalartigen Beschreibung der sozialistischen Gesellschaft auf der schwarzen Liste und konnte jahrelang nicht veröffentlichen. In den 60er Jahren übersetzte und adaptierte er das Musical HAIR, das in Belgrad nur ein Jahr nach der Broadway-Premiere aufgeführt wurde.
Die Periode nach dem Verlassen von Belgrad ist hauptsächlich durch Essays markiert, zu denen auch das TAGEBUCH EINES HEIMATLOSEN (1993) zählt: eines der bedeutendsten Nachkriegswerke aus dieser Region. Ohne Nostalgie für Zagreb oder Belgrad (das er heute als Privatmuseum sieht), lebt Bora Ćosić schon zwei Jahrzehnten in Berlin und in Rovinj in Istrien.
DIE TUTOREN. Aus dem Serbischen von Brigitte Döbert. Schöffling Verlag 2015
LANGE SCHATTEN IN BERLIN. Aus dem Serbischen von Brigitte Döbert. Schöffling Verlag 2014
EINE KURZE KINDHEIT IN AGRAM. 1932–1937. Aus dem Serbischen von Brigitte Döbert. Schöffling Verlag 2011
IM MINISTERIUM FÜR MAMAS ANGELEGENHEITEN. Geschichten über alle möglichen Gewerbe. Folio Verlag 2011
DEBORAH FELDMAN
1986 in New York geboren, wuchs Deborah Feldmann in der chassidischen Satmar-Gemeinde im zu Brooklyn gehörenden Stadtteil Williamsburg auf. Ihre Muttersprache ist Jiddisch.
Am Tag seines Erscheinens eroberte der Debütroman von Deborah Feldmann UNORTHODOX schlagartig die Spitze der Bestsellerliste der New York Times und war sofort ausverkauft. Wenige Monate später durchbrach die Auflage die Millionengrenze. Die amerikanische Presse erklärte diesen Erfolg so: Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt. In dieser chassidischen Satmar-Gemeinde herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Die Satmarer, wie sie sich seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg nennen, sehen im Holocaust eine von Gott verhängte Strafe. Um eine Wiederholung der Shoa zu vermeiden, führen sie ein abgeschirmtes Leben nach strengen Vorschriften. Sexualität ist ein Tabu, Ehen werden arrangiert, im Alltag wird Jiddisch gesprochen, Englisch gilt als verbotene, unreine Sprache.
Deborah Feldman hat schon als Kind Anstoss an der strikten Unterwerfung unter die vom Gründungsrabbiner der Sekte aufgestellten Lebensgesetze genommen, an der Ausgrenzung, der ärmlichen Lebensweise und der Unterordnung der Frau. Ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihr Wissenshunger haben sie – verstärkt durch verbotene Literatur – angetrieben, ihren Alltag zu hinterfragen. UNORTHODOX ist eine meisterhafte Schilderung des Emanzipationsprozesses einer jungen Frau aus tiefer Einsamkeit und Angst hin zu einem einzigen Punkt: dem eigenen Denken und Fühlen. Heute lebt die Autorin als Schriftstellerin mit ihrem Sohn in Berlin.
UNORTHODOX. Aus dem Englischen von Christian Ruzicska. secessions Verlag 2016
JÉRÔME FERRARI
Jérôme Ferrari wurde in Paris geboren. In seinem vierten auf Deutsch erschienenen Roman DAS PRINZIP hat er den deutschen Atomphysiker Werner Heisenberg ins Zentrum gestellt, der die Theorie der Unschärferelation formulierte und damit die Gesetze der klassischen Physik ebenso aus den Angeln hob wie das über Jahrhunderte wissenschaftlich geschärfte Weltbild. Und wie es Ferrari bereits in PREDIGT AUF DEN UNTERGANG ROMS gelungen ist, das Klischee des Kneipenromans zu vermeiden, gelingt es ihm auch in seinem jüngsten Roman, keine Romanbiografie zu schreiben, «sondern eine minutiös dokumentierte und doch literarisch ganz freie Darstellung eines deutschen Gelehrtenschicksals, die wie in einem Teilchenbeschleuniger die wissenschaftlichen, politischen, philosophischen, existenziellen Leuchtspuren aufblitzen lässt», wie ihm die «Süddeutsche Zeitung» attestiert.
Als die «taz» ihn fragt, was für ihn den Reiz an Heisenbergs sehr deutscher Biografie ausmache, antwortet Jérôme Ferrari: «Sich als Franzose damit zu befassen, ein Schicksal zu beschreiben, das ein sehr deutsches Schicksal ist, schafft Legitimationsprobleme. [...] Heisenbergs Schicksal hat mich interessiert, weil es ein moralisches Problem verkörpert, das mir quasi unauflösbar scheint. Es gibt nicht einfach die Wahl zwischen Verurteilung oder Absolution, man muss eine Bemessung vornehmen. Es gibt Schicksale, die sind klar heroisch, und es gibt eindeutig unheilvolle Schicksale. Und dann gibt es ein Dazwischen, den Kern der menschlichen Erfahrung, der weder das eine noch das andere ist und den man in seiner Komplexität erfassen muss. In diesem Dazwischen liegt die tragische Last der Geschichte.»
2015 musste Jérôme Ferrari seinen Besuch in Leukerbad leider kurzfristig absagen. Wir freuen uns, dass er nun in diesem Jahr ans Literaturfestival Leukerbad reist.
DAS PRINZIP. Roman. Aus dem Französischen von Christian Ruzicska und Paul Sourzac. Secession Verlag 2015
BALCO ATLANTICO. Roman. Aus dem Französischen von Christian Ruzicska und Paul Sourzac. Secession Verlag 2013
PREDIGT AUF DEN UNTERGANG ROMS. Roman. Aus dem Französischen von Christian Ruzicska. Secession Verlag 2013
ZSUZSANNA GAHSE
Zsuzsanna Gahse wurde 1946 in Budapest geboren. 1956 fliehen die Eltern mit ihr aus Ungarn. Gymnasialzeit in Wien und Kassel, lebte dann mehr als ein Vierteljahrhundert in Stuttgart, später in Luzern und wohnt nun seit 1998 in Müllheim, Thurgau, einem Ort, über den sie 2004 ein grossartiges Buch geschrieben hat: DURCH UND DURCH – MÜLLHEIM / THUR IN DREI KAPITELN.
In ihrem neuen Buch JAN, JANKA, SARA UND ICH sprechen dreiundzwanzig Personen über ihre Beobachtungen, mal einsilbig, mal lakonisch oder verärgert, mitunter sind sie glücklich. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie nicht abgehört werden wollen. Sie möchten offen und ungefiltert sagen, was sie meinen, und ihre Reden archiviert wissen. Für ihre Sprachaufzeichnungen begeben sie sich in ein Tonstudio in Büren, einer im Eiltempo wachsenden Stadt am Wellenberg. Sie wohnen im Ort und sprechen regelmässig auf Band, aber auch Durchreisende kommen im Tonstudio vorbei, um ihre Eindrücke von der sich ausbreitenden Stadt beizusteuern.
Hinzu kommt eine weitere Person namens Ich. Im Gegensatz zu den Bewohnern von Büren lebt sie im Tal, und sie spricht nicht, sondern notiert ihre Überlegungen. Das Geschehen am Wellenberg ist für sie quasi ein Bühnenstück.
Zsuzsanna Gahse hat mit JAN, JANKA, SARA UND ICH vielstimmige Geschichten über das Urbane geschrieben, voller lebendiger Charaktere und Temperamente. In einer hinreissenden Sprache schafft sie ein plastisches Bild von den neuen Lebens- und Beziehungsformen in der globalen Gesellschaft.
Zsuzsanna Gahse ist Autorin von über zwanzig Büchern und eine wichtige Übersetzerin der bedeutendsten Schriftsteller der ungarischen Gegenwartsliteratur. Sie beobachtet, beschreibt und analysiert empfindsam und genau, mit aufmerksamem Blick, der über die Sprach- und Kulturgrenzen hinaus geht.
