VON A BIS Z
Anita Albus, Deutschland
Lukas Bärfuss, Schweiz
Fatou Diome, Frankreich
Jenny Erpenbeck, Deutschland
Katharina Faber, Schweiz
Werner Kofler, Österreich
László Krasznahorkai, Ungarn
Andrej Kurkow, Ukraine
Pierre Michon, Frankreich
Péter Nádas, Ungarn
Marie NDiaye, Frankreich
Véronique Olmi, Frankreich
Katja Oskamp, Schweiz
Rose-Marie Pagnard, Frankreich
Ulrich Peltzer, Deutschland
Gerhard Rühm & Monika
Lichtenfeld, Österreich
Simona Ryser, Schweiz
Zeruya Shalev, Israel
Jörg Steiner, Schweiz
Krisztina Tóth, Ungarn
Marie-Jeanne Urech, Schweiz
Cécile Wajsbrot, Frankreich
Peter Waterhouse, Österreich
Anne Weber, Deutschland
Anita
Albus
Anita Albus, 1942 geboren, lebt in München und im Burgund. Sie ist Künstlerin, Forscherin und Schriftstellerin. Die Autorin malt aussergewöhnliche Bilder, die mit ihrem schriftstellerischen Werk eng verwoben sind. Sie führt uns vor, was Kunst und Literatur leisten können: die Tür in eine andere Welt aufstossen.
Vierundzwanzig Blumen sind die Darstellerinnen in ihrem letzten Buch «Das botanische Schauspiel». «Erzählt wird das Schicksal jeder Blume», heisst es im Vorwort, «und das jener Menschen, die sie auf ihrem Weg aus der Wildnis in die Gärten der Fremde begleitet haben.» In «Die Kunst der Künste» spürt Anita Albus den Geheimnissen alter Farben und den komplexen Systemen ihrer Verwendung als Malerin und Wissenschaftlerin nach. Sie erzählt vom Reichtum und den sinnlichen Eigenschaften der alten Pigmente im Unterschied zu den heute künstlich hergestellten Tubenfarben. Wie die Maler vergangener Jahrhunderte baut auch sie ihre Bilder in vielen Schichten auf, mit traditionellen Pigmenten aus Mineralien, Metallen, Obstkernen und anderen organischen Stoffen. Sie malt seltene Vögel und rare Pflanzen aber nicht nur, sondern beschreibt sie auch und führt sie uns damit vor Augen, wie wir sie noch nie gesehen haben. Mit grosser Anschaulichkeit und Sprachkraft porträtiert sie in ihrem wunderbaren bibliophilen Band «Von seltenen Vögeln» die verschiedenen Arten, erzählt von ihren Lebensweisen, von ihren wundersamen Liebesspielen und von ihrer Schönheit. Die Zeit steht still in den Büchern von Anita Albus, oder genauer und vielleicht besser: Man fällt mit ihnen aus der Zeit heraus.
Das botanische Schauspiel. Vierundzwanzig Blumen, nach dem Leben gemalt & beschrieben. S. Fischer Verlag, 2007
Das Los der Lust. Ein Versuch über Tania Blixen. S. Fischer Verlag, 2007
Von seltenen Vögeln. S. Fischer Verlag, 2005
Lukas
Bärfuss
Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren und zählt zu den erfolgreichsten Dramatikern der letzten Jahre. Seine Stücke werden weltweit aufgeführt.
Im Frühjahr 2008 erschien sein erster, minutiös recherchierter Roman «Hundert Tage», der von Menschen berichtet, die das Gute beabsichtigen und das Böse bewirken, von den vielfältigen Irrtümern des «guten» Menschen und von den Schwierigkeiten, das Fremde einzuschätzen. «Hundert Tage» erzählt ein dunkles Kapitel der Geschichte Afrikas, in das wir tiefer verstrickt sind, als wir glauben wollen. Lukas Bärfuss analysiert in seinem Roman die Mechanismen der Entwicklungshilfe und untersucht dabei die Rolle der Schweiz, die sich seit der Unabhängigkeit Ruandas 1962 stark in diesem kleinen ostafrikanischen Bergstaat engagierte. Es handelt sich dabei aber nicht um einen Thesenroman, sondern um einen anspruchsvollen literarischen Roman, der eine beklemmende Verunsicherung zu erzeugen vermag und einige westliche Denkgewohnheiten umstürzt. In bestechender Eindringlichkeit führt er uns die Haltlosigkeit der modernen Welt vor Augen. Und schliesslich lesen wir auch die bewegende Geschichte
einer Liebe in Zeiten des Krieges und der Verheerungen, die der Hass anrichtet.
Hundert Tage. Roman. Wallstein Verlag, 2008
Alices Reise in die Schweiz / Die Probe / Amygdala. Stücke.
Wallstein Verlag, 2007
Meienbergs Tod / Die sexuellen Neurosen unserer Eltern /
Der Bus. Theaterstücke. Wallstein Verlag, 2005
Die toten Männer. Novelle. Suhrkamp, 2002
Fatou
Diome
Fatou Diome wurde 1968 im senegalesischen Fischerdorf Niodior geboren und lebt seit 1994 in Strassburg. Sie studierte Literaturwissenschaften und unterrichtet heute an der Universität Strassburg. Ihre afrikanische Herkunft und die Emigration nach Frankreich stehen im Mittelpunkt von Fatou Diomes Büchern. Sie schildert die schwierige Situation afrikanischer Einwanderer in Frankreich mit viel Gefühl für beide Welten und mit teils bissigem Humor. Ihre Sprache ist lebendig, sinnlich und reich an afrikanischen und europäischen Bildern. So entlarvt sie Verlogenheit und überholte Traditionen, die es hier wie dort gibt, mit ebenso unbestechlichem wie liebevollem Blick.
