Autorinnen und Autoren
Am 25. Internationalen Literaturfestival
Leukerbad nehmen teil:
Emily Artmann, Österreich
Priya Basil, Deutschland/Grossbritannien
Shida Bazyar, Deutschland
Yari Bernasconi, Schweiz
Martin Bieri, Schweiz
Romain Buffat, Schweiz
Laura Di Corcia, Schweiz
Sasha Filipenko, Belarus
Angélica Freitas, Brasilien
Rebecca Gisler, Schweiz
Dana Grigorcea, Schweiz
Jürg Halter, Schweiz
Volha Hapeyeva, Belarus
Rolf Hermann, Schweiz
Alexandre Hmine, Schweiz
Lukas Maisel, Schweiz
Jakub Małecki, Polen
Patrícia Melo, Schweiz/Brasilien
Eva Menasse, Deutschland
Sharon Dodua Otoo, Deutschland
Yvonne Adhiambo Owuor, Kenia
Anna Prizkau, Deutschland
Monika Rinck, Deutschland
D.A.F. de Sade, Frankreich
Joachim Sartorius, Deutschland
Christoph Simon, Schweiz
Marina Skalova, Schweiz
Michelle Steinbeck, Schweiz
Raphael Urweider, Schweiz
Peter Weber, Schweiz
Gabriela Zehnder, Schweiz
Hommage an H.C. Artmann mit
Emily Artmann, Österreich
Christian Thanhäuser, Österreich
Raphael Urweider, Schweiz
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Ursi Anna Aeschbacher, Schweiz
Priya Basil, Deutschland/Grossbritannien
Lukas Bärfuss, Schweiz
Martin Bieri, Schweiz
Monika Bütler, Schweiz
Marie Fleury, Schweiz
Ruth Gantert, Schweiz
Jürg Halter, Schweiz
Patrícia Melo, Schweiz
Camille Luscher, Schweiz
Jonas Lüscher, Schweiz
Monika Rinck, Deutschland
Angelika Salvisberg, Schweiz
Franziska Schutzbach, Schweiz
Klaus Theweleit, Deutschland
Michael Thumann, Deutschland
Joseph Vogl, Deutschland
Martin Zingg, Schweiz
Emily Artmann
Emily Artmann, geboren 1975 in Salzburg, studierte Ethnologie und wechselte ins Filmstudium, das sie an der Wiener Filmakademie abschloss. Sie ist verantwortlich für die Dramaturgie und Montage zahlreicher Kinodokumentar- und Spielfilme. Ausserdem arbeitet Emily Artmann an eigenen Film- und Fotoprojekten. Sie lebt mit Mann und Kind in Wien.
Aus Gesprächen, die Emily Artmann und ihre Cousine Katharina Copony kurz vor seinem Tod mit H.C. Artmann führten, entstand die Dokumentation der wackelatlas – sammeln und jagen mit H.C. Artmann. Darin geht es nicht «um den Menschen hinter der Kunst», sondern entschieden um die Kunst und wie sich der Mensch in ihr bewegt. Der wackelatlas ist eine überaus kontrollierte Arbeit, sparsam in ihren Mitteln, konzentriert auf ihr Zentrum, wie Stefan Grissemann festhält.
Erst spät im Leben beginnt Emily Artmann 2019 selbst zu schreiben. In einem Mantel aus Fischhaut ist ihr erster Gedichtband.
In Leukerbad wird Emily Artmann aus ihren Gedichten lesen und zusammen mit Christian Thanhäuser und Raphael Urweider die Hommage auf ihren Vater H.C. Artmann gestalten.
In einem Mantel aus Fischhaut. Gedichte. Edition Thanhäuser 2021
Lukas Bärfuss
Lukas Bärfuss, geboren 1971, ist Dramatiker, Romancier und Essayist. Seine Stücke werden weltweit gespielt, seine Romane sind in etwa zwanzig Sprachen übersetzt. Er lebt und arbeitet in Zürich.
Kaum ein anderer Schweizer Autor hat über die Landesgrenzen hinaus mehr öffentliches Echo ausgelöst als Lukas Bärfuss. Er hat sich einen Namen als kritischer Denker, brillanter Redner und engagierter und unbestechlicher Kommentator der politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten gemacht und damit 2019 zu Recht den renommierten Büchner-Preis erhalten. Er gehört zu jenen Autoren, die sich immer wieder zu gesellschaftlichen Fragen äussern.
Mit seinem 2019 erschienenen Buch Malinois, Erzählungen aus den letzten 20 Jahren, macht Lukas Bärfuss klar, dass er ein erstklassiger Erzähler ist. In zugleich sinnlicher als auch analytischer Sprache erzählt Lukas Bärfuss von Menschen, die aus den Routinen des Alltags herausgerissen werden und spürt dabei den Fragen nach, wie wir uns begegnen und nach welchen Vorlagen wir die Geschichten unserer Leidenschaften entwerfen.
2020 erschien Die Krone der Schöpfung, eine Sammlung seiner Kolumnen. Darin springt Lukas Bärfuss in seinen Themen, mal analytisch kühl, mal argumentiert er leidenschaftlich polemisch – ob es um Corona geht oder um die Gleichberechtigung von Frauen, um Identitätspolitik, um die USA, China, den Brexit oder immer wieder um die Schweiz. Durchaus bemerkt er, dass die ständigen Veränderungen den Menschen Angst machen können, aber dennoch macht er als die grössere Gefahr die Stagnation aus.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Die Krone der Schöpfung. Essays. Wallstein 2020
Malinois. Erzählungen. Wallstein 2019
Krieg und Liebe. Essays. Wallstein 2018
Hagard. Roman. Wallstein 2017
Priya Basil
Priya Basil, 1977 in London geboren, ist eine indisch-stämmige britische Schriftstellerin. Sie wuchs in Kenia auf, studierte in Grossbritannien und lebt heute in Berlin. Sie veröffentlichte Romane und eine Novelle sowie zahlreiche Essays für verschiedene Zeitschriften. Sie engagiert sich in verschiedenen Gruppierungen aktiv für Friedensförderung, Feminismus und weltweite Waffenkontrolle. Wiederkehrende Themen in ihren Sachtexten sind Identität, Kunst, Massenüberwachung, Demokratie, (Neo-)Kolonialismus und die Europäische Union.
In ihrem neuen Buch Im Wir und Jetzt beschäftigt sich Priya Basil mit ihrer eigenen Position als Frau. Sie ist aufgewachsen zwischen zwei Frauen, Mutter und Grossmutter, deren Leben beide durch das Erleben sexueller Gewalt geprägt wurde, die jedoch ganz unterschiedlich damit umgingen. Im ersten Teil des Buches fragt Priya Basil sich selbst und damit auch die Leserinnen und Leser nach ihren Prägungen. Sie übersetzt ihre eigenen Erfahrungen in Literatur und gibt zugleich einen kenntnisreichen Überblick über feministische Theorien. Im zweiten Teil des Buches berichtet sie von einem Experiment, bei dem sie zusammen mit anderen feministischen Frauen eine Ausgabe der Modezeitschrift Vogue gestaltete. Der subjektive Erfahrungsbericht wird zur fundierten Auseinandersetzung mit der Frage, wie Feminismus und Kapitalismus zusammengehen oder eben auch nicht. Dabei macht sich Basil auf die Suche nach (neuen) Allianzen, die unsere Gesellschaft tragen ohne Ausgrenzung, Unterdrückung und Ausbeutung.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Im Wir und Jetzt – Feministin werden. Aus dem Englischen von Beatrice Fassbender. Suhrkamp 2021
Gastfreundschaft. Aus dem Englischen von Beatrice Fassbender. Insel Verlag 2019
Mit Chika Unigwe: Erzählte Wirklichkeiten: Tübinger Poetik-Dozentur 2014. Swiridoff 2015
Die Logik des Herzens. Aus dem Englischen von Barbara Christ. Schöffling 2012
Shida Bazyar
Shida Bazyar wurde 1988 in Rheinland-Pfalz geboren, wohin ihre Eltern 1987 aus dem Iran geflohen waren, da sie der kommunistischen Widerstandsbewegung gegen das Chomeini-Regime angehörten.
Shida Bazyar studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim bevor sie nach Berlin zog. Für ihren 2016 erschienenen Debütroman Nachts ist es leise in Teheran wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Ihr gelang mit dieser deutsch-iranischen Familiengeschichte auf Anhieb der literarische Durchbruch.
Drei Kameradinnen ist Shida Bazyars zweiter Roman: Die drei Protagonistinnen Hani, Kasih und Saya sind zusammen in einer Siedlung aufgewachsen, in der sie wohnen, aber nicht wirklich dazugehören. Nach Jahren treffen sie sich wieder, um an alte Zeiten anzuknüpfen. Aber ihre Zusammenkunft wird von einem dramatischen Ereignis überschattet – und von der Frage, was Saya damit zu tun hat.
Shida Bazyar schreibt über die tiefe Freundschaft dreier junger Frauen, deren alltägliche Erfahrung Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft ist: Man wundert sich zum Beispiel, dass sie so gut deutsch sprechen. In einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit zu dulden scheint, gibt ihre Freundschaft den drei Frauen Halt.