JAN, JANKA, SARA UND ICH. Erzählungen. Edition Korrespondenzen 2015
DONAUWÜRFEL. Gedichte. Edition Korrespondenzen 2010
SÜDSUDELBUCH. Prosa. Edition Korrespondenzen 2012
DIE ERBSCHAFT. Prosa mit Zeichnungen von Anna Luchs. Edition Korrespondenzen 2013
DURCH UND DURCH – MÜLLHEIM / THUR IN DREI KAPITELN. Prosa. Edition Korrespondenzen 2004
KARL-MARKUS GAUSS
Schriftsteller, Essayist, Kritiker und Herausgeber: All das vereint Karl-Markus Gauss, der 1954 in Salzburg geboren ist, in seiner Person. Vor allem zeichnet Gauss sich durch seine Essays und Reportagen aus. Er bezieht in ihnen Stellung für eine menschliche Welt; sehr prägnant und stilistisch versiert hebt er die verschiedenen Paradoxien und Perversionen des modernen Lebens hervor, ohne dabei in Kulturpessimismus zu verfallen.
Seine literarische Form ist der Essay, ein Gattungsbastard zwischen allen Stühlen normativer Zuschreibung, der irritierend und beunruhigend Welt- und Selbstwahrnehmung, Darstellung und Deutung von Wirklichkeit vermengt. Der Essay hat kein unverrückbares Bild von der Welt, er entwirft auch keines, das ein für alle Mal Bestand hätte, sondern versteht sich als permanente Suchbewegung, die der Verfestigung von Bildern entgegenwirkt.
Die Vielstimmigkeit im Oeuvre von Gauss ist von einer konsequenten Hartnäckigkeit bestimmt. Das macht deutlich, dass Alltag nicht ist, was alle Tage geschieht und reportiert wird, sondern was an ihm erkannt, hervorgekehrt und als unbegriffener Zusammenhang kenntlich gemacht wird. Zu diesen Ostinati gehört beispielsweise die kritische Auseinandersetzung mit den Verheerungen, die der globale Turbokapitalismus in allen Lebensbereichen anrichtet. Wie sehr der souveräne Stilist Gauss dabei auf sprachliche Mittel setzt, zeigt exemplarisch die bewusste Umdeutung belasteter Begriffe, die so neue Sichtweisen entwickeln. Da ist etwa von «Hasspredigern der individuellen Bereicherung» die Rede, von «Hooligans des Neoliberalismus», von einem «virtuellen Reichsparteitag des Internets» oder einer «Fatwa» gegen Fettleibige.
DER ALLTAG DER WELT. ZWEI JAHRE, UND VIELE MEHR. Verlag Paul Zsolnay 2015
RUHM AM NACHMITTAG. Deutscher Taschenbuch Verlag 2014
DAS ERSTE, WAS ICH SAH. Paul Zsolnay Verlag 2013
IM WALD DER METROPOLEN. Deutscher Taschenbuch Verlag 2012
SABINE GRUBER
Sabine Gruber, 1963 in Meran geboren, aufgewachsen in Lana (Südtirol), lebt seit Jahren in Wien. Sie hat in Wien und Innsbruck deutsche Philologie, Politikwissenschaft und Zeitgeschichte studiert und danach als Lektorin für Deutsch an der Universität «Cá Foscari» in Venedig gearbeitet. Neben ihren Lektoratstätigkeiten und ihren publizistischen Arbeiten betreut Sabine Gruber zusammen mit Renate Mumelter den literarischen Nachlass der Südtiroler Autorin Anita Pichler. Seit 1984 veröffentlicht sie Romane, Gedichte, Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke. Sie ist auch Verfasserin von Essays, Renzensionen, Glossen und Kommentaren. Zudem ist sie Herausgeberin von Anthologien und von Büchern zum Werk Anita Pichlers.
In ihrem neuen Roman DALDOSSI ODER DAS LEBEN DES AUGENBLICKS erzählt Sabine Gruber die Geschichte eines erfolgreichen Fotografen, der sich auf die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten spezialisiert hat. Als ihn seine langjährige Lebensgefährtin wegen eines anderen Mannes verlässt, verliert der gehärtete Mann völlig den Halt. In seine Trauer um den Liebesverlust mischt sich die Frage, wie mit dem Leid der Welt, das er in seinen Bilder festhält, zu leben ist, wie damit umzugehen ist und umgegangen wird.
In diesem grossen Roman über journalistische Wahrheitsfindung, Krieg und Krisen und über eine verlorene Liebe erzählt Sabine Gruber dicht, genau, schön und spannend von kühnen und zugleich zerrissenen Menschen, die es in unserer relativ behüteten Welt nicht hält.
DALDOSSI ODER DAS LEBEN DES AUGENBLICKS. Roman. Beck Verlag 2016
ZU ENDE GEBAUT IST NIE. Gedichte. Haymon Verlag 2014
STILLBACH ODER DIE SEHNSUCHT. Roman. Beck Verlag 2011
ÜBER NACHT. Roman. Beck Verlag 2007
VIKTOR JEROFEJEW
Viktor Jerofejew wurde 1947 in Moskau geboren und lebt heute in der Nähe. Sein Vater war Dolmetscher und einige Jahre als sowjetischer Botschafter in Paris. Aufgrund der diplomatischen Tätigkeit des Vaters verbrachte Jerofejew seine Kindheit teils in Paris.
1979 wirkte er an der Zusammenstellung des Literaturalmanachs «Metropol» mit, bei dessen Präsentation es zu einem politischen Skandal kam, was den Ausschluss Jerofejews aus dem Schriftstellerverband der UdSSR zur Folge hatte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab Jerofejew den Almanach, den er als «Röntgenapparat, der die ganze Gesellschaft durchleuchtete» bezeichnete, in einer Reihe von Anthologien neu heraus.
In DER GUTE STALIN reflektiert Jerofejew die Machtstrukturen unter Stalin, insbesondere in der Entourage aus Beratern, Übersetzern und Diplomaten, zu denen auch sein Vater gehörte.
Das gegenwärtige Russland, als dessen provokanter Kritiker er oftmals in Erscheinung tritt – von seiner Teilnahme am russischen TV-Dschungelcamp bis hin zum Prozess gegen die Gruppe «Pussy Riot» –, sezierte er auch in der Essaysammlung RUSSISCHE APOKALYPSE. Jerofejews jüngster Roman DIE AKIMUDEN kondensiert die «apokalyptischen» Beglaubigungen seiner Aufsätze zu einer satirischen und surrealen Polit-Parabel, angereichert durch diverse Spionage- und Liebesaffären. Während die Toten auferstehen und für demografische Verwirrung sorgen, eskalieren die gespannten Beziehungen Russlands zum titelgebenden, fiktiven Staat.
DIE AKIMUDEN. Roman. Aus dem Russischen von Beate Rausch. Hanser Berlin 2013
RUSSISCHE APOKALYPSE. Essays. Aus dem Russischen von Beate Rausch. Berlin Verlag 2009
DER MOND IST KEIN KOCHTOPF: EIN RUSSE AUF REISEN. Aus dem Russischen von Beate Rausch. Mare Verlag 2005
LLOYD JONES
Neuseeland ist ein junges Land, hat allerdings bis zur Erlangung seiner endgültigen Unabhängigkeit im Jahre 1947 zahlreiche und oftmals gewaltvolle Besiedelungs- und Einwanderungswellen durchleben müssen. Die wechselhaften Geschicke der Geschichte und die fliessenden Übergänge von Identität und Zugehörigkeit sind in der DNA seiner Bewohner also unmittelbar eingeschrieben. Das gilt auch für den neuseeländischen Schriftsteller Lloyd Jones, der 1955 in Lower Hutt, nahe Wellington, zur Welt kam. Zwar scheint er sich mit seinen thematisch abwechslungsreichen Romanen immer wieder neu zu erfinden, doch geht es in deren innerstem Kern fast immer um die entscheidende Frage: Wer sind wir? Was und wer entscheidet über die stets vagen und oftmals erratischen Umrisse unserer Identität? Und: Wie verhandelt man wiederum als Schriftsteller diese Frage in einem Roman? Er selbst kam über den Umweg des Journalismus zur Literatur. Nach einem Studium der Politikwissenschaft an der Victoria University von Wellington bereiste Lloyd Jones erst einmal als Korrespondent und Reporter Asien, Europa und die USA. Den verdienten internationalen Durchbruch verschaffte Lloyd Jones 2006 sein Roman MISTER PIP, der mittlerweile als das erfolgreichste neuseeländische Buch aller Zeiten gilt.