In ihrem neuen Buch «Ketala» ist Fatou Diome erneut eine Wanderin zwischen den Welten: Memoria kehrt zum Sterben aus Frankreich, dem einstigen Land ihrer Träume, zurück in die senegalesische Heimat todkrank und desillusioniert. Die tragische Geschichte der jungen Frau erzählt Fatou Diome voller Humor und aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Die Möbel, die Memoria begleitet haben, unterhalten sich über das Leben ihrer gerade verstorbenen Besitzerin. Eine anrührende und reiche Geschichte, die der Realität jederzeit gerecht wird und dabei ihre literarischen Qualitäten nie verliert.
Ketala. Roman. Diogenes, 2007
Der Bauch des Ozeans. Roman. Diogenes, 2004
Jenny
Erpenbeck
Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ostberlin geboren. Nach einer Buchbinderlehre studierte sie Theaterwissenschaften und Musiktheaterregie und inszenierte danach zahlreiche Aufführungen für Oper, Musik- und Sprechtheater. Ausserdem schreibt sie Romane und Erzählungen. Sie lebt als freie Autorin und Regisseurin in Berlin.
Mit ihrem neuen Roman «Heimsuchung» war sie für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Sie erzählt darin die wechselvolle Geschichte eines Ferienhauses am Märkischen Meer und dessen Bewohnern und erweckt so die politischen und historischen Wendungen der europäischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zum Leben.
Jenny Erpenbeck schreibt virtuos; sie setzt Stilmittel wie Textmontage und Wiederholungen ein, so dass der grosse Bogen sichtbar wird, den sie über die Einzelgeschichten spannt, und sich ihre Prosa stellenweise in Lyrik verwandelt. Die NZZ war begeistert: «Die Geschichte ist das, was sich an jedem Ort als Sediment ablagert. Jenny Erpenbeck hat einen Roman von enormer poetischer Kraft geschrieben, der genau das eindrücklich zur Darstellung bringt: Sie erzählt von den kleinen Geschichten eines unscheinbaren Ortes und spiegelt darin ergreifend und fassbar die grosse Geschichte.»
Heimsuchung. Roman. Eichborn Berlin, 2008
Wörterbuch. Roman. Eichborn Berlin, 2005
Tand. Geschichtensammlung. Eichborn Berlin, 2001
Geschichte vom alten Kind. Roman. Eichborn Berlin, 1999
Katharina
Faber
Katharina Faber wurde 1952 geboren. Sie arbeitete lange Zeit als Ärztin. Seit ihrer Jugend schreibt sie, ihr erster Roman wurde jedoch erst 2002 veröffentlicht; er erhielt den Rauriser Literaturpreis. Katharina Faber lebt in Zürich.
Dass Katharina Faber ihren eigenen literarischen Figuren mit grosser Zuneigung begegnet, ist an sich nicht ungewöhnlich, aber die liebevolle Art, wie sie über sie spricht und jeder Figur einen eigenständigen Platz einräumt, nicht nur in ihren Büchern, sondern offensichtlich auch in ihrem Herzen, ist einzigartig.
Die Geschichte von «Fremde Signale», ihrem neuen Roman, erinnert an Wim Wenders «Der Himmel über Berlin» und ist doch vollkommen eigenständig: Im Kreissaal, bei der Geburt von Ali, treffen sich drei Schutzengel zum ersten Mal. Bob, Linette und Michail sollen gemeinsam dieses winzige neugeborene Mädchen beschützen. Und das, obwohl sie selber noch halbe Kinder sind, mit ihrem Schicksal des zu frühen Todes hadern und aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Zeiten stammen. Im Laufe des Buches entwickeln sich die drei Engel ganz heimlich zu den eigentlichen Hauptdarstellern und senden ihre «fremden Signale» an Ali, die eindeutig autobiografische Züge der Autorin trägt.
Katharina Fabers Sprache ist dicht, sie fordert ihre Leserinnen und Leser, aber ihre Texte, ob Prosa oder Lyrik, lassen keinen unberührt die Figuren aus ihren Büchern begleiten einen in die nicht-literarische Welt und erweisen sich dort als erstaunlich alltagstauglich.
Fremde Signale. Ein Album. Bilgerverlag, 2008
Mit einem Messer zähle ich die Zeit. Bilgerverlag, 2005
Manchmal sehe ich am Himmel einen endlos weiten Strand.
Bilgerverlag, 2002
Werner
Kofler
Der in Villach geborene Werner Kofler lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Wien. Er gilt als unbequemer Zeitgenosse, als Aussenseiter und Einzelgänger des österreichischen Literaturbetriebs. An die zwanzig Bücher hat er bisher veröffentlicht, ebenso viele Hörspiele verfasst, unter anderem mit Antonio Fian, und doch steht er immer noch im Ruf eines unberechenbaren und rebellischen Kopfes. Die «Frankfurter Rundschau» hat ihm deshalb einen «Logenplatz in der Weltliteratur der Underdogs» zugewiesen. In seinen Texten finden sich bissige Bemerkungen über Schriftsteller-Kollegen und -Kolleginnen und über den Kulturbetrieb. «Vielen seiner immer noch zu wenigen Leser gilt Werner Kofler, seit Thomas Bernhard tot ist, als der wortgewaltigste Prosaist Österreichs und als schärfster und untergriffigster Satiriker des Landes. (…) Er selbst und viele seiner Texte beziehen einen guten Teil ihrer Kraft aus der moralischen und literarischen Verachtung des Betriebs, auf den er als Schreibender zugleich materiell und existentiell angewiesen ist. Trotz aller Preise und Auszeichnungen, und es sind mittlerweile viele und bedeutende, steht er ausserhalb und er verteidigt diese Stellung im öffentlichen Abseits grimmig, wenngleich nicht ohne spürbaren Genuss.» So charakterisiert der renommierte Literaturwissenschafter Klaus Amann Koflers randständige Position im Literaturbetrieb.