Denis Scheck schreibt dazu: «Kompromisslos und berührend erzählt Shida Bazyar, wie sich der Gewalt und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. Sie ist eine Expertin für die Macht und die Mechanismen des Schwarz-Weiss-Denkens. Bissig, polemisch, selbstironisch und witzig, zugleich auf ernsthafte Weise zeigt sie den Leserinnen und Lesern, wie Menschen dazu neigen, andere Menschen in Schubladen zu sperren.»
Drei Kameradinnen. Roman. Kiepenheuer & Witsch 2021
Nachts ist es leise in Teheran. Roman. Kiepenheuer & Witsch 2016
Yari Bernasconi
Yari Bernasconi, 1982 in Lugano geboren, promovierte an der Universität Fribourg in italienischer Literatur und Philologie. Er war bis 2013 für die italienische Redaktion der Zeitschrift Viceversa Letteratura verantwortlich. Nach Publikation seiner Gedichte in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien erschienen 2009 Lettera da Dejevo und 2012 die Gedichtsammlung Non è vero che saremo perdonati. Yari Bernasconi lebt in Hinterkappelen bei Bern und arbeitet als Kulturjournalist und -vermittler.
Neue staubige Tage besucht Gegenden voller Ruinen und Verlassenheit, in denen die Verwüstung nicht bloss Vergangenheit bleibt, sondern immer auch in die Gegenwart ragt. Mit Auto, Zug und Fähre reist der Dichter durch Europa, vom zerrissenen Estland über die piemontesischen Berge und die französischen Küsten zu den irischen Mooren und zurück in die Landschaften der Schweiz. Dabei erzählt er in klarer und eindrücklicher Sprache von Entwurzelung, von der Herkunft aus dem krisenreichen zwanzigsten Jahrhundert und dem Unbehagen, das er überall vorfindet.
Yari Bernasconi schildert die Mauern, den Schutt und den Staub jener vergangenen Tage und skizziert die Möglichkeiten, die der Zukunft bleiben. In der Jury-Begründung des Terra Nova Preises der Schillerstiftung heisst es über Neue staubige Tage: «Eine Sammlung von Gedichten, die mit einer präzisen Sprache und aufmerksam auf die Klänge, die Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Geschichte und dem Individuum hinterfragt.»
In Zusammenarbeit mit der Casa della Letteratura per la Svizzera italiana
Neue staubige Tage / Nuovi giorni di polvere. Gedichte. Italienisch und Deutsch. Übersetzt von Julia Dengg. Limmatverlag 2021
Martin Bieri
Martin Bieri, geboren 1977, lebt und arbeitet in Bern. Er hat Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte studiert und zu zeitgenössischem Theater und Landschaftstheorie promoviert. Er arbeitet heute als Lyriker, Autor, Dramaturg und Journalist in Deutschland und der Schweiz. Aus seiner Feder stammen diverse Stücke und wissenschaftliche Veröffentlichungen; er schreibt für verschiedene Tageszeitungen und die Schweizerische Depeschenagentur über Kunst und Fussball.
Literarisch verarbeitete er eine reale historische Begebenheit: 1749 missglückte ein Aufstand gegen die bernische Regierung unter der Führung von Samuel Henzi. Und Lessing missglückte ein Theaterstück darüber. In Henzi Sulgenbach. Ein Lessing-Implantat hat Martin Bieri Lessings Fragment fertig geschrieben – nicht als Drama, sondern als Spaziergang entlang des Sulgenbachs, einem meist unsichtbar unter der Erde verlaufenden Gewässer der Stadt Bern.
Als Lyriker arbeitet Martin Bieri nicht nur an der Dekonstruktion von Raum und Zeit; er nimmt viele Anspielungen, Verweise und Quellen auf. Europa, Tektonik des Kapitals ist die archäologische Erinnerung an die Zukunft eines Kontinents. Bieri sitzt in Bern am Schreibtisch und durchstreift Europa in seiner Erinnerung und an seinem Computer.
«Martin Bieri will die Sinne öffnen für eine neue Wahrnehmung des Lebens, in dem die Liebe zu oft den ‹Tonalitäten der Moderne› geopfert wird und Menschen ‹in der eigenen Grösse verschwinden›» hält Thorsten Schulte auf Literaturkritik.de fest.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Unentdecktes Vorkommen. Gedichte. Lyrikedition 2000. Allitera Verlag 2021
Henzi Sulgenbach. Ein Lessing-Implantat. Edition Taberna Kritika 2020
Europa, Tektonik des Kapitals. Gedichte. Allitera Verlag 2015
Romain Buffat
Romain Buffat wurde 1989 in Yverdon-les-Bains geboren und lebt in Lausanne. Er studierte Literatur an der Universität Lausanne und Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut, wo er heute als Assistent arbeitet.
In seinem ersten Roman Schumacher erzählt er die Geschichte eines amerikanischen Traums. John Schumacher, U.S.-Amerikaner, ist Ende der Fünfzigerjahre in der Luftwaffenbasis der US Air Force von Évreux in der Normandie stationiert und lernt dort eine Französin namens Colette kennen. Das ist auch schon alles, was man über den Namensgeber des Romans weiss, der Rest ist Spekulation. Und darin ist Romain Buffat sehr gut: Er spinnt die Geschichte weiter, um die Lücken zu füllen, die das plötzliche Verschwinden Schumachers im Leben der jungen Colette hinterlässt. «Romain Buffat gelingt eine farbig schillernde Zeichnung der Welt, die zwischen Rock’n’Roll und kleinbürgerlicher Moral schwankt, zwischen altem Europa und grosser Besatzungsmacht» (Bieler Tagblatt).
Die Jury des Terra Nova Preises der Schillerstiftung begründete ihre Auszeichnung von Schumacher wie folgt: «Romain Buffat lässt seine Leser mit einer unbändigen Nostalgie zurück, aber auch mit dem Wunsch, diese mittelmässigen und winzigen Menschen zu lieben, die diesen kurzen Roman durchqueren, Figuren, deren gezwungenes Lächeln so viel Mut wie Feigheit, so viel Heldentum wie Mittelmässigkeit verrät; wenn wir diese Figuren der griechischen Vorstadttragödie verlassen, lächerlich und grossartig, wissen wir ein wenig mehr über unsere Menschlichkeit.»
In Leukerbad wird Romain Buffat seinen Roman Schumacher zusammen mit seiner Übersetzerin Gabriela Zehnder vorstellen.
In Zusammenarbeit mit dem CTL
Schumacher. Roman. Aus dem Französischen von Gabriela Zehnder. Verlag die brotsuppe 2020
Monika Bütler
Monika Bütler, geboren 1961, ist selbständige Ökonomin und Mitglied diverser Gremien in Wissenschaft und Wirtschaft. Momentan engagiert sie sich zudem in der unabhängigen Swiss National COVID-19 Science Task Force, bis Januar 2021 als deren Vizepräsidentin. Ihre ordentliche Professur für Wirtschaftspolitik an der Universität St. Gallen gab sie im Januar 2021 auf, um nochmals neue Dinge auszuprobieren.
Monika Bütler studierte zunächst Mathematik und Physik, arbeitete für die Lawinenforschung und die Swissair, und doktorierte anschliessend in Volkswirtschaftslehre. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Alterung der Gesellschaft, dem Arbeitsmarkt sowie politökonomischen Fragestellungen. Sie gehört heute zu den einflussreichsten Ökonominnen und Ökonomen der Schweiz.
Ein wichtiges Anliegen von Monika Bütler ist es, eine Brücke zwischen akademischer Forschung und Öffentlichkeit zu schlagen. Aus diesem Grund betreibt sie mit zwei Kollegen den Blog batz.ch und beteiligt sich regelmässig am öffentlichen Diskurs.
In der Laudatio zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Luzern 2018 heisst es: «Monika Bütler betreibt seit den Anfängen ihrer akademischen Karriere in überzeugender Weise den Dialog zwischen Theorie und Praxis und bringt so ihre tiefe Überzeugung zum Ausdruck, dass eine funktionierende Gesellschaft einer breit abgestützten und konstruktiven Diskussion bedarf.»
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Laura Di Corcia
Laura Di Corcia, geboren 1982 in Mendrisio, schloss ihr Studium der modernen Literatur mit einer Arbeit über italienische Poesie des 20. Jahrhunderts ab. Seither ist sie als Journalistin tätig. Nach Auslandsaufenthalten in Berlin und Los Angeles kehrte sie in die italienischsprachige Schweiz zurück, wo sie mit verschiedenen Zeitungen zusammenarbeitet, die sich hauptsächlich mit Theater und Kultur befassen. Di Corcia ist auch Lyrikerin.
Materialität, Glätte, Räume und Abwesenheiten – Laura Di Corcias neue poetische Sammlung lautet In tutte le direzioni (deutsch: In alle Richtungen). Dieses Buch ist voller Impulse, die sich von der Realität in direkte und sofort wahrnehmbare Verse verwandeln. Wenn Pfeile in alle Richtungen geworfen werden, bewegen sich Existenzen. Eine Bewegung, die sich in den drei Teilen der neuen poetischen Sammlung von Laura Di Corcia entwickelt und sich in einer Vielzahl von Themen ausdrückt: Vom Ich zum Du, vom Wir zum Ihr. Es sind individuelle und kollektive Richtungen, die von innen gefühlt oder von aussen beobachtet werden. Eine konkrete und glänzende Sprache untermauert das poetische Universum von Laura Di Corcia.