In GESCHICHTE DER STILLE verbindet Lloyd Jones feinfühlig Familiengeschichte und Landesgeschichte auf gekonnte Weise. Die Mythen von Auswanderung und Eroberung einer fremden Welt vermischen sich mit literarischer Selbsterkundung. Es ist das bislang persönlichste Buch von Lloyd Jones, in dem er seinen Wurzeln nachgeht und aufzeigt, wie wichtig für uns alle das Wissen um unsere Herkunft ist.
GESCHICHTE DER STILLE. EINE SPURENSUCHE IN NEUSEELAND. Roman Aus dem Englischen von Grete Osterwald. Rowohlt Verlag 2015
HIER, AM ENDE DER WELT, LERNEN WIR TANZEN. Roman. Aus dem Englischen von Grete Osterwald. Rowohlt Verlag 2014
DIE FRAU IM BLAUEN MANTEL. Roman. Aus dem Englischen von Grete Osterwald. Rowohlt Verlag 2012
MISTER PIP. Roman. Aus dem Englischen von Grete Osterwald. Rowohlt Verlag 2008
In Zusammenarbeit mit dem DAAD Berlin.
JULIA KISSINA
Julia Kissina wurde 1966 in Kiew geboren und gehörte in den 1980er Jahren zum Kreis der Moskauer Konzeptualisten um Vladimir Sorokin und Pawel Pepperstein. Mit spektakulären Kunstaktionen und als Fotokünstlerin machte sie sich auch international einen Namen.
Julia Kissina lebt seit langem als Schriftstellerin, Fotografin und Aktionskünstlerin in Berlin. Ihre Bücher – in Deutschland debütierte sie mit dem Erzählband VERGISS TARANTINO – schreibt sie nach wie vor auf Russisch. In all ihren Werken ist ihr Stil geprägt von skurrilem Humor, scharfer Beobachtungsgabe und einem ausgeprägten Gespür für bizarre Situationen.
In ihrem neuen Roman ELEPHANTINAS MOSKAUER JAHRE. WIE EINE JUNGE FRAU AUS KIEW LOSZOG, IN MOSKAU IHR GLÜCK ZU SUCHEN folgt die junge Elephantina, von Sehnsucht nach dem freien Künstlerdasein gepackt, ihrem Idol in die Katakomben Moskaus. Der rotgesichtige Dichterguru Pomidor, ein Mann in den besten Jahren, ist prominenter Kopf der Avantgarde. Vergessen das provinzielle Kiew, die öde Kunstschule. Durch Bahnhöfe, Theatergarderoben und Museen von einer Schlafstatt zur nächsten irrend, findet die nonnenhaft gekleidete Nomadin eine Wohnung, die sie schon bald in eine Künstlerkolonie verwandelt.
In den 1990er Jahren entwickelte Julia Kissina das Verfahren der «performativen Fotografie» und führte eine Reihe von künstlerischen Aktionen durch, unter anderem die «Göttliche Jagd» (Führung von Schafen durch das Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main, 2000). 2006 gründete sie die «Dead Artists Society», die in spiritistischen Sitzungen ironische Dialoge mit verstorbenen Künstlern wie Duchamp und Malewitsch führte.
ELEPHANTINAS MOSKAUER JAHRE. Roman. Aus dem Russischen von Ingolf Hoppmann und Olga Kouvchinnikova. Suhrkamp Verlag 2016
FRÜHLING AUF DEM MOND. Roman. Aus dem Russischen von Valerie Engler. Suhrkamp Verlag 2013
WHEN SHADOWS CAST PEOPLE. Fotoband. peperoni books 2010
BARBARA KÖHLER
Barbara Köhler wurde 1959 in Burgstädt geboren, aufgewachsen ist sie in Amerika, einem Ortsteil des sächsischen Penig, besuchte die Oberschule in Plauen. Sie studierte am Literaturinstitut in Leipzig und lebt seit 1994 als freie Autorin in Duisburg. Ihre Arbeiten umfassen Texte für Kunstzeitschriften und Kataloge, daneben arbeitet sie mit bildenden Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Neben Gedichten, Essays und Übersetzungen entstehen seit 1996 auch eigene Textinstallationen, Schriftbilder, Audio-Arbeiten und Multiples, temporäre und ständige Arbeiten für öffentlichen Raum und private Gärten.
Barbara Köhler wurde 2007 mit dem Spycher: Literaturpreis Leuk ausgezeichnet. 2013 erschienen in der Edition Spycher ihre 36 ANSICHTEN DES BERGES GORWETSCH. Seit sie zum ersten Mal ins Wallis kam, hat sie sich schreibend, gehend, fotografierend dem Gorwetsch, dem Hausberg Leuks, immer wieder von Neuem und immer wieder anders genähert.
Im Frühjahr 2014 lebte Barbara Köhler einige Wochen in Istanbul: «Zu lange für Tourismus, für Alltagseingewöhnung zu kurz: Dazwischen ist man fremd.» Die Dichterin lässt dieses Fremdheitsgefühl nicht auf sich beruhen, sie geht ihm nach, macht sich ein Bild und schafft Bilder. In 23 Gedichten und vielen Fotos erscheint «zusehends» ein immer vielgestaltigeres Antlitz Istanbuls: Farben, seltsame Blumen, die Augen der Stadt, Spuren und Zeichen, das Fremde der Sprache, Worte und Blicke. Nico Bleutge bespricht ISTANBUL, ZUSEHENDS in der «Süddeutschen Zeitung»: «Ein besseres Gegenmittel zu allen autokratischen Tendenzen als diese bewegliche Sprache mit ihrem ‹magischen Potenzial› lässt sich kaum denken.»
ISTANBUL, ZUSEHENDS. Gedichte, Lichtbilder. Lilienfeld Verlag 2015
36 ANSICHTEN DES BERGES GORWETSCH. Dörlemann, Zürich 2013
NEUFUNDLAND. SCHRIFTEN, TEILS BESTIMMT. Edition Korrespondenzen 2012
PEDRO LENZ
Pedro Lenz gehört zu den wichtigsten Stimmen der Schweizer Mundartliteratur und ist Mitglied der Autorengruppe «Bern ist überall».
Das Material seiner Texte ist
nicht die «literarische Hochkultur» der Kritiker, sondern der Alltag, die Arbeitswelt der Menschen mit ihren Freizeitträumen und Sehnsüchten. Die Texte von Lenz lassen häufig Personen sprechen, die sich in ihrem Leben nicht ganz zurechtfinden. So entstehen tragische, bedrückende, aber auch beglückende Alltagsgeschichten.
Die preisgekrönten Texte des 1965 geborenen Schriftstellers gründen auf Pedro Lenz’ Beobachtungsgabe und seiner eigenen Biografie. Bevor er auf dem zweiten Bildungsweg die Matura absolvierte und einige Semester spanische Literatur studierte, hatte er als gelernter Maurer sieben Jahre lang auf dem Bau gearbeitet. Und noch heute ist er ein Schwerarbeiter: Pedro Lenz absolviert rund 300 Auftritte pro Jahr.
Mit seinem Spoken-Word-Roman DER GOALIE BIN IG wurde Pedro Lenz berühmt und aktuell ist er einer der erfolgreichsten Autoren der Schweiz. Der Bestseller-Roman wurde nicht nur mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, als Theaterstück aufgeführt, sondern diente auch als Vorlage zum gleichnamigen Spielfilm und erschien bisher in sechs Übersetzungen.
Lenz lebt in Olten als Dichter und Schriftsteller und schreibt als Kolumnist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften («NZZ», «WoZ», «Schweiz am Sonntag» und andere). Er hat Texte für verschiedene Theatergruppen und fürs Schweizer Radio SRF verfasst.
DER GONDOLIERE DER BERGE. Cosmos 2015
RADIO. MORGENGESCHICHTEN. Verlag Der gesunde Menschenversand 2014
LIEBESGSCHICHTE. Roman. Cosmos 2012
DER GOALIE BIN IG. Roman. Verlag Der gesunde Menschenversand 2010
PANKAJ MISHRA
Pankaj Mishra, 1969 in Nordindien geboren, gehört zu den grossen Intellektuellen des modernen Asiens und hat zahlreiche Essays unter anderem in «Lettre International» und im «New Yorker» veröffentlicht.