In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor. Lesebuch.
Hg. Klaus Amann, Drava Verlag, 2007
Triptychon. Drei Romane. Neuauflage im Deuticke Verlag, 2005
Kalte Herberge. Bruchstück. Deuticke Verlag, 2004
Guggile. Vom Bravsein und vom Schweinigeln. Neuauflage im Deuticke Verlag, 2004
László
Krasznahorkai
László Krasznahorkai wurde 1954 im ungarischen Gyula geboren. Er studierte Philosophie an der Universität Budapest und ist heute einer der bekanntesten ungarischen Autoren. Für sein literarisches Schaffen erhielt er zahlreiche Preise, zuletzt 1996 ein Stipendium des Wissenschaftskollegs Berlin. László Krasznahorkai lebt heute als freier Schriftsteller in Pilisszentlászló in der Nähe von Budapest.
Als Schauplätze seiner Handlungen wählt László Krasznahorkai bewusst Orte und Gegenden, die beim Leser bereits mit starken Bildern und Gefühlen besetzt, ihm aber doch fremd sind: Sein Roman «Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluss» spielt in einem japanischen Kloster, «Der Gefangene von Urga» in der Wüste; in «Krieg und Krieg» unternimmt ein ungarischer Privatgelehrter eine Reise nach New York City, um dort zu sterben. Bekannt wurde László Krasznahorkai mit seinen starken, oftmals fellinihaft-grotesken Bildern. Sein erster Roman «Satanstango», den er mit nach Leukerbad bringt, erschien bereits 1985 auf Ungarisch und ist jetzt auf Deutsch erhältlich.
Satanstango. Roman. Ammann, 2007 (Erstveröffentlichung: 1985 auf Ungarisch)
Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im
Osten ein Fluss. Roman. Ammann, 2005
Krieg und Krieg. Roman. Ammann, 1999
Der Gefangene von Urga. Roman. Ammann, 1993
Melancholie des Widerstands. Roman. Ammann, 1992
Andrej
Kurkow
Andrej Kurkow zählt neben Juri Andruchowytsch und Oksana Sabuschko zu den prominentesten Vertretern der zeitgenössischen ukrainischen Literatur. Andrej Kurkow wurde 1961 in St. Petersburg geboren, lebt aber seit seiner Kindheit in Kiew. Er studierte Fremdsprachen, arbeitete als Redakteur und während des Militärdienstes als Gefängniswärter.
Im Kiew von heute, in der postsozialistischen Gesellschaft, spielen Kurkows Geschichten, mit Helden, die nicht unbedingt sympathisch sind: Versagertypen, die sich treiben lassen, die das Leben ja nicht in die eigene Hand nehmen wollen, Menschen, denen skurrile Dinge widerfahren und die Merkwürdiges tun, um zu überleben. Ironische Leichtfüssigkeit, viel schwarzer Humor und ein Sinn für den harten Alltag einfacher Leute sind die Kennzeichen der Prosa von Andrej Kurkow. In seinem Roman «Die letzte Liebe des Präsidenten» bietet Kurkow dem Schweizer Lesepublikum einen besonderen Leckerbissen: Ein Teil der Geschichte spielt in Zürich und Leukerbad. Der Autor benutzte seine Teilnahme am 6. Literaturfestival in Leukerbad im Jahr 2001 für seine Recherchen; in einer Szene liest sein Protagonist sogar ein Buch von Martin Suter.
Wie verbrenne ich meinen Mann? Woher stammt meine neue Leber? Wie entsorge ich meinen Steinway-Flügel? In seinem neuen Erzählband gibt Andrej Kurkow Antworten auf diese und andere Fragen.
Herbstfeuer. Erzählungen. Diogenes, 2007
Die letzte Liebe des Präsidenten. Roman. Diogenes, 2005
Pierre
Michon
«Ein neuer Gott aus Frankreich: Pierre Michon ist die grosse Entdeckung der französischen Gegenwartsliteratur»: So schwärmt «Die Zeit» von dem 1945 geborenen Franzosen, der nach einem Literaturstudium in Clermont-Ferrand erst 1984 den literarischen Durchbruch schaffte. Mit seinem Roman «Vies minuscules», auf Deutsch unter dem Titel «Das Leben der kleinen Toten» erschienen, überzeugte er Kritiker und Publikum gleichermassen.
Pierre Michon schreibt nicht über Helden, er schreibt über die «kleinen» Menschen, um deren Tod kein öffentliches Aufheben gemacht wird; Menschen, die «näher an der Erde geboren» sind als andere «und schneller wieder von ihr verschluckt» werden. Er erzählt von der Welt, so vielfältig wie sie ist, und nutzt dabei die Sprache in all ihren Facetten mal berichtet er nüchtern, dann wunderbar komisch, um im nächsten Moment nicht vor grossem Pathos zurückzuschrecken; bei all dem bleibt er ganz bei sich, bei seiner besonderen Satzmelodie, seinem eigenen Stil, der sich in keine literarische Strömung einpasst, sondern am ehesten mit jenem der grossen Erzählern Flaubert und Faulkner verglichen werden kann.