Laura Di Corcia wird in Leukerbad zusammen mit Rebecca Gisler und Michelle Steinbeck von ihren Erfahrungen im Projekt «Poethreesome» berichten.
In tutte le direzioni. LietoColle 2018
Epica dello spreco. Dot.com Press Poesia 2015
Vita quasi vera di Giancarlo Majorino. La Vita Felice 2014
Sasha Filipenko
Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein weissrussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satire-Show und als Fernsehmoderator. Er ist leidenschaftlicher Fussballfan und lebt in St. Petersburg. Aktuell ist er Stipendiat der Fondation Jan Michalski in Montricher.
Der ehemalige Sohn ist der zweite seiner fünf Romane, der auf Deutsch erscheint: Der junge Franzisk Cello verunfallt auf dem Weg zu einem Rockkonzert schwer und fällt ins Koma. Zehn Jahre später erwacht Zisk in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint, doch dann erlebt er protestierende Menschen auf der Strasse, und es heisst über sie, sie regten sich zum ersten Mal nach Jahren im Koma. Diese buchstäbliche Ironie der Geschichte ist dicht erzählt, mit Humor und bitterem Ernst.
Im Interview mit der Berliner Zeitung macht Filipenko klar, welche Folgen sein regimekritisches Buch für ihn hat: «Davor [nach Weissrussland zurückzukehren] warnen mich meine Familie und meine Freunde, die in den Zeitungen lasen, ich sei ein Volksfeind. Soll ich wieder nach Petersburg? Russland hat angefangen, die Belarussen auszuweisen. Ich rede mir ein, dass ich so wie ein Fussballspieler jetzt einfach als Schriftsteller bei einem anderen europäischen Klub unter Vertrag bin. Vielleicht findet sich noch eine Möglichkeit, in Graz oder Berlin. Ich will auch nicht um politisches Asyl ersuchen.»
Der ehemalige Sohn. Roman. Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes 2021
Rote Kreuze. Roman. Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes 2020
Angélica Freitas
Angélica Freitas, geboren 1973 in Pelotas, Brasilien, ist Journalistin, Autorin, Lyrikerin und Übersetzerin. Nach einigen Jahren in Porto Alegre zog sie nach São Paulo, wo sie als Reporterin arbeitete. Ab 2006 lebte sie in verschiedenen Ländern Europas und Südamerikas. Heute lebt sie wieder in ihrer Geburtsstadt.
Freitas’ Gedichtbände wurden in mehreren Ländern veröffentlicht, unter anderem auch in zweisprachigen Ausgaben in Deutschland. Ihr erster Gedichtband rilke shake, in Brasilien 2007 erschienen, erregte sogleich grosse Aufmerksamkeit und polarisierte die literarische Szene.
Konventionen, literarische wie gesellschaftliche, sind Angélica Freitas suspekt. In ihren Gedichten überwindet sie die starren Regeln der traditionellen brasilianischen Lyrik und besinnt sich auf die oralen Ursprünge der Poesie. Der Dichter Ricardo Domeneck stellt sie in eine Reihe mit Christian Morgenstern, dem Dadaisten Hans Arp und Gertrude Stein.
Der Uterus ist gross wie eine Faust ist ihr zweiter Gedichtband und hat sie endgültig zu einer der wichtigsten Dichterinnen Brasiliens gemacht: Sie dekonstruiert das Konzept «Frau», dekliniert mit viel Verspieltheit alle Eigenschaften, die der Frau im Verlaufe der Jahrhunderte zugeordnet wurden, all ihre Haltungen und Positionen, die sie in der Gesellschaft einnehmen kann. Erich Giebel sagt dazu: «So Frau zu sein, wie frau will, will uns Freitas sagen, ist ein immerwährender Kampf gegen die Absurdität des Lebens.»
In Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD
Der Uterus ist gross wie eine Faust. Gedichte. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Odile Kennel. Elif Verlag 2020
rilke shake. Gedichte. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Odile Kennel. Luxbooks 2011
Rebecca Gisler
Rebecca Gisler, 1991 in Zürich geboren, lebt in Paris. Von 2011 bis 2014 studierte sie am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und danach in Paris. Sie schreibt Prosa, Poesie und szenische Texte auf Deutsch oder Französisch, sie ist Textredakteurin der Kulturzeitschrift Quottom und hat Gedichte und Prosa in zahlreichen Magazinen und Anthologien veröffentlicht. Sie ist ausserdem Übersetzerin und überträgt ihre eigenen Texte ins Deutsche und Französische.
Rebecca Gisler tritt regelmässig in poetischen Darbietungen wie Die Satz / le Phrase oder Gesicht in Zusammenarbeit mit zwei Tänzern auf. Sie ist Mitorganisatorin der Reihe «Teppich» im Literaturhaus Zürich.
Ihre Erzählung Flügel nähen wurde auf SWR2 als Hörspiel uraufgeführt, ebenfalls das Theaterprojekt Die Träumer, das im Rahmen ihrer Ausbildung im Januar 2014 entstand. Die prämierte Kurzgeschichte Radadabahn erschien in dem Sammelband Gestern. Kindheit in der Innerschweiz. Im September erscheint ihr erster Roman D’oncle in französischer Sprache bei Éditions Verdier.
Rebecca Gisler wird in Leukerbad zusammen mit Laura Di Corcia und Michelle Steinbeck von ihren Erfahrungen im Projekt «Poethreesome» berichten.
D’oncle. Roman. Éditions Verdier. Erscheint im September 2021
Dana Grigorcea
Dana Grigorcea wurde 1979 in Bukarest geboren, wo sie Germanistik und Niederlandistik studierte. Im Anschluss studierte sie Theater- und Filmregie und absolvierte den Studiengang Qualitätsjournalismus. Nach einigen Jahren im Journalismus, in denen sie für verschiedene europäische Printmedien, Radio- und Fernsehsender arbeitete, begann sie, angehende Medienschaffende zu unterrichten. Sie lebte in verschiedenen europäischen Grossstädten, heute lebt sie mit ihrer Familie in Zürich und ist gemeinsam mit ihrem Mann Verlegerin des Telegramme Verlags.
Seit 2003 schreibt Dana Grigorcea ausschliesslich auf Deutsch. Ihr neuer Roman Die nicht sterben greift den Dracula-Mythos auf und verknüpft ihn gekonnt mit einem düsteren Gesellschaftsbild des postkommunistischen Rumäniens: Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach ihrem Kunststudium in Paris in den Ferienort ihrer Kindheit an der Grenze zu Transsilvanien zurück. In der Kleinstadt B. hat sie bei ihrer grossbürgerlichen Grosstante unter Kronleuchtern und auf Perserteppichen die Sommerferien verbracht. Als auf dem Grab Vlad des Pfählers, als Dracula bekannt, eine geschändete Leiche gefunden wird, begreift sie, dass die Vergangenheit den Ort noch nicht losgelassen hat. Die Geschichte des grausamen Fürsten will sie erzählen.
Ulrich Noller resümiert im WDR: «Ein starker Roman, der das Narrativ der politisch orientierten Schauergeschichte auf seine Weise auffrischt und aktualisiert. Ganz abgesehen von seiner sprachlichen Klasse.»
Die nicht sterben. Roman. Penguin Verlag 2021
Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen. Novelle. Dörlemann Verlag 2018
Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit. Roman. Dörlemann Verlag 2015
Jürg Halter
Jürg Halter, 1980 in Bern geboren, ist Schriftsteller, Musiker und Performance-Poet und gehört zu den Pionieren der neuen deutschsprachigen Spoken-Word-Bewegung. Er studierte an der Hochschule der Künste Bern, machte sich durch Lesungen und Auftritte bei Dichterfestivals einen Namen und veröffentlicht Beiträge in verschiedenen Kunstzeitschriften und Anthologien. Jürg Halter dichtet, performt, rappt und improvisiert – er ist einer der vielseitigsten Autoren der Schweiz und hört nie auf, sich selbst neu und anders zu erfinden. Er hat regelmässige Auftritte in ganz Europa, in Amerika, Afrika, Russland und Japan und veröffentlichte zahlreiche Bücher und CDs. Jürg Halter passt in keine Schublade. Der Schriftsteller äussert sich oft und gerne – über eine Gesellschaft, in der manches nicht stimmt.
Ein Teil seines aktuellen Gedichtbands Gemeinsame Sprache entstand im Corona-Frühling 2020. «Die Gedichte sprechen von der Vereinsamung in Städten, vom Drogenrausch in den Clubs, sie beschäftigen sich mit streunenden Katzen, suchen nach der besten Gesellschaft, erkunden die Farbe Blau, erfinden das niemals niemanden verletzende Abc», wie der Verlag zu seinem Buch sagt. Immer wieder beleuchtet Halter Themen, die bewegen: lakonisch, kritisch, kunstvoll, politisch oder poetisch. Alle Texte verbindet dabei die Leidenschaft und der Wille zu existenzieller Unmittelbarkeit.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Gemeinsame Sprache. Gedichte. Dörlemann Verlag 2021
Erwachen im 21. Jahrhundert. Roman. Zytglogge Verlag 2018
Mondkreisläufer. Verlag der gesunde Menschenversand 2017
Volha Hapeyeva
Volha Hapeyeva, geboren 1982 in Minsk, ist eine belarussische Autorin und promovierte Linguistin. Sie schreibt Gedichte, Prosa und Dramen und übersetzt aus mehreren Sprachen. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Ihre eigenen Gedichte wurden in mehr als zehn Sprachen übertragen. 2020 erschien die Gedichtsammlung Mutantengarten auf Deutsch.