2014 erhielt er für AUS DEN RUINEN DES EMPIRES den Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung. Es ist dies ein Buch, das einen völlig neuen Blick auf die Geschichte der Welt bietet und den Schlüssel liefert, um das heutige Asien zu verstehen: Nachdem die letzten Erben des Mogul-Reiches getötet waren und der Sommerpalast in Peking zerstört war, schien die asiatische Welt vom Westen besiegt. Erstmals erzählt Pankaj Mishra, wie in dieser Situation Intellektuelle in Indien, China und Afghanistan eine Fülle an Ideen entwickelten, die zur Grundlage für ein neues Asien wurden. Sie waren es, die Mao und Gandhi inspirierten und neue Strömungen des Islam anregten. Von hier aus schlugen die verschiedenen Länder ihren jeweiligen Weg in die Moderne ein.
Keiner berichtet darüber so meisterhaft und kenntnisreich wie Pankaj Mishra, der sich der Grossmacht China über ihre Grenzen annähert und gekonnt politisches Geschehen, Reisebericht und grosse Historie miteinander verwebt. In seinen Reportagen BEGEGNUNGEN MIT CHINA UND SEINEN NACHBARN reist er von Peking über die Mongolei nach Tibet und durch Länder wie Indonesien, Malaysia und Taiwan, um herauszufinden, wie es sich im Schatten des Drachen lebt und welchen Einfluss die unmittelbare Nähe des «Reichs der Mitte» auf seine Nachbarn hat. Erhellende und ungewöhnliche Einblicke in eine der wichtigsten Regionen des 21. Jahrhunderts.
Pankaj Mishra lebt abwechselnd in London und in Mashobra, einem Dorf am Rande des Himalayas.
AUS DEN RUINEN DES EMPIRES. DIE REVOLTE GEGEN DEN WESTEN UND DER WIEDERAUFSTIEG ASIENS. Sachbuch. Aus dem Englischen von Michael Bischoff. S. Fischer Verlag 2014
BEGEGNUNGEN MIT CHINA UND SEINEN NACHBARN. Reportagen. Aus dem Englischen von Michael Bischoff. S. Fischer Verlag 2015
ADOLF MUSCHG
Adolf Muschg, geboren 1934 in Zürich, war von 1970 bis 1999 Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der ETH in Zürich und von 2003 bis 2006 Präsident der Akademie der Künste Berlin.
Im neuen Roman von Adolf Muschg sucht ein Mensch sein Heil: Der Historiker Beat Schneider verschwindet, weil ihm aus eigener Schuld die geliebte Frau abhanden gekommen ist. DIE JAPANISCHE TASCHE meistert das existentielle Thema souverän und mit feinem Witz. Der Mensch ist ein soziales Wesen, dessen Zusammenleben durch Missverstehen geprägt ist. Was wissen wir voneinander? Adolf Muschg erzählt von Krankheit und Verlust, von Einsamkeit und Scheitern, von Liebe und Verrat. Es kommt hier vieles zum Vorschein. Was den Roman auszeichnet, ist die Art und Weise, wie Muschg die Themen zusammenführt.
Der Roman ist durchdrungen von einer souveränen Leichtigkeit und subtilen Ironie. In den Dialogen und Beschreibungen lässt Muschg Leerräume, Bruchlinien und Schattenzonen stehen, die dem Text die Gravität, nie aber den Ernst nehmen. So klug verspielt, so gelassen widerborstig wie kaum je verführt er uns in den Irrgarten seines Textes.
Adolf Muschg ist ein kultur- und gesellschaftspolitisch engagierter Schriftsteller; in der Schweiz wohl der wichtigste nach Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. In seinen Romanen und Erzählungen stellt er immer wieder eine Frage, die sein ganzes Werk durchzieht: Wie kann sich der einzelne Mensch befreien aus Prägungen durch Herkunft, Kindheit und Gesellschaft?
DIE JAPANISCHE TASCHE. Roman. Beck Verlag 2015
IM ERLEBENSFALL. Essays 2002–2013. Beck Verlag 2013
LÖWENSTERN. Roman. Beck Verlag 2012
FRÉDÉRIC PAJAK
Der 1955 in Suresnes in der Nähe von Paris geborene Frédéric Pajak ist ein französisch-schweizerischer Schriftsteller, Zeichner und Herausgeber. Mit seinen Werken, in denen sowohl der Prosa als auch den Zeichnungen eine wichtige Rolle zukommt, schafft er sein eigenes Genre, das bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Bei Buchet-Chastel leitet er die Reihe der «Cahiers dessinés». Er lebt heute in Paris und am Genfersee.
Frédéric Pajaks UNGEWISSES MANIFEST ist ein aussergewöhnliches Buchprojekt: In insgesamt neun Bänden, von denen vier auf Französisch bereits erschienen sind, verschränkt Pajak Bild und Text zu einem berückend schönen Gesamtkunstwerk. Die Bände verschmelzen in loser Reihenfolge, eher assoziativ als chronologisch dahin mäandrierend, persönliche Erinnerungen des Autors mit den Schicksalen historischer Personen. Im ersten Band des «Manifests» wechselt die Erzählung hin und her zwischen Pajaks Erinnerungen an seine Kindheit und Jugendzeit und der Beschreibung verschiedener Episoden im Leben Walter Benjamins in den 1930er Jahren.
Am Literaturfestival Leukerbad werden Frédéric Pajak und seine Übersetzerin Ruth Gantert UNGEWISSES MANIFEST vorstellen. Camille Luscher wird die Lesung und das Gespräch moderieren.
RUTH GANTERT hat Geisteswissenschaften in Zürich, Paris und Pisa studiert und war Dozentin für französische Literatur an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Heute ist sie Geschäftsführerin der Fondazione Casa Atelier Bedigliora (TI), leitet die deutsche Ausgabe der dreisprachigen Literaturzeitschrift «Viceversa» und ist Jurymitglied der Schweizer Literaturpreise.
UNGEWISSES MANIFEST. Aus dem Französischen von Ruth Gantert. Edition Clandestin 2016
MANIFESTE INCERTAIN 3. LA MORT DE WALTER BENJAMIN. EZRA POUND MIS EN CAGE. Noir sur Blanc 2014
In Zusammenarbeit mit dem Centre de traduction littéraire de Lausanne
DRAGICA RAJČIĆ
Dragica Rajčić wurde in Split in Kroatien geboren. Noch im Gymnasium in Split veröffentlichte sie Gedichte und Kurzprosa. 1978 kam sie zum ersten Mal – auf Umwegen über Australien und Deutschland – in die Schweiz. Sie begann, Texte auch in deutscher Sprache zu schreiben, veröffentlichte in Literaturzeitschriften und Anthologien. 1986 erschien ihr erster Gedichtband auf Deutsch, HALBGEDICHTE EINER GASTFRAU. Nach ihrer Rückkehr nach Kroatien 1988 arbeitete Dragica Rajčić als Journalistin, bevor sie 1991 nach dem Ausbruch des Krieges in Kroatien ein zweites Mal in die Schweiz kam. Sie veröffentlichte Lyrikbände und zwei Theaterstücke, widmete sich humanitären Aufgaben und der Öffentlichkeitsarbeit über den Krieg in Kroatien und ist heute als freie Autorin und Dozentin für Literarisches Schreiben in Biel tätig.
Christa Bamberger schreibt über Dragica Rajčić: «Mit ihren fünf Gedicht- und Kurzprosabänden steht sie bis heute solitär in der schweizerischen Literaturlandschaft. Kein anderer Autor nichtdeutscher Muttersprache arbeitet derart radikal mit Sprachfragmenten. Keiner siedelt seine Texte so exponiert an den eigenen Sprachgrenzen an.»
Dragica Rajčić wird in Leukerbad aus ihrem neuen Roman LIEBE UM LIEBE, der im Frühjahr 2017 erscheinen wird, lesen. In diesem Roman führt sie die Protagonistin zurück in das entlegene dalmatische Dorf ihrer Kindheit und Jugend, wo sich traumhaft verfremdete Kindheits- und Jugenderinnerungen zu dramatischen Szenen zusammenballen.