Rimbaud der Sohn. Suhrkamp, 2008
Das Leben der kleinen Toten. Roman. Suhrkamp, 2004
Péter
Nádas
Péter Nádas, 1942 in Budapest geboren, mit 16 Jahren schon Vollwaise, ist einer der bedeutendsten europäischen Erzähler. Er gehört neben Imre Kertész und Péter Esterhazy zu den wichtigsten Vertretern der ungarischen Literatur. Sein Roman «Buch der Erinnerung» (1991) gilt heute als eines der Meisterwerke des 20. Jahrhunderts.
Péter Nádas ist ein skrupulöser Nichtverdränger. Gnadenlos leuchtet er das Innenleben seiner Romanfiguren aus, analysiert die komplizierten Mechanismen der «himmlischen und der irdischen Liebe» und spricht Klartext, wenn es um die vergangene und gegenwärtige Politik seines Landes geht. Zu kommunistischen Zeiten hat ihm solche Offenheit mehrmals ein Publikationsverbot eingetragen; noch heute gilt er einigen als unbequem, zumal Ungarn sich mit seiner Vergangenheitsbewältigung nach wie vor schwer tut.
Sein zuletzt erschienener Sammelband «Spurensicherung» ist eine Zusammenstellung verschiedener Texte aus der Zeit vor 1989, ergänzt um ein Interview aus dem Jahre 2006. Die Texte vermitteln die Atmosphäre der sozialistischen Diktaturen mit ihrer Enge, der Angst, der Repression und den Einschränkungen der persönlichen Freiheit, aber auch mit dem Kampf und der Verteidigung des eigenen moralischen Anspruchs. Im Band «Behutsame Ortsbestimmung» vereinigt er zwei sensible Zeugnisse aus extremen Grenzsituationen: Im ersten Teil erkundet Péter Nádas die archaischen Strukturen seines Dorfes Gombosszeg und in «Der eigene Tod» protokolliert er eindringlich, wie er nach einem Herzinfarkt den Nahtod erlebte. In Leukerbad wird Péter Nádas erstmals aus seinem neuen Roman «Parallelgeschichten» lesen.
Parallelgeschichten. Roman. Berlin Verlag (Übersetzung in
Vorbereitung)
Heute. Erzählung und Fotografien. Verlag Thomas Reche, 2008
Spurensicherung. Sachbuch. Berlin Verlag, 2007
Behutsame Ortsbestimmung. Zwei Berichte. Berlin Verlag, 2006
Buch der Erinnerung. Roman. Rowohlt, 1991
Marie
NDiaye
Marie NDiaye wurde 1967 in Pithiviers bei Orléans geboren. Sie studierte Linguistik an der Sorbonne und veröffentlichte mit 17 ihren ersten Roman; weitere Romane und Theaterstücke folgten. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in einem kleinen Dorf im Südwesten Frankreichs. Für «Rosie Carpe» erhielt sie 2001 den renommierten Prix Fémina.
Die Themen, über die Marie NDiaye schreibt, liegen immer abseits der Norm: Hinter augenscheinlicher Idylle reissen Abgründe auf, die zuvor unvorstellbar erschienen und doch seltsam bekannt anmuten. In «Rosie Carpe» zeigt die Autorin eindrücklich, was Erwachsene Kindern antun, während sie in dem Erzählband «Alle meine Freunde» die unterschiedlichsten Spielarten menschlicher Grausamkeiten erlebbar werden lässt. Dass sie dabei eine eigenständige, formvollendete Sprache verwendet, macht die dunklen Inhalte nur noch verstörender.
Die NZZ zählt Marie NDiaye zu den «interessantesten Stimmen der zeitgenössischen französischen Literatur» und die Süddeutsche Zeitung ist beeindruckt: «Das Unheimliche lauert bei Marie NDiaye nicht in den narrativ dafür hergerichteten Nischen dunkler Ahnung, sondern im ganz Ordentlichen, das ausserordentlich spielt.»
Mein Herz in der Enge. Roman. Suhrkamp, August 2008
Alle meine Freunde. Erzählungen. Suhrkamp, 2006
Rosie Carpe. Roman. Suhrkamp, 2005
Véronique
Olmi
Véronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt heute mit ihren zwei Kindern in Paris. In Frankreich wurde sie als eine der bekanntesten Dramatikerinnen des Landes mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 1990 hat die ausgebildete Schauspielerin zwölf Theaterstücke verfasst, wobei sie am Anfang bei deren Aufführung auch selbst auf der Bühne stand und / oder Regie führte. Ihre Theaterstücke wurden in viele Sprachen übersetzt; einige Stücke liegen auch in deutscher Übersetzung vor und wurden und werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgeführt.
In ihren Büchern dreht sich alles um die meist versteckten, dunklen Seiten der scheinbaren Normalität. Ohne sich in Detailbeschreibungen zu verlieren, gelingt es ihr gerade durch das Ungesagte, die Leserschaft in den Bann ihrer eindringlichen Sprache zu ziehen. In der «Zeit» war über sie zu lesen: «Sie ist durchaus eine würdige Nachfolgerin der französischen Moralisten. Ihr geht es darum, zu erkennen, wie schnell man aus dem Leben eine Bühne gemacht, sich selbst in einer dargebotenen Rolle versteckt hat.»
Ihre Leidenschaft. Roman. Kunstmann, 2007
Ein Mann, eine Frau. Roman. Kunstmann, 2006
Meeresrand. Roman. Kunstmann, 2006
Eine so schöne Zukunft. Roman. Kunstmann, 2004
Nummer sechs. Roman. Kunstmann, 2003
Der Riss. Letzter Sommer. Magali. Stücke und Materialien.
Suhrkamp, 2002
Katja
Oskamp
Katja Oskamp wurde 1970 in Leipzig geboren, studierte Theaterwissenschaften und war Dramaturgin am Volkstheater Rostock. Sie ist Absolventin des Leipziger Literaturinstituts und lebt in Berlin. Für «Halbschwimmer» wurde sie mit dem Rauriser Literaturpreis 2003 ausgezeichnet.