In ihrem autobiografischen Debütroman Camel Travel erfahren wir von den verwirrenden Situationen, in denen mit Belarussisch und Russisch zwei Sprachen gesprochen werden. Im ganz gewöhnlichen spätsozialistischen Alltag treten so einige Hindernisse zutage, die in der Schule, der Familie und öffentlich ausgefochten werden. Der Text skizziert eindrücklich den Weg Hapeyevas, die in ihrer Heimat als feministische Lyrikerin bekannt ist.
Volha Hapeyeva gehört mit ihren Gedichten ohne Zweifel zu den führenden Stimmen der belarussischen Dichtung von heute: Ihre Poesie ist voller Metaphern, die bezeugen, wie wichtig die Sprache als Körper und der Körper als Sprache für diese Dichterin sind. Aus einer dezidiert weiblichen Sicht beschreibt sie Einsamkeit, Krieg und Gewalt, aber auch Natur und Körperlichkeit. Die Gedichte tragen dabei Hoffnung auf die Kraft der Sprache und machen neuen Mut.
Camel Travel. Roman. Aus dem Belarussischen von Thomas Weiler. Droschl Verlag 2021
Mutantengarten. Gedichte. Aus dem Belarussischen von Matthias Göritz, Martina Jakobson und Uljana Wolf. Edition Thanhäuser 2020
Rolf Hermann
Rolf Hermann, geboren 1973 in Leuk, studierte Anglistik und Germanistik. Sein Studium verdiente er sich als Schafhirt im Simplongebiet. Rolf Hermann ist Mitglied der Mundart-Combo «Die Gebirgspoeten». Seine Texte wurden ins Arabische, Englische, Französische, Litauische, Polnische, Spanische und Ungarische übersetzt. Heute lebt Rolf Hermann mit seiner Familie in Biel. Er schreibt vor allem Lyrik, Prosa, Hörspiele, Spoken-Word und Theatertexte, oft auch in Mundart.
Mit dem Erzählband Flüchtiges Zuhause blickt Rolf Hermann auf seine Kindheits- und Jugendjahre im Wallis zurück. Die sieben Erzählungen sind kleine literarische Perlen, verfasst mit grosser sprachlicher Raffinesse. Mit Wärme und Feingespür, in einer bildstarken, präzisen Sprache entfaltet er die Lebenswelt dreier Generationen im Wandel der Zeit.
Teils surreal und satirisch, teils nachdenklich und lyrisch wird in seinem Buch Eine Kuh namens Manhattan in rund 70 Texten ein Panorama von bauernschlauen Verwandten, von Vetterliwirtschaft und grotesken gesellschaftspolitischen Verhältnissen ausgebreitet. Rolf Hermann zielt auf «die Schwachstellen des Urchigen», schreibt Franz Hohler im Nachwort. Manfred Papst sagt anlässlich einer Laudatio dazu: «In seinem Schreiben geht Rolf Hermann aufs Ganze. Er pflegt, durchaus in der Tradition Robert Walsers, den Gestus des Verschwindens. Und er weiss, dass alles Schreiben aus der Einsamkeit kommt.»
Rolf Hermann wird zusammen mit Peter Weber am Festivalauftakt in Zürich lesen und die Literarische Wanderung begleiten.
Eine Kuh namens Manhattan. Sprechtexte. Edition spoken script. Der gesunde Menschenversand 2019
Flüchtiges Zuhause. Erzählungen. Edition Blau. Rotpunktverlag 2018
Das Leben ist ein Steilhang. Sprechtexte. Edition spoken script. Der gesunde Menschenversand 2017
Kartographie des Schnees. Gedichte. Der gesunde Menschenversand 2014
Alexandre Hmine
Alexandre Hmine, geboren 1976 in Lugano, hat in Pavia Literatur studiert und unterrichtet heute Italienisch an einem Gymnasium in Lugano. Sein nun auf Deutsch vorliegender Debütroman Milchstrasse wurde mit dem Studer/Ganz-Preis und 2019 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet.
Das Buch schildert die Geschichte eines Jungen mit marokkanischen Wurzeln, der im Tessin zur Welt kommt und in die Obhut einer alten Witwe, Elvezia, gegeben wird. Sie spricht Dialekt, klappert mit ihren Zoccoli durchs Haus, wärmt dem Jungen die Milch für die Ovomaltine, sie lehrt ihn das Vaterunser und näht jedes Jahr ein neues Karnevalskostüm. Bei Elvezia ist sein Zuhause.
Als seine Mutter ihn dann das erste Mal mit nach Marokko nimmt, erwartet ihn dort eine andere Familie, die eine fremde Sprache spricht und ihn einem seltsamen Ritual unterzieht. In dem Kind regen sich erste Zweifel. Auf dem Dorffest schmeckt die Wurst nicht mehr; Schweine fressen ihre eigene Kacke, hat die Mutter gesagt. Und wozu nur soll er Arabisch lernen?
Alexandre Hmine lässt eine Kindheit und Jugend vorbeiziehen, in der sich immer mehr ein Zwiespalt auftut. Zwischen zwei Welten hin- und hergerissen, droht der Heranwachsende die Balance zu verlieren.
Die NZZ schreibt über Milchstrasse: «Der Autor schont seine Figuren nicht, er zeigt sie in ihren vielen Schwächen und Nöten wie auch in den raren glücklichen Momenten. Aber gerade aus dieser Unbestechlichkeit gewinnt das Buch seine Überzeugungskraft und aus der lakonischen Luzidität seine Zartheit.»
In Zusammenarbeit mit der Casa della Letteratura per la Svizzera italiana
Milchstrasse. Roman. Aus dem Italienischen von Marina Galli. Rotpunkt Verlag 2021
Jonas Lüscher
Jonas Lüscher, 1976 in Zürich geboren, absolvierte eine Ausbildung als Primarlehrer in Bern und arbeitete einige Jahre in der deutschen Filmindustrie. Anschliessend studierte er Philosophie in München und arbeitete und forschte an Universitäten in München, Zürich und Stanford. Er liess die universitäre Welt hinter sich und publiziert neben seinen literarischen Veröffentlichungen politische und philosophische Essays in Zeitschriften und Zeitungen. Jonas Lüscher gehört mit Frühling der Barbaren und Kraft jetzt schon zu den am meisten beachteten Autoren der Gegenwartsliteratur.
In seinem neuen Buch Der populistische Planet. Berichte aus einer Welt in Aufruhr hat Jonas Lüscher in gemeinsamer Herausgeberschaft mit dem Philosophen Michael Zichy eine Gruppe Intellektueller zusammengestellt; die Briefschreiber und -schreiberinnen leben auf unterschiedlichen Kontinenten, unter verschiedenen gesellschaftlichen, religiösen und politischen Systemen und spüren den Gemeinsamkeiten, aber auch den Unterschieden zwischen diversen Erscheinungsformen des Populismus nach. Aus diesen globalen Briefgesprächen zwischen Budapest, Kairo, Brasilia, Nairobi, Moskau, Salzburg und Zürich ist ein Buch über einen populistisch infizierten Planeten entstanden. Es zeigt eindrücklich, warum sich die Welt vielerorts in Aufruhr befindet – und was es konkret bedeutet, in einem bestimmten Land unter einer populistischen Regierung leben zu müssen.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Der populistische Planet. Berichte aus einer Welt in Aufruhr. Hrsg. Jonas Lüscher und Michael Zichy. C.H. Beck Verlag 2021
Ins Erzählen flüchten. Poetikvorlesung. C.H. Beck Verlag 2020
Kraft. Roman. C.H. Beck Verlag 2017
Frühling der Barbaren. Novelle. C.H. Beck Verlag 2013
Lukas Maisel
Lukas Maisel, geboren 1987 in Zürich, machte eine Lehre zum Drucker, bevor er am Literaturinstitut in Biel studierte. Seit seinem Abschluss 2013 schreibt er Prosa, Hörspiele und Theatertexte.
Lukas Maisels Debüt ist ein literarisches Abenteuer, leichthändig und intelligent, eine fesselnde Verbindung von Kulturgeschichte, Ethnographie und erzählerischer Phantasie, die nicht nur die Lust am Entdecken dieser Welt, in der wir leben, in die Literatur des 21. Jahrhunderts rettet, sondern auch die grosse Kunst des Humors beherrscht.