WARTEN AUF BROCH. Text über Text. Studienverlag. Edition Brenner-Forum 2011
BUCH VON GLÜCK. Gedichte. Edition 8 2004
POST BELLUM. Sondereinband. Edition 8 2000
YOUSSEF RAKHA
Youssef Rakha wurde 1976 in Kairo geboren, wo er auch aufgewachsen ist und heute lebt. Er studierte Anglistik und Philosophie in England und lebte zeitweise in Abu Dhabi. Seine Reisen führten ihn durch Europa, Asien und die arabische Welt. Er selbst bezeichnet das «Mittelklasse-Kairo» als seine Heimat.
Youssef Rakha ist einer der innovativsten zeitgenössischen Schriftsteller der arabischen Welt. Er schreibt Gedichte, Romane, Literaturkritiken und Essays auf Arabisch und Englisch und fotografiert, meist in Schwarz-Weiss. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Zwei seiner drei arabischen Romane erschienen in den USA auf Englisch.
Er hat selbst begonnen auf Englisch zu schreiben, um das Kairo nach der Jahrtausendwende einem grösseren Kreis zugänglich zu machen und ins Gespräch zu bringen. Seine liebevolle Verbundenheit mit Kairo und sein Engagement für die aktuellen, drängenden Themen Ägyptens und der arabischen Welt lässt Youssef Rakha in berührende, poetisch geschriebene Romane einfliessen, die ganz der arabischen Erzähltradition verpflichtet sind und sie gleichzeitig ins heutige Arabien übertragen.
Am Literaturfestival Leukerbad wird erstmals eine seiner Reportagen auf Deutsch vorliegen. Er begibt sich darin auf die Suche nach dem aktuellen arabischen Sexleben – vor der Kamera, hinter dem Schleier, in den Privathäusern und im Internet. Er zeigt auf, dass Freiheit und sexuelle Freiheit Hand in Hand gehen und dass die Forderungen des arabischen Frühlings allumfassend und nach wie vor aktuell sind.
Veröffentlichungen auf Englisch:
THE BOOK OF THE SULTAN'S SEAL: STRANGE INCIDENTS FROM HISTORY IN THE CITY OF MARS. From the Arabic by Paul Starkey. Seven Stories Press 2014
THE CROCODILES. Novel. From the Arabic by Robin Moger. Seven Stories Press 2014
JAN PHILIPP REEMTSMA
Jan Philipp Reemtsma wurde 1952 als Sohn einer bedeutenden Unternehmerfamilie in Bonn geboren und studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Hamburg, an der er als Honorarprofessor Neuere Deutsche Literatur lehrt.
Er tritt als Mäzen auf und ist selbst wissenschaftlich tätig. In der Literaturwissenschaft widmete er sich hauptsächlich der Forschung über Arno Schmidt und Christoph Martin Wieland. 1981 gründete Jan Philipp Reemtsma die Arno Schmidt Stiftung, die sich der Herausgabe seiner Werke verpflichtet. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Literatur des 18. und 20. Jahrhunderts, Zivilisationstheorie und die Geschichte der menschlichen Destruktivität.
Aufsehen erregte im Frühjahr 1996 seine Entführung, bei der er für 33 Tage in Gefangenschaft geriet. Über diese Zeit entstand sein Werk IM KELLER (Hamburger Edition 1997). Zu seinen jüngeren Werken zählen unter anderem: WAS HEISST: EINEN LITERARISCHEN TEXT INTERPRETIEREN? VORAUSSETZUNGEN UND IMPLIKATIONEN DES REDENS ÜBER LITERATUR (C.H.Beck 2016), SCHRIFTEN ZUR LITERATUR (3 Bde., C.H. Beck 2015), VERTRAUEN UND GEWALT. VERSUCH ÜBER EINE BESONDERE KONSTELLATION DER MODERNE (überarb. Neuausgabe, Hamburger Edition 2013), LESSING IN HAMBURG (C.H. Beck 2007), ÜBER ARNO SCHMIDT. VERMESSUNGEN EINES POETISCHEN TERRAINS (Suhrkamp 2006). Sie belegen Reemtsmas grosse Differenzierungsmöglichkeiten und seine Fähigkeit, unterschiedliche Sujets zu thematisieren. Er hielt die Laudationes anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Jürgen Habermas und für Alexander Kluge anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises.
WAS HEISST: EINEN LITERARISCHEN TEXT INTERPRETIEREN? VORAUSSETZUNGEN UND IMPLIKATIONEN DES REDENS ÜBER LITERATUR. Beck Verlag 2016
SCHRIFTEN ZUR LITERATUR. Beck Verlag 2015
VERTRAUEN UND GEWALT: VERSUCH ÜBER EINE BESONDERE KONSTELLATION DER MODERNE. Hamburger Edition 2013
MEHR ALS EIN CHAMPION: ÜBER DEN STIL DES BOXERS MUHAMMAD ALI. Hamburger Edition 2013
IM KELLER. Rowohlt Taschenbuch 1998
RAOUL SCHROTT
Raoul Schrott, 1964 in Landeck geboren, wuchs in Landeck, Tunis und Zürich auf. Der Lyriker, Romanautor, Essayist und Übersetzer fordert in seinen poetologischen Postulaten, die Wirklichkeit nicht den Philosophen und Naturwissenschaftlern zu überlassen, «weil die Physis der Natur das einzige wirkliche Gegenüber ist, mit dem sich die Dichtung wieder und wieder auseinandersetzt, wenn ihr an Wahrheit etwas liegt.»
Mit seiner Essaysammlung HANDBUCH DER WOLKENPUTZEREI erweist sich Schrott nicht nur als Theoretiker des dichterischen Handwerks, sondern auch als Kritiker des Feuilletons: «Es herrscht eine Dialektik des Geschmäcklerischen, die enthusiastisch über das Werk hinwegsieht.» Tatsächlich wurde gerade er vor allem für seine Übersetzungen häufig kritisiert, was Raoul Schrott oft zum Anlass für einen leidenschaftlichen Disput mit seinen Kritikern nahm.
Nach über zehn Jahren ist wieder ein neuer Gedichtband von Raoul Schrott erschienen, DIE KUNST AN NICHTS ZU GLAUBEN. Es ist ein Panorama des allzu Menschlichen. Die Gedichte werden von Sentenzen aus der ersten atheistischen Bibel gerahmt, dem «Manual der transitorischen Existenz» aus dem 17. Jahrhundert. Dazwischen stehen Porträts einzelner Berufstätiger, vom Busfahrer bis zum Richter. Sie alle stellen ihre Fragen nach dem Gelingen des Lebens und finden Schönheit im Scheitern.
Ketzerei gehörte immer schon zu Schrotts Passionen. Bereits auf seinen Expeditionen in die antike Frühgeschichte der Poesie hat er, der interkontinentale Sprachweltreisende, mit seinen kühnen Thesen die literarische Welt in Aufregung versetzt.
DIE KUNST AN NICHTS ZU GLAUBEN. Gedichte. Hanser Verlag 2015
HESIOD. THEOGONIE. Übersetzt und erläutert von Raoul Schrott. Hanser Verlag 2014
HANDBUCH DER WOLKENPUTZERREI. Gesammelte Essays. Hanser 2005
FINIS TERRAE. Roman. Fischer Taschenbuch 2009
ILIAS. Übertragen von Raoul Schrott. Kommentiert von Peter Mauritsch. Fischer Taschenbuch 2010
MONIQUE SCHWITTER
Monique Schwitter, 1972 in Zürich geboren, lebt seit 2005 in Hamburg. Sie hat in Salzburg Schauspiel und Regie studiert, war unter anderem an den Schauspielhäusern in Zürich, Frankfurt, Graz und Hamburg engagiert und arbeitet heute als freie Autorin in Hamburg.
Die Protagonistin in Monique Schwitters neuem Roman EINS IM ANDERN beginnt eine Liebesrecherche: Sie handelt ihre Liebesbiografie an zwölf Männern ab, die weit mehr als die Namen gemein haben mit den Aposteln, den Gesandten des Glaubens und der Liebe.