Ihr Romandebüt «Die Staubfängerin» wurde von der Kritik ebenso begeistert aufgenommen wie ihr Erzählband «Halbschwimmer»: «Die Kunstfertigkeit im nur scheinbar unbekümmerten erinnernden Schreiben, die Katja Oskamp schon in den Erzählungen gezeigt hatte, kommt in der dramaturgisch geschickten Komposition des Romans noch besser zur Geltung.» (FAZ)
Ihre Protagonistin in beiden Büchern heisst Tanja Merz und ist eine Art Alter Ego der Autorin. Während «Halbschwimmer» in der DDR-Endzeit spielt, ist «Die Staubfängerin» Ende der neunziger Jahre situiert. Tanja Merz ist älter geworden, verheiratet und wird Mutter. Die Frustrationen, die zu erwarten sind, wenn eine Regieassistentin versucht, ein kleinbürgerliches Leben im Reihenendhaus zu leben, kompensiert die Romanfigur mit einem Putzzwang, sie wird zur «Staubfängerin». Katja Oskamp schreibt vergnüglich, ohne dabei die Verletzungen ihrer Figuren aus den Augen zu lassen.
Die Staubfängerin. Roman. Ammann, 2007
Halbschwimmer. Erzählungen. Ammann, 2003
Rose-Marie
Pagnard
Rose-Marie Pagnard lebt mit dem Maler und Opern-Ausstatter René Myrha zusammen. So fügt sich das eine zum anderen: Malerei und Musik spielen in ihren Geschichten immer wieder eine Schlüsselrolle. Der Journalistin und Schriftstellerin, die von Basel in einen Haus in den Freibergen (Kanton Jura) gezogen ist, verdanken wir eine Reihe von Novellen und Romanen, die bei den renommierten Verlagen L’Aire, Actes Sud und Du Rocher verlegt sind (deutsch bei Lenos).
In der jüngsten Erzählung «Le Conservatoire d’amour» (2008) verbindet sie die grenzenlose Liebe zur Musik mit dem Erschrecken zweier Heranwachsender vor der Welt der Erwachsenen, einer Welt, in der existenzielle Geheimnisse versteckt und unausgesprochen bleiben müssen. Bei Rose-Marie Pagnard schleicht sich das Fantastische hinterrücks in die Realität, um der Grausamkeit in den Arm zu fallen. Es wird tätig, wo der Schmerz unerträglich wird, es drückt das Unsagbare von Familiendramen aus: Die Verstossung oder der Tod eines Kindes. In «Revenez chères images revenez» hat sich ein Maler mit seiner Frau nach dem brutalen Tod ihrer Tochter von der Welt zurückgezogen. Erst die Intervention eines Schriftstellers erlaubt ihm, das Rätsel dieses Todes zu lösen und ins Leben und zur Kunst zurückzufinden. Ein Mädchen steht auch im Zentrum von «Janice Winter»: Es wird weit fortgetrieben an einen Ort, wo die Eltern es nicht mehr erreichen können, wo es tödlicher Gefahr ausgesetzt ist. Vor der Trauer sagt Rose-Marie Pagnard ihre Liebe und ihre Verzweiflung mit feiner Zurückhaltung und raffiniertem Humor – Eleganz im Angesicht des Todes.
Dans la forêt la mort s’amuse. Actes Sud. 1999. Prix Schiller 1999
Figures surexposées. Récit, aquarelles de René Myrha. Editions S.J.E. 2003
Janice Winter. Editions du Rocher. 2003. Poche Points Seuil. 2005
Revenez chères images revenez. Editions Du Rocher. 2006
Le Conservatoire d’amour. Editions Du Rocher. 2008
Judiths Vermächtnis. Lenos Verlag. 2002
Ulrich
Peltzer
Der diesjährige Spycher-Preisträger Ulrich Peltzer hat sich mit seinen komplexen, die aktuellen Bewusstseinsstrukturen reflektierenden Romanen einen grossen Namen gemacht. Peltzer ist ein politischer Autor, der Wert auf die soziale Situation seiner Figuren legt und unter der Hand auch eine aktuelle Gesellschaftsdiagnose liefert. Der Brüchigkeit moderner Identitäten verleiht Peltzer in seinen Büchern einen eigenen, assoziativen Stil, eine Musikalität, die nichts zu tun hat mit dem mittlerweile landläufigen Pop-Missverständnis von Affirmation, Konsum und dem Sammeln von Etiketten. Peltzer beschwört mit Film-, Musik- und natürlich auch Literaturzitaten ein zeitgenössisches Lebensgefühl, das widersprüchlich, sperrig und lustvoll ist; es entspricht an keiner Stelle dem üblichen ambitionierten Zeitgeistramsch.
In seinem neuen Roman «Teil der Lösung» schildert Ulrich Peltzer das junge, akademische Milieu, dessen Zukunft ungewiss ist, das jedoch auf neue Weise nach dem Wesen der Gesellschaft fragt, auf aktuelle Weise Kritik übt. Peltzer beschreibt bei aller Desillusionierung, bei allem Aufweichen alter Fronten das Weiterleben von Erkenntnissuche und Analyse. Ein grosser Zeitroman, auf der Höhe der theoretischen Diskurse, gleichzeitig eine packende Kriminal- und Liebesgeschichte. Mit dem neuen Buch ist Ulrich Peltzer ein Generationen- und Milieuroman gelungen, der mit der Kontrolle des privaten Stadtraums beginnt und mit Vertrauen zwischen zwei Menschen endet: Die Liebe als letzte Utopie.
