Adonis, geboren 1930 in Nordsyrien, studierte Philosophie an der Universität Damaskus. 1955 musste er wegen seiner Mitgliedschaft in der Syrischen Sozial-Nationalistischen Partei ein halbes Jahr ins Gefängnis. Mit seiner Frau wählte er daraufhin Libanon als Exil, wo er zusammen mit renommierten Autoren 1957 die avantgardistische Literaturzeitschrift Schi’r (Arabisch für «Poesie») herausgab. Ab 1973 lehrte er trotz des beginnenden Bürgerkriegs an libanesischen Hochschulen, bevor er 1985 nach Paris zog, wo er seitdem lebt. Adonis gilt heute als der bedeutendste Dichter der arabischen Welt und wurde für sein Schaffen mehrfach ausgezeichnet.
Adonis ist der Künstlername von Ali Ahmad Said Esber, unter dem der Dichter in Erscheinung trat, nachdem eine Zeitschrift ein unter seinem richtigen Namen eingereichtes Gedicht abgelehnt, nach erneuter Zusendung unter dem Pseudonym jedoch abgedruckt hat. Adonis’ freie Verse brechen mit der Form der hocharabischen Poesie, bewahren aber deren Metaphorik. Neben Gedichten setzt sich der Schriftsteller auch in Essays mit arabischer Poetik auseinander. Er ergründet die arabischen Traditionen durch die Jahrhunderte bis in die Neuzeit und zeigt mit seiner kraftvollen poetischen Sprache eine Offenheit, die für die arabische Welt richtungsweisend sein kann.
Das Literaturfestival Leukerbad zeigt erstmals das bildkünstlerische Werk Adonis’ in der Galerie St. Laurent und im Alten Bahnhof.
Gespräch zur Ausstellung: Sonntag, 25.6., 10 Uhr, Galerie St. Laurent