Ein unkonventioneller Liebesroman, in dem es kaum Sexszenen und gar keine Schlüpfrigkeiten gibt, der aber dennoch ganz, ganz nahe an seine Protagonisten rückt. Es sind wilde und intensive, kurze und lange, doch nie vorhersehbare Beziehungen, von denen hier erzählt wird.
Was ist das, die Liebe? Wieso kann sie kommen und gehen? Wohin geht sie, wenn sie geht? Und was ist eigentlich mit der aktuellen Liebe los? Der sitzt in seinem Zimmer und checkt Mails oder sieht fern.
Monique Schwitter beschwört mit ihrem neuen Roman ein magisches Denken, denn die Liebe ist nur zu verstehen als ein Kreislauf von Kommen und Gehen.
Im letztjährigen Vorlesewettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt war Monique Schwitter ein leicht tragischer Star. Ihr Text aus dem neuen Roman EINS IM ANDERN wurde von der Jury so überschwänglich gelobt wie kaum ein anderer – und bekam dann doch keinen Preis. Ungerecht ist das vor allem deshalb, weil Schwitter einen wirklich starken Text vorgetragen hat, mit dem sie in der Zwischenzeit einen Haufen Kritiker, ein grosses Lesepublikum und mehrere andere Jurys überzeugen konnte.
In diesem Jahr steht EINS IM ANDERN im Zentrum des Übersetzungskolloquiums.
EINS IM ANDERN. Roman. Droschl Verlag 2015
GOLDFISCHGEDÄCHTNIS. Erzählungen. Droschl Verlag 2011
OHREN HABEN KEINE LIDER. Roman. Residenz Verlag 2008
CLEMENS J. SETZ
Clemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren und studierte dort Germanistik und Mathematik. Parallel dazu veröffentlichte er Gedichte und Erzählungen in Zeitschriften und im Österreichischen Rundfunk.
Mit seinem neuen Roman DIE STUNDE ZWISCHEN FRAU UND GITARRE hat er eines der irrsten, lustigsten, skurrilsten und verstörendsten Bücher vorgelegt, die seit langem erschienen sind.
Die Protagonistin Natalie ist 21, lebt in Graz, hat gerade ihre Ausbildung abgeschlossen und tritt nun ihre erste Stelle in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung an. Einer von Natalies Schützlingen heisst Alexander Dorm. Er sitzt im Rollstuhl, ist ein Frauenhasser und auch sonst ein etwas eigenwilliger Mensch.
Dorm hat eine kriminelle Vergangenheit: Er hat sich vor Jahren unsterblich in einen anderen Mann verliebt und diesen dann als Stalker derart übel verfolgt und belästigt, dass sich dessen Frau daraufhin das Leben genommen hat. Ausgerechnet dieses Stalking-Opfer von damals – Christopher Hollberg sein Name – kommt Dorm jetzt regelmässig besuchen.
Clemens J. Setz zeigt durch die radikal personale Perspektive von Natalie eine Welt, in der alle Kategorien unterwandert werden. Wer ist Täter, wer Opfer? Wer ist Stalker, wer Gestalkter? Wer ist normal, wer abseits der Norm? Was ist die Realität, was Wahn?
Der Roman ist keine Echokammer, also Bestätigung dessen, was wir bereits kennen oder erahnen, sondern zeigt eine komplett unentdeckte Wahrnehmungswelt. Dazu gehört die Rache des Opfers von einst, die so stark in die Länge gezogen ist, dass sie vermutlich niemand bemerken wird.
DIE STUNDE ZWISCHEN FRAU UND GITARRE. Roman. Suhrkamp Verlag 2015
DIE VOGELSTRAUSSTROMPETE. Gedichte. Suhrkamp Verlag 2014
TILL EULENSPIEGEL – DREISSIG STREICHE UND NARRETEIEN. Nacherzählt von Clemens J. Setz. Mit Illustrationen von Philip Waechter. Suhrkamp Verlag 2015
INDIGO. Roman. Suhrkamp Verlag 2012
ANITA SIEGFRIED
Anita Siegfried, geboren 1948, ist in Basel und Aarau aufgewachsen. Sie studierte Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Auslandsaufenthalte nach dem Studium führten sie unter anderem als Stipendiatin des Istituto Svizzero nach Rom. Später arbeitete sie für ein Projekt des Schweizerischen Nationalfonds und bei der Kantonsarchäologie Zürich. Seit 1994 ist sie freischaffende Autorin und lebt in Zürich. Es entstanden zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, Hörfolgen und drei Romane. Sie ist ausserdem als Schreib-Coach beim Projekt «Schulhausroman» und beim «JULL», dem literarischen Schreiblabor für Jugendliche in Zürich, engagiert.
Anita Siegfrieds Roman STEIGENDE PEGEL erzählt das Leben des genialen Ingenieurs Pietro Caminada, einem Mann, der nach Südamerika auswanderte, sein Glück zu suchen, dessen architektonische Visionen ihn nach Rio de Janeiro brachten, wo er eine Strassenbahn baute und die Hafenanlage neu gestaltete, erste Pläne für den Bau von Brasilia entwarf. Mit Frau und Kindern zog es ihn aber bald zurück nach Rom, wo er mit seinem Grossprojekt die Welt in Staunen versetzte: der Planung eines transalpinen Kanals, der die Schiffbarmachung der Alpen von Genua durch den Splügen nach Thusis und weiter bis nach Basel zum Ziel hatte.
Charles Linsmayer attestiert Anita Siegfried in der «NZZ am Sonntag», dass «Figuren wie der unglückliche Caminada, seine Frau Luiza und der clevere Balzani, aber auch die Kanalschiffer Sergio und Riccio genauso lebensecht gezeichnet sind wie das Zeitkolorit im kolonialen Brasilien oder im faschistischen Italien.»
STEIGENDE PEGEL. Roman. Bilgerverlag 2016
DIE SCHATTEN FERNER JAHRE. Dörlemann Verlag 2007
MIRA. STELLA MIRABILIS. Dörlemann Verlag 2004
SHUMONA SINHA
1973 in Kalkutta geboren, kam Shumona Sinha 2001 nach Frankreich. Dort arbeitete sie – wie ihre Protagonistin – lange Zeit selbst als Dolmetscherin in einer Asylbehörde in Paris, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie publizierte mehrere Gedichtbände. Dann wurde sie entlassen, weil sie nicht auf die Idee gekommen war, ihren Roman ASSOMMONS LES PAUVRES – auf Deutsch ERSCHLAGT DIE ARMEN! – dem staatlichen Arbeitgeber vor der Drucklegung vorzulegen. Der Titel des Buches ist einem Gedicht von Charles Baudelaire entlehnt.
Als Shumona Sinhas Erzählerin nach einem erschöpfenden Arbeitstag in der Behörde von einem Migranten in der Metro laut beleidigt wird, bricht aus ihr die angestaute Wut auf Männer heraus, die Asyl verlangen, aber die Gleichheit der Geschlechter leugnen und auf eine berufstätige Frau wie sie herabblicken. Sie zieht dem Elenden eine Flasche über den Kopf. Die Frau, die zwischen illegalen Flüchtlingen und Anwälten vermittelt, wird nun ihrerseits ein Fall für die Behörden, sitzt in der Zelle, wird verhört und denkt über ihr Leben und ihre eigenen Fluchten nach. Sinha nutzt diese zweite Erzählebene, um prinzipielle Überlegungen zum Asylrecht und zur schwierigen Rolle der Dolmetscher in ihren Text einzustreuen. Ihre Sprache ist aufgeladen und zielt direkt auf die Innereien.
Shumona Sinha prangert die Unmenschlichkeit der Gesetze an, die genau jene Lügen nötig machen, die den Immigranten vorgeworfen werden; aber auch die Gutmenschen, die ihr schlechtes Gewissen aufpolieren. ERSCHLAGT DIE ARMEN! ist ein Rundumschlag, in dem alle am System der Einwanderung Beteiligten ihr Fett abbekommen – die Bittsteller ebenso wie jene, die das Sagen und damit die Macht über Menschenleben haben.