Die Recherche für seinen ersten Roman Buch der geträumten Inseln führte Lukas Maisel auf ausgedehnte Reisen durch Asien. In Mythen und Imaginationen ostasiatischer Länder hat seit Jahrhunderten ein eigenartiges Wesen einen festen Platz: Ein Mensch-Tier-Wesen. Nur die Wissenschaft will nichts wissen vom «missing-link» zwischen Mensch und Tier. Die Hauptfigur des Romans, Robert Akeret, ist Kryptozoologe und der festen Überzeugung, dass «Europa im Untergang begriffen sei und bald nur noch unbedeutendes Westkap Asiens wäre». Er ist fest entschlossen, das zu ändern. Auf Geheiss einer kryptozoologischen Gesellschaft bricht er auf zu einer Expedition ins Innere Papua Neuguineas. An seiner Seite: ein Mann von der Volksgruppe der Bugis, am Steuer einer, der sich Jonah nennt und dann ist da noch sein Schweizer Assistent mit schwachen Nerven. Diese vier skurrilen Figuren begeben sich auf eine Fahrt ins Ungewisse, mit einem handgeschweissten Käfig auf dem Bug ihres Schiffs.
Buch der geträumten Inseln. Roman. Rowohlt Verlag 2020
Jakub Małecki
Jakub Małecki, geboren 1982 in Koło, Polen, studierte an der Wirtschaftsuniversität in Posen. Er hat bislang zehn Romane veröffentlicht, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Zudem übersetzt er aus dem Englischen ins Polnische. Er lebt als freier Schriftsteller in Warschau. Rost ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung.
Als die Eltern des siebenjährigen Szymek bei einem Autounfall sterben, ändert sich alles in seinem Leben: Mit seiner Grossmutter Tosia, bei der er nun aufwächst, beginnt eine andere Zeit – ein Leben nach einem grossen Bruch, wie es auch seine Grossmutter nach 1939 erfahren hat.
Die wechselnden Kapitel schildern einerseits das Schicksal des heranwachsenden Szymek und andererseits das Leben der Menschen aus Tosias Vergangenheit: der Einwohner von Cholny. Die Schicksale dieser Menschen greifen ineinander, spiegeln sich in den Generationen und bilden ein ganzes Universum. Aber sie alle bleiben dem Leben im Dorf mit seinen dunklen Heimsuchungen verhaftet, als erklinge aus tiefer Vergangenheit ein mächtiger Ruf zu ihnen empor.
Mit Szymek und Tosia tauchen wir ein in das gegenwärtige Polen und hinab in seine vom Krieg gezeichnete Geschichte. Und bewiesen diese beiden Menschen nicht eine so unbedingte Kraft und Liebe, die sich im Schweigen und Handeln ausdrücken, wir könnten der Trauer um die Welt von Cholny kaum entgehen. Die beiden zeigen mit ihrem Eigensinn immer wieder auf, dass der Mensch Widerstand leisten kann gegen die Unbill der Wirklichkeit.
Jakub Małecki hat mit Rost ein im Licht der dörflichen Besonderheit erstrahlendes Lebenspanorama erschaffen, das aus Cholny heraus tief in unsere Welt zu leuchten vermag.
Rost. Roman. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Secession Verlag 2019
Patrícia Melo
Patrícia Melo, geboren 1962 in São Paulo, zählt zu den wichtigsten Stimmen der brasilianischen Gegenwartsliteratur. Nach ihrem Studium in São Paulo arbeitete sie beim Fernsehen. In ihrem sozialkritischen Werk, bestehend aus Kriminalromanen, Hörspielen, Theaterstücken und Drehbüchern, beschäftigt sie sich mit der Gewalt und Kriminalität in Brasiliens Grossstädten. Melo erhielt für ihre Bücher zahlreiche Preise. Sie lebt in Lugano in der Südschweiz.
Gestapelte Frauen, ihr neuester Roman, erzählt vom Leiden der indigenen Frauen. Die Erzählerin – selbst von Gewalt betroffen – ist Anwältin und tritt eine Stelle als Beobachterin bei Gerichtsverhandlungen gegen Frauenmörder an. In einem thematisch schockierenden und sprachlich beeindruckenden Roman beschreibt Patricía Melo, wie sich Frauen gleich welcher Herkunft gemeinsam gegen ein Netz von Gewalt auflehnen. Die Protagonistin kommt dem Leben der Opfer – den Töchtern, den Müttern, den Freundinnen – immer näher. Immer eindringlicher wird sie verfolgt von Bildern aus ihrer Kindheit, von Bildern ihrer eigenen Mutter. Um der Wirklichkeit zu entkommen, flüchtet sie sich in eine Rausch- und Traumwelt – in geheimnisvolle Wälder, an die Seite von Ureinwohnerinnen, die die Täter verfolgen. In der Realität aber scheint die Gerechtigkeit unerreichbar.
«Die Geschichten hinter den Schlagzeilen. Der Aufschrei einer Frau für alle anderen. Ein aufwühlender, anklagender und gerade deswegen ein dringlicher Roman», wie das Jornal do Brasil festhält.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Gestapelte Frauen. Unionsverlag 2021
Der Nachbar. Tropen Verlag 2018
Trügerisches Licht. Tropen Verlag 2016
Alle: Aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita.
Eva Menasse
Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Sie studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete als Journalistin für das Wiener Nachrichtenmagazin Profil und als Kulturredakteurin für die FAZ. 2000 berichtete sie mehrere Wochen lang vom Londoner Prozess um den Holocaustleugner David Irving. Menasses erste eigene Buchveröffentlichung behandelt diesen Fall und erschien 2000 unter dem Titel Der Holocaust vor Gericht.
2017 erschienen mit Tiere für Fortgeschrittene acht Erzählungen über Alltagsprobleme, die jeweils von einer kuriosen Tiermeldung ausgehen. Jedem dieser acht Texte ist eine kleine Wissenschaftsmeldung vorangestellt, die von Tieren handelt. Sie erzählen von Raupen, die sich ihr eigenes Grab schaufeln, Haien, die künstlich beatmet werden, Enten, die noch im Schlaf nach Fressfeinden Ausschau halten, Schafen, die ihre Wolle von selbst abwerfen. Zugleich widmen sich die Erzählungen ganz der Gattung Mensch: Da will ein Mann die Demenz seiner Frau verheimlichen, eine Mutter versucht vergeblich, sich gegenüber dem muslimischen Mitschüler ihrer Tochter politisch korrekt zu verhalten, und eine Patchwork-Familie geht auf Pauschalurlaub in die Türkei.
Die einzelnen Erzählungen verknüpft Eva Menasse durch ein Grundgefühl der Traurigkeit. Jahrelang hat die Autorin ihre Tiermeldungen gesammelt, die – wie umgekehrte Fabeln – etwas über die menschlichen Verhaltensweisen der Figuren ihrer Erzählungen zu verraten scheinen.
In Leukerbad wird sie auch aus ihrem neuen Roman Dunkelblum lesen, der im August erscheint.
Dunkelblum. Roman. Kiepenheuer & Witsch 2021 (erscheint am 19. August 2021)
Gedankenspiele über den Kompromiss. Literaturverlag Droschl 2020
Tiere für Fortgeschrittene. Erzählungen. Kiepenheuer & Witsch 2017
Lieber aufgeregt als abgeklärt. Essays. Kiepenheuer & Witsch 2015
Sharon Dodua Otoo
Sharon Dodua Otoo, geboren 1972 in London, ist eine britisch-deutsche Autorin mit ghanaischen Wurzeln. Sie ist Autorin, Publizistin und politische Aktivistin: Otoo schreibt Prosa und Essays und ist Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe Witnessed. Sie studierte German und Management Studies in London und lebt heute in Berlin.
Otoo schreibt über magischen Realismus, Afrofuturismus, Beziehungen und Empowerment. In ihren Novellen die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle und Synchronicity erzählt Sharon Dodua Otoo mit phantastischer Leichtigkeit, herzlichem Humor und schonungslosem Scharfsinn von Farben und Grautönen, von Unsicherheiten und Selbstbehauptung. Mit dem Text Herr Gröttrup setzt sich hin gewann Otoo 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis.
In diesem Jahr erschien ihr erster Roman Adas Raum. Er erzählt die Lebensgeschichte von vier verschiedenen Frauen aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Die schweren Schicksale dieser vier Frauen, zwei schwarze und zwei weisse, die Gewalt, Erniedrigung und Demütigung erleben, zeigen das erdrückende geschichtliche Gewicht, das auf Frauen lastet und sich auch auf die heutigen Verhältnisse auswirkt.
Adas Raum ist sprachlich geschickt ausbalanciert zwischen sehr unterschiedlichen Tonlagen, der Lakonie des Schmerzes und manchmal feinem Spott, und zieht eine Verbindungslinie von der europäischen Kolonialvergangenheit über die NS-Zeit bis in die Gegenwart.
Adas Raum. Roman. S. Fischer Verlag 2021
die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle... und Synchronicity. Zwei Novellen. S. Fischer Verlag Taschenbuch 2017
Yvonne Adhiambo Owuor
Yvonne Adhiambo Owuor, 1968 in Kenia geboren, studierte in Nairobi, Reading (England) und Queensland (Australien). Sie schreibt Kurzgeschichten, Essays und Romane. Owuor war als Informatikerin und Eventmanagerin tätig, und bis heute entwickelt sie künstlerische Programme für Entwicklungsinitiativen und Gesprächsreihen zwischen Afrika und Asien. Sie lebt in Nairobi und ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen des afrikanischen Kontinents.
Ihren hoch gelobten Debütroman Der Ort, an dem die Reise endet gestaltete Owuor in dem ihr eigenen fragmentarischen, poetischen und temporeichen Stil.
