27. Internationales Literaturfestival Leukerbad

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Warlam Schalamow

Russland

Warlam Schalamow

Warlam Schalamow, 1907 im nord­russischen Wologda als Sohn eines ortho­doxen Geist­lichen geboren, ging 1924 nach Moskau, um dort «sowjetisches Recht» zu studieren. 1929 wurde er wegen «konter­revolutionärer Agitation» zu Lager­haft im Ural verurteilt. 1931 kehrte er nach Moskau zurück, wo er 1937 zum zweiten Mal verhaftet wurde. Es folgte die Depor­tierung in die sibirische Kolyma-Region, dem Kälte­pol der Erde.

1954 begann Schalamow heimlich seine Erzählungen aus Kolyma zu schreiben. 1956 durfte er nach Moskau zurück­kehren. Am 18. Juni 1956 wurde er in Bezug auf Anklagen von 1937 rehabilitiert. Anfang der 70er Jahre beendete er die Arbeit an den Erzählungen aus Kolyma, das Manus­kript schmuggelte er in die Bundes­republik. Dort und in Frankreich erschienen seine Erzählungen 1971 auf Deutsch und Französisch. Schalamow starb 1982 in einer Nerven­heil­anstalt in Moskau. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde er im Jahr 2000 auch in Bezug auf die Anklage von 1929 postum rehabilitiert.

Seine Dar­legungen über das menschen­verachtende System des Gulags betrachtete Warlam Schalamow als Zeugnis der Stärke. Aus ihm, dem Sohn eines russischen Geist­lichen, sprach der Stolz, gegenüber allen Un­bilden unbeugsam geblieben zu sein. «Jede meiner Erzählungen», vertraute er 1971 einem Brief­freund an, «ist eine Ohr­feige für den Stali­nismus, und wie jede Ohr­feige gehorcht sie reinen Muskel­gesetzen.»

Das Gesamt­werk von Warlam Schalamow wurde bei Matthes & Seitz neu aufgelegt.


Über die Kolyma. Erinnerungen.
Wischera. Antiroman.
Beide: Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Herausgegeben von Franziska Thun-Hohenstein. Matthes & Seitz 2018

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28. Inter­nationales Literatur­festival Leukerbad: 21.–23.6.2024