ERSCHLAGT DIE ARMEN! ROMAN. Aus dem Französischen von Lena Müller. Edition Nautilus 2015
VLADIMIR SOROKIN
Vladimir Sorokin wurde in einem Dorf bei Moskau geboren und gilt als der bedeutendste zeitgenössische Schriftsteller Russlands. Schon zu Sowjetzeiten war er mit systemkritischen Romanen das Enfant terrible der russischen Gegenwartsliteratur. Aber auch heute reibt sich der in zahlreiche Sprachen übersetzte Autor fantastischer Romane mit der politischen Macht in Russland. Vor einigen Jahren veranstaltete Putins nationalistische Jugendorganisation «Gemeinsamer Weg» sogar eine öffentliche Verbrennung seiner Bücher.
In seinem neuen Roman TELLURIA, der Mitte des 21. Jahrhunderts angesiedelt ist, ist die Geopolitik vollständig durcheinandergeraten. Russland ist zerfallen und das restliche Westeuropa verliert sich in Kleinstaaterei. Sorokin nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch diese deformierte Geografie. Anstelle der grossen Nationalstaaten ist ein Flickenteppich von kleinen, landsmannschaftlich geprägten Herrschaftsgebieten entstanden. Allgegenwärtig in diesem Szenario ist das Tellur, Wertanlage und Objekt der Begierde, Droge und Trost. Denn dem Tellur ist man überall verfallen, nach ihm verzehrt man sich, als Keil oder Nagel wird es den Menschen in den Kopf getrieben, beschert Träume und Visionen und soll sogar den Kontakt zu den Toten herstellen. Mancher überlebt diesen Trip allerdings nicht.
Es sind fünfzig Kurzgeschichten, die auch Folgen einer Serie sein könnten. Jeder Abschnitt ein anderes literarisches Genre: ob Märchen, Reportage, Dramolett oder Langgedicht – der russische Meister der Postmoderne beherrscht sie alle.
Nicht weniger als acht renommierte Übersetzer haben sich ans Werk gemacht, um der Vielstimmigkeit von Sorokins retrofuturistischer Vision gerecht zu werden.
TELLURIA. Roman. Aus dem Russischen übersetzt vom Kollektiv Hammer und Nagel. Kiepenheuer & Witsch 2015
DER SCHNEESTURM. Roman. Aus dem Russischen von Andreas Tretner. Kiepenheuer & Witsch 2012
DER TAG DES OPRITSCHNIKS. Roman. Aus dem Russischen von Andreas Tretner. Kiepenheuer & Witsch 2007
DUBRAVKA UGREŠIĆ
Dubravka Ugrešić wurde 1949 in Kutina, Jugoslawien, geboren. Sie studierte an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb und arbeitete dort über 20 Jahre lang am Institut für Literaturtheorie. Ihr Hauptaugenmerk galt dabei der russischen Avantgarde. Sie veröffentlichte Kurzgeschichtensammlungen und einen Roman – ihre sogenannte Vorkriegs-Ära zeichnete sich vor allem durch das fröhliche Herumexperimentieren mit verschiedensten literarischen Gattungen und Stilmitteln aus.
1993 verliess Ugrešić, die sich jedweder Form von Nationalismus und Chauvinismus verweigerte, Kroatien und ging ins Exil, zunächst nach Amsterdam, später auch in die USA, wo sie an verschiedenen Universitäten dozierte.
Die Erfahrungen des Exils sowie ihren eigenen Standpunkt zum Zerfall Jugoslawiens reflektierte sie in den Essay-Bänden AMERIČKI FIKCIONAR (MY AMERICAN FICTIONARY, 1993) und KULTURA LAŽI (DIE KULTUR DER LÜGE, 1996), die in fast alle europäischen Sprachen übersetzt wurden. Auch ihr Roman MUZEJ BEZUVJETNE PREDAJE (DAS MUSEUM DER BEDINGUNGSLOSEN KAPITULATION, 1997) wurde ein internationaler Erfolg.
Ilma Rakusa sagte über den 2011 auf Deutsch erschienenen Essayband KARAOKEKULTUR: «Dubravka Ugrešić brilliert auch in ihrem neuen Essayband durch Scharfsinn und Scharfzüngigkeit. Auf rund 400 Seiten betreibt sie Zeitdiagnostik und Kulturkritik, Vergangenheitsbewältigung und Balkan-Bashing, ernst, witzig und polemisch zugleich.»
Heute lebt Dubravka Ugrešić zwischen Amsterdam und den USA, wo sie weiterhin als Privatdozentin tätig ist. Ihre Texte wurden in rund 30 Sprachen übersetzt.
KARAOKEKULTUR. Essays. Aus dem Kroatischen von Mirjana und Klaus Wittmann. Berlin Verlag 2011
BABA JAGA LEGT EIN EI. Roman. Aus dem Kroatischen von Mirjana und Klaus Wittmann. Berlin Verlag 2008
KEINER ZU HAUSE. Essays. Aus dem Kroatischen von Mirjana und Klaus Wittmann, Angela Richter, Barbara Antkowiak. Berlin Verlag 2007
ANJA UTLER
Die Dichterin, Essayistin und Übersetzerin Anja Utler wurde 1973 in Schwandorf geboren, hat Slavistik, Anglistik und Sprecherziehung studiert. Für ihre poetischen Arbeiten – die meist nicht nur gedruckt, sondern auch in einer hörbaren Form erscheinen – wurde Anja Utler vielfach ausgezeichnet, ihre Gedichte wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
Anja Utler lotet in ihren Gedichten das Verhältnis zwischen Denken, Fühlen und Körper aus. Dabei spielen aktuelle Themen eine wichtige Rolle. Lyrik hat für sie das Potenzial, eine «befreiende Unsicherheit» zu schaffen. Ihre Gedichte sprechen nicht aus einer Position distanzierter Beobachtung über die Welt, sondern erschaffen sich die Welt erst, wie es in der Preisbegründung des Basler Lyrikpreises heisst.
Anja Utler selbst resümiert in ihrer Rede «plötzlicher mohn», in der sie sich als Leserin aus rezeptionsästhetischer Sicht dem Gedicht nähert: «Ja: ich staune über das Vermögen des Gedichts, meine Koordinaten von Welt, Sprache, ich, zu erschüttern.»
Ihr neues Buch VON DEN KNOCHEN DER SANFTHEIT geht Fragen nach wie: Wie sprechen? Wie muss ein Sprechen aussehen, damit es Verhältnisse tatsächlich erfahrbar macht, statt sie zu verdecken, vergröbern, die Beziehung zu ihnen zu sedieren? Und wie muss ein Gedicht aussehen, damit es nicht nur hübsch klimpert, sondern seine Lautung dem Körper und Denken andere Bewegungen ermöglicht? Anja Utlers Antworten laufen quer zu den derzeit üblichen Diskursen und eröffnen zugleich ein Feld neuer Fragen.
Anja Utler übersetzte DECREATION von Anne Carson und wird am Literaturfestival Leukerbad ihre
deutsche Stimme sein.
VON DEN KNOCHEN DER SANFTHEIT. BEHAUPTUNGEN, REDEN, QUERGÄNGE. Edition Korrespondenzen 2016
AUSGEÜBT. EINE KURSKORREKTUR. Edition Korrespondenzen 2011
JANA. VERMACHT. Edition Korrespondenzen 2009
ELIOT WEINBERGER
Eliot Weinberger wurde 1949 in New York geboren, wo er heute auch lebt. Seine von internationalen Feuilletons gefeierten Essays sind bekannt für ihre stilistische Fulminanz und intellektuelle Schärfe und wurden in über dreissig Sprachen übersetzt. Sie vereinen dokumentarische Techniken mit hohen literarischen Ansprüchen. Die Sammelbände KASKADEN. DAS WESENTLICHE und ORANGEN! ERDNÜSSE! enthalten eine Auswahl seiner Aufsätze, die ins Deutsche übersetzt wurden.
Eliot Weinberger ist auch der Hauptübersetzer des mexikanischen Nobelpreisträgers Octavio Paz. Zudem übertrug er Texte weiterer lateinamerikanischer Autoren ins Englische. Ebenso engagiert er sich für die westliche Würdigung chinesischer Dichtkunst, unter anderem die des exilierten Lyrikers Bei Dao, und er ist Herausgeber von «The New Directions Anthology of Classical Chinese Poetry».