Teil der Lösung. Roman. Ammann, 2007
Bryant Park. Roman. Ammann, 2003
Alle oder Keiner. Ammann, 1999
Gerhard Rühm
& Monika Lichtenfeld
Der Avantgardist der fünfziger und sechziger Jahre ist ein würdiger alter Herr geworden, ein Klassiker der Moderne. Längst hat er viele Preise erhalten, ist Thema von Symposien und Ausstellungen. Gerhard Rühm wurde 1930 in Wien geboren und studierte Klavier und Komposition. Als «radikaler Komponist» in den Wiener Kunst-Subkulturzirkeln der frühen fünfziger Jahre bald bekannt, arbeitete er mit den Gesinnungsgenossen H.C. Artmann, Konrad Bayer, dem Jazzmusiker Oswald Wiener und dem Architekten Friedrich Achleitner zusammen. Diese Gruppierung wurde später legendär unter dem Namen «Wiener Gruppe».
Gerhard Rühm war von Beginn seines Schaffens an stets sowohl in der Bildenden Kunst (visuelle Poesie, gestische und konzeptionelle Zeichnung, Fotomontage, Buchobjekte) als auch in der Musik zu Hause (auditive Poesie, Chanson, dokumentarische Melodramen, Vokalensembles, konzeptionelle Klavierstücke, Text-Ton-Transformation). Entsprechend breit ist sein Arbeitsfeld als Grenzgänger zwischen den Künsten: literarische Publikationen (über achtzig Bücher), Ausstellungen, Vorträge, Konzerte und Theateraufführungen.
In Leukerbad wird Gerhard Rühm mit seiner Partnerin Monika Lichtenfeld auftreten. Die Kritikerin arbeitet schon seit Jahren mit ihm zusammen. Sie ist Mitbegründerin der internationalen Tagung «Musik in dieser Zeit» in Boswil und der «Kölner Gesellschaft für neue Musik» und zudem seit Mitte der achtziger Jahre als Sprecherin und Interpretin experimenteller Poesie aktiv.
botschaft an die zukunft. Mit Toncassette. Gesammelte Sprechtexte. Rowohlt, 2001
Bisher erschienen:
Gesammelte Werke 1. Gedichte, 2005
Gesammelte Werke 2.1. Visuelle Poesie, 2007
Gesammelte Werke 2.2. Visuelle Musik, 2006
Die gesammelten Werke erscheinen im Parthas Verlag
Simona
Ryser
Mit «Maries Gespenster» legt die Zürcher Autorin Simona Ryser ein grossartiges Romandebüt vor. Sie erzählt darin die Geschichte von Marie, die nach dem Tod ihrer Mutter aus der Bahn geworfen wird. Verstrickt in innere Kämpfe um Ablösung und Erlösung, hangelt sie sich durch den Tag, lässt sich aushalten von Verehrern, sucht manchmal einen Job. Mit Arbeitslisten der wichtigsten Dinge versucht Marie, in ihrem inneren und äusseren Durcheinander Ordnung zu schaffen. In schlichter, reduzierter Sprache umkreist «Maries Gespenster» eine Geschichte von Verlust und Wiederfinden, von Abwesenheit und Begehren, von Trauma und Sprache. Mit seiner sehr dichten und knappen Prosa wird der kleine Roman zu einem eindringlichen Text über eine grosse Trauer und die Suche nach einem Leben danach. Der fesselnd musikalische Duktus erfasst präzise die Wahrnehmung der einsamen Protagonistin und ist von Georg Büchners «Woyzeck» inspiriert. Simona Ryser analysiert die Gegenwart kritisch und zeigt exemplarisch die Schwierigkeiten der Menschen auf, mit ihrer durch gesellschaftliche Prozesse entstandenen Einsamkeit umzugehen.
Für «Maries Gespenster» erhielt Simona Ryser den renommierten Rauriser Literaturpreis für die beste deutschsprachige Erstveröffentlichung. Die Autorin hat bereits mehrere Hörspiele und Erzählungen veröffentlicht. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie heute als Sängerin, Regisseurin und Journalistin tätig.
Maries Gespenster. Roman. Limmat Verlag, 2007
Zeruya
Shalev
«Ich träume davon, mehr im Jetzt zu leben. Und mich nicht zwischen Vergangenheit und Zukunft zu verlieren.» Zeruya Shalev, die israelische Autorin, die in ihren Büchern auf eindrückliche Weise über moderne Liebe in allen Facetten schreibt, von zerstörerischer Abhängigkeit und alltäglichen Abgründen bis hin zur universellen Mutterliebe, wurde 1959 in einem israelischen Kibbuz geboren. Nach ihrer Militärzeit studierte sie Bibelwissenschaften und arbeitete als Verlagslektorin. Zeruya Shalev lebt heute als freie Autorin mit ihrer Familie in Jerusalem. Bekannt wurde sie mit ihren zwei internationalen Bestsellern «Liebesleben» und «Mann und Frau». «Späte Familie» bildet den Abschluss der Trilogie über die moderne Liebe.
Anziehung oder Abstossung, hingebungsvoll oder zerstörerisch Zeruya Shalev ist immer auf Wahrheitssuche. «Und trotzdem reflektieren meine Bücher nicht die Realität, ich halte mich an keine sozialen Statistiken, sondern wähle bewusst Paare oder Familien im Stadium der Krise. Krisen können sehr aufschlussreich sein, weil sie einen zwingen, sich den eigenen Problemen zu stellen und bewusster zu leben. Ich will die kleinen Tragödien zeigen, die in unserem täglichen Leben versteckt sind. Ohne etwas dabei zu beschönigen. Meine Bücher handeln nicht von Glück.»