Owuors zweiter Roman Das Meer der Libellen ist eine Coming-of-Age-Geschichte. Ayaana lebt mit ihrer Mutter auf der Insel Pate, vor der Küste Kenias. Als ein Matrose in ihr Leben tritt, findet sie etwas, wonach sie sich immer gesehnt hat: einen Vater. Als Ayaana erwachsen wird, wird sie Zeugin tiefgreifender Ereignisse: Fremde mit zweifelhafter Vergangenheit tauchen auf, religiöse Extremisten suchen Zuflucht auf der Insel, China streckt seine Fühler nach Afrika aus und mit einem Tsunami fordert die Natur ihren Tribut. So beschliesst Ayaana, in der Ferne ihr Glück zu suchen und ein Studium in China zu beginnen. Sie begibt sich auf eine gefährliche Schiffsreise, die letztlich vor allem eines ist – eine Reise zu sich selbst.
Yvonne Adhiambo Owuor legt einen kraftvoll erzählten Roman über eine junge Frau vor, die darum kämpft, ihren Platz in der Welt zu finden – eine ergreifende Geschichte über Schicksal, Tod, Liebe und Verlust.
In Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD
Das Meer der Libellen. Roman. Aus dem Englischen von Simone Jakob. DuMont 2020
Der Ort, an dem die Reise endet. Roman. Aus dem Englischen von Simone Jakob. DuMont 2017
Anna Prizkau
Anna Prizkau, 1986 in Moskau geboren, lebt seit 1994 in Deutschland. Sie studierte in Hamburg und Berlin und hat als Kellnerin, Barkeeperin, Zeitungsausträgerin, Hostess, Probandin und Kunsthändlerin gearbeitet, bevor sie Journalistin wurde. Seit 2012 schreibt sie für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin über Ausländer, über Deutschland und andere Länder und über Literatur – anfangs als freie Autorin, seit 2016 ist sie Teil der Redaktion.
In ihrem Erstling Fast ein neues Leben greift Anna Prizkau in zwölf mitreissenden Erzählungen das Thema Migration auf. Eine Familie kommt aus ihrem alten Land nach Deutschland. Dort passiert Unvorstellbares und Unverständliches – zumindest für die Tochter der Einwanderer. Sie, die Ich-Erzählerin, wächst auf im neuen Land, doch die Geschichten über das alte lassen sie nicht los.
Anna Prizkau erzählt in Fast ein neues Leben vom neuen Land, das Deutschland ist, von den Fremden und den Verlorenen, auch denen, die hier geboren wurden und «von einem Leben, das die innere Zerrissenheit mit aller Macht verleugnen will. Vor den anderen und vor sich selbst. Und wie das immer wieder nicht gelingt. Sie erzählt auch davon, wie die Protagonistin von ultratoleranten Dozenten an der Uni beim Kennenlernspiel, als es um die Herkunft geht, gegen ihren Willen in die Ecke des Ostens gestellt wird. Da gehörst du hin.
«Anna Prizkau zeigt die haarfeinen Risse im stabilen Haus der Toleranz und des Dazugehörens. Welche Mühen es kostet, zu sein wie alle. Oder wie man glaubt, dass alle sind. [...] Prizkau schreibt ich-fundierte Fiktionen in einer schönen, knappen, klaren Sprache. [...] Ein mutiges, kämpferisches, schönes Buch», wie Volker Weidermann für SPIEGEL Online festhält.
Fast ein neues Leben. Erzählungen. Friedenauer Presse 2020
Monika Rinck
Monika Rinck wurde 1969 in Zweibrücken geboren. Sie studierte Religionswissenschaft, Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Bochum, Berlin und Yale. Sie ist Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin. Monika Rinck bewegt sich auf unterschiedlichen Gebieten der Kunst und der Literatur. Bereits während des Studiums entfaltete sie eine Vorliebe für interdisziplinäre und intermediale Grenzüberschreitungen.
Das wundervolle Lesebuch Champagner für die Pferde versammelt Gedichte, Essays und Kurzprosa der Autorin aus mehr als 20 Jahren. Es geht um Witz und Literatur, um Liebe und Freundschaft, Schwimmen und Schlafen, Glück und Erschöpfung. Es geht ums Sammeln und Wegwerfen, um Poetik und Psychoanalyse, Vorsilben und Nachsätze und die Ekstase der Wiederholung. Ein opulentes, wildes Buch, ein Streifzug durch Monika Rincks Gesamtwerk und eine Feier der Poesie. Dabei ist das Buch streng komponiert; die Texte sind tiefgründig und richten einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge. Rinck hat ein gesundes Misstrauen gegen Bedeutsamkeit und der frische Ton, ein Klang, der ins Ohr geht, bereitet Freude und ist bemerkenswert.
Was poetische Freiheit bedeutet, illustriert Monika Rinck mit Niveau und grossem Können. So schreibt sie in Champagner für die Pferde: «Was mich umwirft, wirft mich auf mich selbst zurück. Da war ich aber schon. Mich interessiert eine poetische Qualität, die verlässlich ist, weil oder indem sie mir hilft, mich zu verlassen.»
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Champagner für die Pferde. Ein Lesebuch. S. Fischer Verlag 2019
Alle Türen. Gedichte. Kookbooks 2019
Wirksame Fiktionen. Lichtenberg-Poetikvorlesung. Wallstein 2019
Heida! Heida! He! Sadismus von irgend etwas Modernem und ich und Lärm! Fernando Pessoas sensationistischer Ingenieur Álvaro de Campos. Verlag Das Wunderhorn 2019
D.A.F. de Sade
Donatien Alphonse François de Sade, 1740 in Paris geboren, schrieb pornografische wie philosophische Romane, die heute zweifelsohne zur Weltliteratur zählen. Zur Zeit der Französischen Revolution war er in der Bastille inhaftiert, wo er eines seiner bekanntesten Werke, Die 120 Tage von Sodom, schrieb. Aufgrund seiner sexuellen Ausschweifungen wurde er als geisteskrank eingestuft und befand sich bis zu seinem Tod 1814 im Irrenhaus Charenton-le-Pont.
Nach einem ausser Kontrolle geratenen Stelldichein mit vier Prostituierten in Marseille wird de Sade 1771 per königlichem Haftbefehl gesucht, doch er ist längst über alle Berge – gemeinsam mit der schönen Anne-Prospère, der jüngeren Schwester seiner Ehefrau Renée. In Italien durchlebt er mit seiner jungen Geliebten eine Amour fou und macht, seiner Leidenschaft für das Enzyklopädische folgend, in seinen Notizen Inventur der italienischen Kultur. Neben Beschreibungen von Baukunst und Kulinarik finden sich in den Aufzeichnungen skandalöse Beobachtungen: Karnevalsszenen in Neapel gleichen satanischen Orgien, Prostitution und Gewalt bestimmen das gesellschaftliche Leben und zugleich hält der christliche Aberglaube die Menschen im eisernen Griff. Die Reise endet mit de Sades Verhaftung. In Gefangenschaft versucht er zunächst, seinen drastischen Bericht zu einem Reiseführer für die feine Gesellschaft umzuarbeiten, verwirft diese Idee aber bald zugunsten der alle christlichen Werte infrage stellenden Monumentalromane Justine und Juliette. Stefan Zweifel zeigt kenntnisreich anhand ausgewählter Szenen aus de Sades Werk, wie die Italienreise als Folie durch sein Schaffen scheint und übersetzt gemeinsam mit Michael Pfister erstmals Auszüge aus den Reisenotizen ins Deutsche.
Stefan Zweifel wird zusammen mit Thomas Sarbacher die Erotische Italienreise nach Leukerbad bringen.
Erotische Italienreise. Aus dem Französischen von Stefan Zweifel und Michael Pfister. Matthes & Seitz 2020
Joachim Sartorius
Joachim Sartorius wurde 1946 als Sohn eines Diplomaten in Fürth geboren und besuchte Schulen in Tunesien, im Kongo und in Kamerun. Er studierte Rechtswissenschaften und arbeitete im diplomatischen Dienst in New York, Ankara, und Nikosia (Zypern). In den folgenden Jahren leitete er das Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, er war Generalsekretär des Goethe-Instituts und von 2001 bis 2011 Intendant der Berliner Festspiele.
2019 erschien von Joachim Sartorius ein wunderbares Portrait der Eidechse in der Reihe Naturkunden bei Matthes & Seitz. Dem wachsamsten Tier der Welt verfällt er schon als Kind in Tunis; die Eidechse wird ihm zur Chiffre für den Süden. Im Bann ihres starren, unverwandten Blicks, ihres Züngelns, des rasiermesserscharfen Eizahns, ihrer bekrallten Zehen und ihrer schillernden Färbung berührt ihn der Hauch einer von Dinosauriern und Drachen bewohnten Urwelt.
Wohin mit den Augen heisst der neue Lyrikband von Joachim Sartorius, denn der Dichter ist in erster Linie ein Augenmensch, einer, der beobachtet und sensibel die Tiefenschichten der Wirklichkeit wahrnimmt.
Sein wacher Blick registriert nicht nur den gegenwärtigen Moment, sondern als neugieriger und gebildeter Mensch greift er auch die Geschichte und die Mythen der Orte auf, über die er schreibt. «Seit immer schon ist alles Vergangene hier und jetzt», heisst es programmatisch in einem der sizilianischen Gedichte.