Mit THE WALL, THE CITY, AND THE WORLD veröffentlichte Weinberger drei Texte, die formal zwischen Essay und Poesie angesiedelt sind und sich damit beschäftigen, wie Zivilisationen entstehen und vergehen. Gemeinsam mit Lydia Davis verfasste er, der auch mit Künstlern wie dem maorischen Maler Shane Cotton und dem Filmemacher Robert Gardner zusammenarbeitete, das von der Literatur des 19. Jahrhunderts inspirierte Diptychon TWO AMERICAN SCENES.
Regelmässig schreibt er zudem für internationale Publikationen wie die «London Review of Books» und «Lettre International». Der von ihm herausgegebene Band von Jorge Luis Borges’ «Selected Non-Fiction» wurde mit dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnet. Weinberger ist der einzige US-amerikanische Autor, dem die Ehrung Order of the Aztec Eagle der mexikanischen Regierung zuteil wurde.
ORANGEN! ERDNÜSSE! Aus dem Englischen von Peter Torberg. Berenberg Verlag 2011
DAS WESENTLICHE. Aus dem Englischen von Peter Torberg. Berenberg Verlag 2008
KASKADEN. Aus dem Englischen von Peter Torberg. Suhrkamp Verlag 2003
BENEDICT WELLS
Benedict Wells, der 2009 mit seinem Debütroman zum ersten Mal in Leukerbad zu Gast war, wurde 1984 in München geboren, ging nach dem Abitur nach Berlin und beschloss das zu tun, was er wollte: Schriftsteller werden. Was sich nach einem naiven Jugendtraum mit absehbar unschönem Erwachen anhört, ist in diesem Fall wahr geworden. In seinem ersten Roman BECKS LETZTER SOMMER rückt Benedict Wells seinem Protagonisten Robert Beck, einem unzufriedenen Gymnasiallehrer, den Jugendtraum wieder in greifbare Nähe: eine Karriere im Musikgeschäft. Ein neuer Schüler entpuppt sich als musikalisches Genie, der Lehrer sieht sich als zukünftigen Manager. Der Roman wurde mit Christian Ulmen in der Hauptrolle verfilmt.
Sein dritter Roman FAST GENIAL stand monatelang auf der Bestsellerliste. Immer ist die Musik ein zentrales Element der Geschichten von Benedict Wells, darum gibt es zu seinen Büchern auch einen Soundtrack.
Jetzt hat Benedict Wells mit VOM ENDE DER EINSAMKEIT die Geschichte dreier Geschwister vorgelegt, die ihre Eltern viel zu früh bei einem Autounfall verlieren. Wie das Online-Magazin «soundsandbooks» resümiert: «VOM ENDE DER EINSAMKEIT ist ein wundervoller Roman über das Älterwerden, über Erinnerungen, über existentielle Philosophie, über den Lauf der Zeit, über die Freiheit und die Selbstbestimmung über Leben und Tod. Es ist gut zu wissen, dass ein junger Autor wie Benedict Wells diese Themen nicht gänzlich älteren Kollegen überlässt und bereit ist für die essentiellen Dinge des Lebens.»
Wells lebt nach einigen Jahren in Barcelona inzwischen wieder in Berlin und ist aktives Mitglied der deutschen Fussball-Autorennationalmannschaft «Autonama».
VOM ENDE DER EINSAMKEIT. Roman. Diogenes 2016
FAST GENIAL. Roman. Diogenes 2012
SPINNER. Roman. Diogenes 2009
BECKS LETZTER SOMMER. Roman. (Diogenes 2008) Detebe 2009
LUKAS BÄRFUSS
Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren und zählt zu den erfolgreichsten Dramatikern der letzten Jahre. Seine Stücke werden weltweit aufgeführt. Er hat sich auch einen Namen als kritischer Denker, brillanter Redner und engagierter und unbestechlicher Kommentator der politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten gemacht.
Kaum ein anderer Schweizer Autor hat über die Landesgrenzen hinaus mehr öffentliches Echo ausgelöst als Lukas Bärfuss. Wenn er über die grossen Themen wie Freiheit, Lüge, Raum, Zeit nachdenkt und sich fragt, «Wo bin ich hier?», geschieht es nicht im leeren Raum der Abstraktion.
Was Bärfuss immer wieder vermisst, ist nicht bloss Moral im klischierten Sinn. Vielmehr vermisst er bereits den Willen, sich in einer veränderten, hochmedialisierten Welt immer wieder mit der Frage auseinanderzusetzen, was denn nun überhaupt real sei.
STIL UND MORAL. Essays. Wallstein 2015
KOALA. Roman. Wallstein 2014
HUNDERT TAGE. Roman. Wallstein 2008
JONAS LÜSCHER
Jonas Lüschers literarisches Debüt FRÜHLING DER BARBAREN war 2013 die Entdeckung des Jahres: Die Novelle wurde viel gelobt und noch mehr gekauft und gelesen.
Der 1976 in der Schweiz geborene Autor lebt in München. Nach einer Ausbildung als Primarlehrer in Bern und einigen Jahren in der deutschen Filmindustrie studierte er an der Hochschule für Philosophie in München. 2011 wechselte Jonas Lüscher an die ETH Zürich. Dort schrieb er bei Michael Hampe an einer Dissertation über die Bedeutung von Narrationen für die Beschreibung sozialer Komplexität vor dem Hintergrund von Richard Rortys Neo-Pragmatismus. Zum Jahresende 2014 verliess Lüscher die ETH, ohne seine Dissertation abgeschlossen zu haben und arbeitet seither als freier Autor.
FRÜHLING DER BARBAREN. Novelle. C.H. Beck 2013
URS MANNHART
Urs Mannhart ist im bernischen Rohrbach geboren, hat als Velokurier, Nachtwächter und Journalist gearbeitet und gehört mit Christoph Simon und Lorenz Langenegger zu den Mitgliedern der Literaturgruppe «die Autören». Der Bilgerverlag veröffentlichte 2004 seinen ersten Roman LUCHS und 2006 DIE ANOMALIE DES GEOMAGNETISCHEN FELDES SÜDÖSTLICH VON DOMODOSSOLA.
Mannhart schrieb Reportagen aus Ungarn, Serbien, dem Kosovo, Rumänien, Russland, Weissrussland, Transnistrien und der Ukraine. 2014 erschien sein lange erwartetes drittes Buch BERGSTEIGEN IM FLACHLAND: ein grosser und eindrücklicher Europa-Roman, der nach einem zeitweiligen Verkaufsstopp wegen eines unhaltbaren Plagiatsvorwurfs endlich wieder im Verkauf ist.
BERGSTEIGEN IM FLACHLAND. Roman. secessions Verlag Berlin 2014
DIE ANOMALIE DES GEOMAGNETISCHEN FELDES SÜDÖSTLICH VON DOMODOSSOLA. Roman. Bilgerverlag 2006
LUCHS. Roman. Bilgerverlag 2004
DANIEL SCHWARTZ
Daniel Schwartz, geboren 1955, lebt in Zürich und ist ein international bekannter und ausstellender Fotograf und langjähriger Mitarbeiter der Schweizer Kulturzeitschrift «du». 2008 hat er mit SCHNEE IN SAMARKAND. EIN REISEBERICHT AUS DREITAUSEND JAHREN ein fulminantes Buch mit über tausend Seiten vorgelegt. Ein Buch, das ein in dieser Form noch nie dagewesenes Unterfangen vollzieht; es ist der Versuch, räumlich und zeitlich zugleich zu reisen, die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu sehen und den Blick von Chinesen, Persern, Europäern und Arabern auf den jeweils fremden Anderen zu verstehen.
Daniel Schwartz benennt mit seinen «Geschichtsbildern» prekäres Menschendasein, konstante existenzielle Unsicherheit, und er deutet die tiefgreifenden Asymmetrien und tradierten Missverständnisse infolge der machtpolitischen Entwicklungen.
Am Literaturfestival wird er auch einige seiner Fotografien ausstellen.
TRAVELLING THROUGH THE EYE OF HISTORY. Mit 165 Fotografien. Thames & Hudson 2009
SCHNEE IN SAMARKAND. EIN REISEBERICHT AUS DREITAUSEND JAHREN. Eichborn 2008
GESCHICHTEN VON DER GLOBALISIERUNG. Daniel Schwartz (Hrsg.) Steidl Verlag. 2003