Mamas liebster Junge. Bilderbuch. Beltz & Gelberg, 2006
Späte Familie. Roman. Berlin Verlag, 2004
Mann und Frau. Roman. Berlin Verlag, 2001
Liebesleben. Roman. Berlin Verlag, 2000
Jörg
Steiner
«Wir verstehen nicht, was mit uns geschieht», sagt der Erzähler in Jörg Steiners neuem Buch «Ein Kirschbaum am Pazifischen Ozean». Doch man kann davon erzählen. Das tut der 77-jährige Bieler Autor mit wunderbarer Gelassenheit und hoher poetischer Intensität. Der bekannte Schweizer Autor hat sich mit einer grossartigen poetischen Erzählung in Erinnerung gebracht. Dabei schreibt er erstmals in der Ich-Form über einen Schriftsteller, der in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts als «Writer in Residence» nach Kalifornien kommt und dort Beiläufiges wie auch Ungewöhnliches erlebt.
Grosse zeitliche Abstände liegen zwischen Jörg Steiners Büchern. Er beherrscht die hohe Kunst der Auslassung, kein Satz ist überflüssig. Entlang des von ihm Erzählten wird der Leser seine eigene Geschichte zu finden wissen. Steiners Prosa pendelt zwischen Schwebe und Deutlichkeit, zwischen künstlerischer Fiktion und sozialer Realität. Sein Schreiben erfüllt dabei eine Doppelfunktion: Es fängt Wirklichkeit ein, ohne die poetische Utopie zu verraten, die über diese Wirklichkeit hinausweist. Eine Konstante im gesamten Werk Jörg Steiners sind die Aussenseiter, die sich nicht zur Ordnung bringen lassen, die zugleich aber auch versuchen, für sich selbst eine eigene, kleine, lebenswerte Ordnung zu schaffen. Deshalb sind fast alle seine Figuren Ordnungsstörer, denn «wenn man sich an eine Ordnung gewöhnt hat, fängt man an, selber Ordnung zu verlangen».
Ein Kirschbaum am Pazifischen Ozean. Erzählung. Suhrkamp, 2008
Mit deiner Stimme überlebe ich. Geschichten. Suhrkamp, 2005
Wer tanzt schon zu Musik von Schostakowitsch. Roman. Suhrkamp, 2000
Krisztina
Tóth
Krisztina Tóth ist eine der bekanntesten ungarischen Lyrikerinnen. Sie wurde 1967 in Budapest geboren und studierte französische und ungarische Literatur. Sie schreibt nicht nur Lyrik, sondern auch Prosa ihr erster Prosaband «Vonalkód» (Strichcode) erschien im Juni 2006 und übersetzt französische Lyrik ins Ungarische. Ihre Gedichte, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, wurzeln in den traditionellen ungarischen und europäischen Poetiken, wobei die Autorin immer ihrem ganz eigenen Stil treu bleibt. Ihr Markenzeichen ist eine gekonnte Mischung aus berührenden Sprachbildern, intellektueller Reflexion und einer sehr genauen, manchmal ironischen Beschreibung von Alltagsszenen normaler Menschen und deren Probleme.
Krisztina Tóth hat sieben Gedichtbände veröffentlicht und zahlreiche Lyrikpreise gewonnen. Ihr Buch «Londoni mackók» (Londoner Bären, 2003) erhielt den Preis als «bestes Kinderbuch des Jahres». Sie ist nicht nur Schriftstellerin und Übersetzerin, sondern entwirft und produziert auch Bleiglasfenster, von deren poetischer Anmutung man sich auf ihrer Homepage überzeugen kann.
Ein deutscher Lyrikband von Krisztina Tóth ist in Vorbereitung.
Eine Liste ihrer Veröffentlichungen auf Ungarisch,
Französisch und Englisch finden Sie auf ihrer Website:
www.tothkrisztina.hu
Marie-Jeanne
Urech
Marie-Jeanne Urech wurde 1976 in Lausanne geboren. Nach einem Studium der Soziologie und Anthropologie in Lausanne machte sie 2001 ihren Abschluss an der London Film School und lebt heute als Regisseurin und freie Schriftstellerin in Lausanne.
Sie machte mit Kurzfilmen wie «Dust to dust» (2000) und «When pigs fly» (2001) auf sich aufmerksam. «Sorry, no vacancies» (2002), die Geschichte eines Londoner Hotels, in dem das Sozialamt Obdachlose und Flüchtlinge unterbringt, war Urechs Abschlussarbeit an der Londoner Filmschule und zugleich ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm.
Neben ihren Filmarbeiten ist Marie-Jeanne Urech als Schriftstellerin tätig und hat Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht darunter die Novellen «La salle d’attente» (2004) und den Roman «Le syndrome de la tête qui tombe», der demnächst im Zürcher Bilgerverlag auf Deutsch erscheint.
Für ihr nächstes Projekt, einen Roman auf dem Hintergrund der US-Immobilienkrise, wurde Marie-Jeanne Urech mit dem Waadtländer Literaturpreis 2008 ausgezeichnet.
In all ihren Werken macht Marie-Jeanne Urech vor allem durch ihren entspannten, humorvollen und gleichzeitig tiefgründigen Umgang mit ernsten Themen auf sich aufmerksam.
Le syndrome de la tête qui tombe. Roman. Editions de l’Aire, 2006 (erscheint im Herbst 2008 im Bilgerverlag auf Deutsch)
La salle d’attente. Roman. Editions de l’Aire, 2004
Cécile
Wajsbrot
Cécile Wajsbrot wurde 1954 in Paris geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft und arbeitete anschliessend als Französischlehrerin und Literaturredakteurin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin abwechselnd in Paris und Berlin.