Wohin mit den Augen. Gedichte. Kiepenheuer & Witsch 2021
Eidechsen. Ein Portrait. Matthes & Seitz 2019
Für nichts und wieder alles. Gedichte. Kiepenheuer & Witsch 2016
Niemals eine Atempause. Handbuch der politischen Poesie im 20. Jahrhundert. Kiepenheuer & Witsch 2014
Franziska Schutzbach
Franziska Schutzbach, geboren 1978, ist Geschlechterforscherin und Soziologin; sie lehrt und forscht an verschiedenen Universitäten in der Schweiz und in Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Antifeminismus, Anti-Gender- und Anti-Gleichstellungsdiskurse in Zusammenhang mit Rechtspopulismus. Sie ist zudem Bloggerin und freie Publizistin.
In ihrem Sachbuch Die Rhetorik der Rechten zeigt Franziska Schutzbach, wie Rechtspopulismus rhetorisch vorgeht. Eine spezifische populistische Rhetorik macht rechte bis rechtsextreme Weltanschauungen derzeit wieder gesellschaftsfähig. Diese Rhetorik baut unter anderem darauf, die Grenzen zwischen Konservatismus und rechtsnationalistischen Positionen zu verwischen und extreme Positionen unkenntlich zu machen. Dadurch werden diese mit der bürgerlichen Mitte kompatibel. Teile dieser Mitte haben sich radikalisiert, ohne dass es «rechts» wirkt. Basierend auf aktueller Forschung gibt das kleine Handbuch einen genauen, verständlichen Einblick in rechtspopulistische Diskursstrategien und bietet damit auch ein Instrument, sich gegen diese zur Wehr zu setzen.
Franziska Schutzbach ist eine der Herausgeberinnen des dreisprachigen Buches «I will be different every time». Schwarze Frauen in Biel. Dieses Buch erzählt ein Stück schwarze Frauengeschichte in der Schweiz. Es macht Frauen mit ihren Biographien, Denkweisen, Perspektiven und Lebenswelten sichtbar, die in der Schweiz selten zur Kenntnis genommen werden.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
«I will be different every time» Schwarze Frauen in Biel. Femmes Noires à Bienne. Black Women in Biel. Hg: Fork Burke, Myriam Diarra und Franziska Schutzbach. Verlag die brotsuppe 2020
Politiken der Generativität. Reproduktive Gesundheit, Bevölkerung und Geschlecht. Das Beispiel der Weltgesundheitsorganisation. Transcript Verlag 2020
Die Rhetorik der Rechten. Rechtspopulistische Diskursstrategien im Überblick. Xanthippe 2018
Christoph Simon
Christoph Simon, 1972 in Langnau geboren, lebt und arbeitet nach ausgedehnten Reisen in die ganze Welt seit Jahren in Bern. Er ist sehr vielseitig: Er schreibt Romane und kurze Texte, verfasst Hörbücher, zeichnet Cartoons, tritt auf als Kabarettist oder Poetry Slammer und veröffentlicht Videos. Zurzeit ist Simon mit seinen Solo-Bühnenprogrammen unterwegs.
Christoph Simons erste Romane schildern vor allem das schwierige Leben von jüngeren, eher unbedarften Protagonisten. In seinem vierten Roman, Spaziergänger Zbinden, entwickelt Simon einen neuen Ton: In diesem zarten Buch lässt er einen alten Mann zu Wort kommen und wagt sich an die grossen Gefühle des Lebens.
Seine neuesten, kleinen, aber feinen Bücher beschreiten andere Wege: Die Kurzgeschichten in Die Dinge daheim beschäftigen sich mit den Objekten eines Haushalts. Die Gegenstände kommen in völlig verquere Situationen oder sie haben überzogene Vorstellungen und Träume.
und das nach vier milliarden jahren evolution, ein weiteres neues Buch von Christoph Simon, ist eine Gedichtsammlung aus den letzten Jahren. Typisch Simon sind die Gedichte auch hier kleine Geschichten, verspielt, mit Witz und hintergründigem Humor. Helmut Schönauer urteilt: «Simons Gedichte sind als lyrische Stories angelegt. Sie haben alle einen Inhalt, der sich sogar nacherzählen lässt. Aber das lyrisch Unsagbare lauert zwischen den Zeilen und in jenen Zeilenabbrüchen, die immer dann auftauchen, wenn man glaubt, etwas linear kapiert zu haben».
Und: Kein anderer Autor und keine andere Autorin war öfter am Literaturfestival Leukerbad zu Gast als Christoph Simon!
Und das nach vier milliarden jahren evolution. Gedichte. Edition merkwürdig 2021
Die Dinge daheim. Edition taberna kritika 2021
Spaziergänger Zbinden. Roman. Bilgerverlag 2010
Marina Skalova
Marina Skalova wurde 1988 in Moskau geboren, sie wuchs in Frankreich und Deutschland auf und lebt heute in Genf. Sie studierte Literatur und Philosophie in Paris und Berlin und am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel.
Marina Skalova schreibt Lyrik, Prosa und Theatertexte und arbeitet ausserdem als Übersetzerin, Dramaturgin, Theaterkritikerin und Redakteurin. Auf Deutsch wurden ihre Texte in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz publiziert sowie im Radio veröffentlicht.
Marina Skalova schreibt oft zweisprachig, Deutsch und Französisch, beziehungsweise sie übersetzt ihre Gedichte selbst. So nutzt sie die eine Sprache, um die andere zu ergänzen, um Ungenauigkeiten auszumerzen, zusätzlichen Resonanzraum zu öffnen.
Ihr Gedichtband Atemnot (Souffle court) wurde in Frankreich 2016 mit dem renommierten «Prix de la vocation» ausgezeichnet. Die Gedichte darin sind kurz und von grosser poetischer Prägnanz. In Exploration du flux folgt sie den Strömen der Globalisierung, den Flüchtlingen, den Geldflüssen, der Informationsflut. In dem Stück Der Sturz der Kometen und Kosmonauten thematisiert sie den Untergang der UdSSR und politischer Ideologien. Für Silences d’exiles hat Marina Skalova zusammen mit einer Fotografin in Workshops für Frauen und Männer, die in der Schweiz im Exil leben, diese Erfahrungen erkundet – fotografisch und poetisch.
Nicht immer sind Marina Skalovas Texte leichte Lektüre, doch immer sind sie notwendig und zutiefst menschlich. In Leukerbad wird Marina Skalova zweisprachig aus ihren Werken lesen.
Silences d’exils. Zusammen mit der Fotografin Nadège Abadie. Éditions d’en bas 2020
La chute des comètes et des cosmonautes. L’Arche éditeur 2019. Deutsch, ebenfalls 2019: Der Sturz der Kometen und Kosmonauten, erschienen in der Zeitschrift Theater der Zeit und in der Anthologie Scène 21
Exploration du flux. Seuil 2018
Amarres. Récit. L’Âge d’Homme 2017
Atemnot (Souffle court). Gedichte. Französisch und Deutsch. Cheyne 2016
Michelle Steinbeck
Michelle Steinbeck, geboren 1990 in Lenzburg, aufgewachsen in Zürich, studierte Literarisches Schreiben in Biel und lebt in Basel.
Sie schreibt Geschichten, Gedichte und Stücke, Kolumnen und Reportagen. Ihre literarischen wie journalistischen Texte wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Steinbeck ist leitende Redaktorin der Fabrikzeitung, Kolumnistin der WOZ und Studentin der Philosophie und Soziologie. Ihr Debütroman Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch erschien 2016 im Lenos Verlag und war nominiert für den Deutschen und für den Schweizer Buchpreis. 2018 folgte der Gedichtband Eingesperrte Vögel singen mehr.
Ihre Gedichte sind ungezähmt, störrisch und kunstvoll arrangiert. Sie drücken und jucken, schreien mal schrill und flüstern mal leise, sie erzählen Märchen, schöne wie schauderhafte, und sie führen ein stets aufmerksam blickendes Ich sowie jede Menge groteskes Personal auf die Bühne der Literatur.
Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch ist eine virtuose Entwicklungsgeschichte. In einer entfesselten Sprache erzählt sie die Abenteuer einer jungen Frau, deren Ängste vor dem Erwachsenwerden buchstäblich lebendig geworden sind. Die märchenhaften Bilder überraschen durch skurrile Wendungen und offenbaren einen wachen Blick auf die zeitlosen Themen der Jugend.
Michelle Steinbeck wird in Leukerbad zusammen mit Rebecca Gisler und Laura Di Corcia von ihren Erfahrungen im Projekt «Poethreesome» berichten.