In ihren Büchern ist das neue Europa immer ein zentrales Thema. Cécile Wajsbrot zeigt, wie sehr auch und gerade die jungen Europäerinnen und Europäer von den Ereignissen der Geschichte gebeutelt werden. Ihre modernen Protagonisten bewegen sich durch Städte, in denen die baulichen Lücken längst geschlossen wurden, die Verletzungen der Seele und die politischen Ungerechtigkeiten der Vergangenheit jedoch weiterleben. Cécile Wajsbrot scheut sich nicht, die Fragen zu stellen, die das heutige Europa im Geiste seiner Geschichte aufwirft. Ihre Sprache ist eindringlich; einerseits arbeitet sie mit Alltäglichem sowohl sprachlich als auch thematisch , andererseits liegt hinter der literarischen Fassade immer auch das Besondere, Tiefsinnige, teils Bedrückende. Sie vereitelt Lesegewohnheiten, rüttelt ihre Leserschaft immer wieder wach. Cécile Wajsbrots Themen sind nicht unbedingt neu, wohl ist es aber ihre Sicht- und Erzählweise. Mit ihrem Roman «Aus der Nacht» wurde Cécile Wajsbrot für verschiedene Preise nominiert.
Aus der Nacht. Roman. Liebeskind, 2008
Der Verrat. Roman. Liebeskind, 2005 (Originaltitel:
«La trahison», bereits 1997 auf Französisch erschienen)
Im Schatten der Tage. Roman. Liebeskind, 2004
Mann und Frau den Mond betrachtend. Roman. Liebeskind, 2003
Peter
Waterhouse
Peter Waterhouse ist eine der eigenwilligsten Stimmen der neueren deutschsprachigen Literatur. Ilma Rakusa schreibt über ihn: «Seit den frühen achtziger Jahren beschäftigt er sich in Gedichten, Prosatexten, Theaterstücken und poetologischen Essays mit der Frage, wie Sprache und Welt sich zueinander verhalten.» Peter Waterhouse ist zwischen den Sprachen aufgewachsen: Als Sohn eines englischen Offiziers und einer Österreicherin wurde er 1956 in Berlin geboren und lebte als Kind an verschiedenen Orten zwischen Berlin und Südostasien.
Wie vernetzt Peter Waterhouse in seinem poetischen Universum lebt, das der Leserschaft immer wieder die Augen öffnet für die Wahrnehmung der Welt, kann man nicht schöner sagen, als es Friederike Mayröcker einmal getan hat: «Ein von Inspiration und Präzisionskunst heimgesuchtes Himmelskind der Poesie» sei Peter Waterhouse. Schreiben ist für ihn zunächst Übersetzung, sei es aus einem nichtsprachlichen Bereich in die Sprache oder aus der einen Sprache in eine andere. Mit seinem neusten Buch «(Krieg und Welt)», wahrscheinlich eines der wichtigsten österreichischen Bücher der letzten Jahre, ist ein komplexer Text über Kindheit und Tod, über das Autoritäre und die Gewalt in der und durch die Sprache, über die Grenzziehungen der Medien und der Macht entstanden. Vor allem aber ist es ein Buch über die Innigkeit und die Sinnlichkeit der Wahrnehmung, über die Lust am Beschreiben und das Aufblühen der sprachlichen Vorstellungskraft. So viele zarte und zugleich komplizierte, naturmagische, lebensbejahende und zugleich todtraurige Melodien waren in einem Buch der Gegenwartsliteratur noch nie zu hören.
(Krieg und Welt). Jung & Jung, 2006
Von herbstlicher Stille umgeben wird ein Stück gespielt. Theatertext, Urs Engeler Editor, 2003
Prosperos Land. Jung & Jung, 2001
Anne
Weber
Anne Weber wurde 1964 in Offenbach geboren. Ab 1983 studierte sie in Paris an der Sorbonne französische Literatur und vergleichende Literaturwissenschaften. Von 1989 bis 1996 arbeitete sie als Lektorin verschiedener französischer Verlage. Sie begann, deutsche Texte (u.a. von Hans Mayer, Sibylle Lewitscharoff, Birgit Vanderbeke und Wilhelm Genazino) ins Französische zu übersetzen. Ebenso übersetzte sie vom Französischen ins Deutsche (u.a. Pierre Michon und Marguerite Duras). Pierre Michon wird sie in Leukerbad ihre deutsche Stimme leihen.
Klug, ernsthaft, witzig, illusionslos und mit spöttischer Lust; leichtfüssig, kunstvoll, unbeirrt, schmerzhaft direkt und federleicht dies nur ein paar der Attribute, die die Kritik gefunden hat, um Anne Webers Prosa zu beschreiben. Ihre Bücher schreibt sie auf Französisch und stellt die deutsche Version erst im zweiten Durchgang her. Für ihren letzten Roman‚ «Gold im Mund»‚ hat sie sich für ihr Schreiben in einem Grossraumbüro in Walsers Geburtsort, der Schweizer Kleinstadt Biel, bei «Cendres & Métaux» in der Abteilung für Zahnersatz eingenistet. Zahntechnik und Poetik treffen sich damit sozusagen im Mund und die Arbeitswelt verwandelt sich für die Autorin in ein Refugium, in dem das Beobachten genauso anregend wird wie das wild schweifende Assoziieren. Sich dem Angestelltendasein so leichtfüssig zu nähern gelingt, weil die Erzählerin das Privileg geniesst, sich freiwillig und unabhängig im Büro zu bewegen.
Gold im Mund. Roman. Suhrkamp, 2005
Besuch beim Zerberus. Roman. Suhrkamp, 2004
Erste Person. Roman. Suhrkamp, 2002