Eingesperrte Vögel singen mehr – gedichtet und geträumt. Voland & Quist 2018
Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch. Roman. Lenos 2016
Klaus Theweleit
Klaus Theweleit, 1942 in Ostpreussen geboren, studierte Germanistik und Anglistik. Heute lebt er als freier Schriftsteller und Lehrbeauftragter in Deutschland, den USA, Österreich und der Schweiz. Zwischen 1998 und 2008 war Theweleit Professor für Kunst und Theorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Er wurde bekannt durch sein Monumentalwerk Männerphantasien (1977/78), das 2019 in einer Neuausgabe bei Matthes & Seitz erschienen ist. Klaus Theweleit legt damit seine Untersuchung über die sexuelle, psychologische und soziopolitische Vorgeschichte des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik vor. Das Werk, das vielen als Auftakt der Männerforschung in Deutschland gilt, ist längst zu einem Klassiker auch der Gewaltforschung geworden. Angesichts der Rückkehr rechten Strassenterrors und faschistoider Positionen, die viele schon an Weimarer Verhältnisse denken lassen, sowie von Propagandafeldzügen gegen freiere Sexualitäten – Stichwort: «Genderwahn» – sind die Analysen des Buches viel zu brennend, um es im Regal der grossen Werke ins Archiv zu stellen. In der Neuausgabe, ergänzt um ein Nachwort des Autors, ist Theweleits epochales Werk nun endlich wieder verfügbar und diskutierbar, politisch neu nutzbar.
Ebenso neu aufgelegt wurde Klaus Theweleits vierbändige Pocahontas-Reihe, die immer noch aktuelle Genderfragen anspricht und dabei an tradierten Frauenrollen rührt.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Pocahontas 1–4. Vollständige Neuausgabe. Matthes & Seitz 2020
Männerphantasien. Neuausgabe. Matthes & Seitz 2019
Mit Rainer Höltschl: Jimi Hendrix. Eine Biographie. Rowohlt 2008
Das Lachen der Täter: Breivik u.a. Psychogramm der Tötungslust. Residenz Verlag 2015
Michael Thumann
Michael Thumann, geboren 1962, ist aussenpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung Die Zeit und schreibt über internationale Politik, Osteuropa und den Mittleren Osten. Als politischer Redakteur bereiste er seit 1996 Südosteuropa, insbesondere das zerfallende Jugoslawien, er war Korrespondent in Moskau und berichtete über Russland und die islamischen Völker des Kaukasus und Zentralasiens. Bis Ende 2007 koordinierte er die aussenpolitische Berichterstattung der Zeit, später wurde er Korrespondent für den Nahen und Mittleren Osten mit Sitz in Istanbul und leitete 2014/2015 das Moskauer Büro der Zeit.
In seinem neuen Buch Der neue Nationalismus. Wiederkehr einer totgeglaubten Ideologie untersucht Thumann historisch, in einer Gesamtschau auf Europa und in einem Blick auf die USA unter Trump die alt-neuen Muster des Nationalismus; eine Idee, die während und nach den Kriegen der Französischen Revolution geboren wurde und sich von West- nach Osteuropa und schliesslich über die ganze Welt verbreitete.
Nationalisten gewinnen an Zulauf, in Russland, in der Türkei und im restlichen Europa. In Osteuropa benutzen autoritäre Herrscher den Nationalismus als Mittel, um ihre Macht zu erweitern. Putin, Erdogan und Orbán bedrohen die liberalen Demokratien ebenso wie die klassischen Bündnisse.
Michael Thumann forscht seit Jahren über den Nationalismus – eine vergleichbar breite und materialreiche Studie liegt bisher nicht vor. Seine Analysen sind als Warnung und Appell zu lesen: Es gibt keinen guten Nationalismus.
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Der neue Nationalismus. Wiederkehr einer totgeglaubten Ideologie. Die Andere Bibliothek 2020
Der Islam-Irrtum. Europas Angst vor der muslimischen Welt. Die Andere Bibliothek 2011
Joseph Vogl
Joseph Vogl, geboren 1957 in Niederbayern, ist Professor für Neuere deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft in Verbindung mit Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin und Gastprofessor an der Princeton University. Darüber hinaus ist er Übersetzer von Schlüsselwerken der neueren französischen Philosophie, darunter Autoren wie Gilles Deleuze und Jean-François Lyotard.
In seinem neuen Buch Kapital und Ressentiment beschreibt er, wie sich eine Spur der Zerstörung von der Herrschaft der Finanzmärkte über die neuen Netzgiganten bis hin zur dynamisierten Meinungsindustrie zieht. Auf der Strecke bleiben dabei Demokratie, Freiheit und soziale Verantwortung. Joseph Vogl rekonstruiert in seiner brillanten Analyse, wie im digitalen Zeitalter ganz neue unternehmerische Machtformen entstanden sind, die unser vertrautes politisches Universum mit einer eigenen Bewertungslogik überschreiben und über nationale Grenzen hinweg immer massiver in die Entscheidungsprozesse von Regierungen, Gesellschaften und Volkswirtschaften eingreifen.
Dabei agieren private Unternehmen im Zweifel immer schneller und effizienter als staatliche Behörden, weil sie keine Rücksicht auf langwierige demokratische Prozesse nehmen müssen. Und sie nutzen ihre Chance. Joseph Vogl erkennt bereits eine «Staatswerdung von Informationsmaschinen », die sich beispielsweise in der Entwicklung eigener Währungen zeigt, die nicht mehr als öffentliches Allgemeingut, sondern als Geldwesen in Privatbesitz konzipiert sind. Alle Zeichen scheinen darauf zu stehen, dass sich, so Vogl, «[...] eine effiziente Ablösung des Netzbürgers vom Staatsbürger vollzieht und in einen mehr oder weniger freiwilligen Beitritt ganzer Bevölkerungen zu einem privaten ‹Online-Staat› mündet.»
Gesprächsreihe «Perspektiven»
Kapital und Ressentiment. C.H. Beck Verlag 2021
Der Souveränitätseffekt. Diaphanes Verlag 2015
Das Gespenst des Kapitals. Diaphanes Verlag 2010
Als Mitherausgeber: Die Wirklichkeit des Realismus. Wilhelm Fink Verlag 2018
Peter Weber
Der Schriftsteller Peter Weber ist 1968 in Wattwil geboren und dort aufgewachsen, heute lebt er im Toggenburg, in Zürich und zeitweise in Istanbul. Er sucht, wie kaum ein anderer Autor seiner Generation, nach der Musik in der Sprache, nach dem Klang der Wörter und Sätze.
Sein Erstling Der Wettermacher wurde 1993 als origineller Wurf gefeiert und trug dem Autor mehrere renommierte Literaturpreise ein. Seither gilt Peter Weber als markant eigenständige Stimme in der Schweizer Literatur. Seine Romane ragen durch ihre musikalische und originelle Sprache aus dem Einerlei der Gegenwartsliteratur heraus, wie die FAZ festhält.
Kennzeichnend für das Werk Peter Webers sind seine überbordende Phantasie und sein ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Mit Rhythmus thematisiert er Sprache und mit Sprache Rhythmus. Er umgeht gerne grössere Menschenmengen, es sei denn, er ist ein Spieler inmitten vieler, oder, wie auf Bahnhöfen und Gleisen, ein Zuhörer. Kein Wunder, dass die Maultrommel sein Instrument ist. Kein Wunder, dass die orange, vollmechanische Schreibmaschine von Hermes sein Instrument ist.
Die letzte Publikation von Peter Weber liegt bereits einige Jahre zurück und beweist dennoch, weshalb es sich lohnt, geduldig auf ein neues Buch des Autors zu warten. In Leukerbad wird er neue Texte lesen.
Peter Weber wird zusammen mit Rolf Hermann am Festivalauftakt in Zürich lesen und die Literarische Wanderung begleiten.
Die melodielosen Jahre. Roman. Suhrkamp 2007
Bahnhofsprosa. Miniaturen. Suhrkamp 2002
Der Wettermacher. Suhrkamp 1993. Suhrkamp Taschenbuch 1996
Gabriela Zehnder
Gabriela Zehnder, geboren 1955 im Toggenburg (SG), gelangte auf Umwegen zur literarischen Übersetzung. Nach dem Studium der Heilpädagogik und Pädagogik und einigen Jahren Tätigkeit als Sozialpädagogin in Freiburg, Genf und Lugano beschloss sie, ihre Leidenschaft, die Literatur, zu ihrem Beruf zu machen. Auf einer dreijährigen Segelreise auf dem Mittelmeer absolvierte sie in Deutschland ein Fernstudium zur Staatlich geprüften Übersetzerin in der französischen Sprache und schloss 1997 mit dem Diplom des Kultusministeriums Baden-Württemberg ab. Seither arbeitet sie als freie literarische Übersetzerin aus dem Französischen und Italienischen. Sie übertrug unter anderem Werke von Autorinnen und Autoren wie Emmanuel Bove, Corinna S. Bille, René Laporte, Muriel Barbery, Adrien Pasquali, Marie Modiano, David Bosc, Gustave Roud, Giuliana Pelli Grandini, Carlo Zanda. Ausserdem übersetzte sie verschiedene Theaterstücke, etwa von Marielle Pinsard, Claudine Berthet und Mario Perrotta. Gabriela Zehnder lebt seit 1986 im Tessin.
Über ihre Arbeit sagt sie: «Wenn ich an einer Übersetzung arbeite, bin ich in Gedanken immer beim Text, auch wenn ich nicht am Computer sitze – beim Unkrautjäten im Garten, beim Cellospielen, im Auto ... Nicht selten fallen mir dabei die schönsten Lösungen geradezu in den Schoss.»
In Leukerbad wird Gabriela Zehnder zusammen mit Romain Buffat seinen Roman Schumacher, den sie aus dem Französischen übersetzt hat, vorstellen.
In Zusammenarbeit mit dem CTL